Tierwohl und Nachhaltigkeit – das fordert Foodwatch
Der Großteil des Fleisches auf dem Markt stammt nach wie vor aus konventioneller Massentierhaltung, die sehr schädlich für Klima und Umwelt ist und den Tieren grenzenloses Leid zufügt. Heutzutage stehen die Themen Nachhaltigkeit und Tierwohl stärker denn je im Fokus der Öffentlichkeit, doch getan hat sich auf dem Fleischmarkt noch verhältnismäßig wenig. Wir haben uns mal umgehört, wie die bekannte Verbraucherorganisation Foodwatch das Tierwohl und die Nachhaltigkeit bei tierischen Lebensmitteln verbessern möchte.
28.01.2022 • 14:28 Uhr
Hintergrund
Die Fleischindustrie steht spätestens seit diversen Skandalen in der Massentierhaltung verstärkt im Fokus der Öffentlichkeit. In der heutigen Zeit sind den Verbrauchern Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Tierwohl wichtiger denn je und selbst Vertreter der Fleischindustrie sind sich einig, dass einiges passieren muss, damit in ihrer Branche verstärktes Tierwohl und mehr Nachhaltigkeit gewährleistet sind. Denn laut der Europäischen Statistikbehörde Eurostat wurden 2020 gerade einmal 1 Prozent aller Schweine ökologisch gehalten. Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) schätzt, dass das in Deutschland verkaufte Fleisch 2020 nur zu rund drei bis vier Prozent aus der Bio-Produktion stammte. Der Großteil des Fleisches kommt also noch aus der konventionellen Produktion, die das Klima schädigt und massives Tierleid mit sich bringt. Ein Problem sind die sehr niedrigen Preisen – in Zeiten, in denen fast alles andere teuer ist, greifen die Verbraucher bei günstigem Fleisch zu, um ihren Geldbeutel nicht noch mehr zu belasten. Andererseits wird vielen Verbrauchern gesündere und nachhaltigere Ernährung immer wichtiger, was sich auch an dem stetig wachsenden Angebot vegetarischer und veganer Fleischalternativen zeigt. Um für ein verbessertes Tierwohl und mehr Nachhaltigkeit zu sorgen, fordern immer mehr Politiker sowie die Fleischindustrie selbst höhere Preise. Der Verbraucherorganisation Foodwatch geht das alleine aber noch nicht weit genug.
Foodwatch für strengere Gesetze
Foodwatch ist ein 2002 in Berlin gegründeter gemeinnütziger Verein, der die Qualität von Lebensmitteln beleuchtet und sich für die Rechte von Verbrauchern einsetzt. Bekannt ist das Unternehmen u.a. für den „Goldenen Windbeutel“, der an Firmen aus der Lebensmittelbranche verliehen wird, die sich besonders dreister Werbelügen bedienen. Auch für Tierwohl und Nachhaltigkeit macht sich die Organisation stark. Höhere Preise gehen ihr nicht weit genug, weil das Tierwohl dann alleine von der Kaufentscheidung der Verbraucher abhinge. Stattdessen fordert Foodwatch zusätzlich strengere Tierschutzgesetze. Diese würden automatisch dazu führen, dass das Fleisch teurer würde. Wenn es nach Foodwatch ginge, sollten die Tierbestände in deutschen Mastbetrieben in Hinblick auf den Klimaschutz zudem mindestens um die Hälfte reduziert werden. Vertreter aus der Fleischindustrie halten bei diesem Aspekt allerdings dagegen, dass dann Dünger in Form von Gülle in Deutschland fehle. In dem Fall müsste Mineraldünger aus Erdöl produziert werden, wodurch das Klima belastet würde.
Foodwatch kritisiert Fleisch-Kennzeichnung der Supermärkte
Den großen Handelsketten ist das wachsende Bewusstsein der Verbraucher für Nachhaltigkeit und Tierschutz natürlich nicht verborgen geblieben. 2019 haben Aldi und weitere Lebensmittelunternehmen ein vierstufiges Haltekennzeichnungssystem eingeführt. Anhand einer auf der Fleischverpackung abgedruckten Kennnummer von 1 bis 4 sollen die Verbraucher auf einen Blick ablesen können, wie es um das Tierwohl bei der Fleischproduktion des entsprechenden Produktes bestellt ist. Die erste Stufe entspricht dabei lediglich den gesetzlichen Bestimmungen, während die vierte Stufe den Tieren u.a. auch Auslaufmöglichkeiten im Freien garantiert. Mitte vergangenen Jahres kündigte Aldi an, bis 2030 nur noch Fleisch aus den für das Tierwohl besten Stufen 3 und 4 verkaufen zu wollen.
Foodwatch findet diese Tierhaltungskennzeichnung unzureichend. Sie informiere zwar formal über die Haltungsbedingungen, sage aber nichts über den allgemeinen Gesundheitszustand der Tiere aus. Die Organisation fordert deshalb ein deutschlandweites Gesundheitsmonitoring für jeden Nutztierbetrieb sowie Gesetze mit dem Ziel, die allgemeine Gesundheit der Nutztiere zu verbessern. Foodwatch ist weiter der Meinung, dass Aldi und andere Supermärkte den Verbrauchern etwas vorgaukeln, indem sie suggerieren, dass das Tierwohl bei den höheren Kennzeichnungsstufen steige. Mehr Freiraum und Auslauf würden die Tiere laut Foodwatch jedoch nicht vor Krankheiten wie Lungen- und Euterentzündungen oder Kannibalismus schützen. Die Haltungskennzeichnung würde das Elend der Tiere nicht verringern, das könnten nur gesetzliche Vorgaben für eine exzellente Tiergesundheit.
Quellen
https://de.wikipedia.org/wiki/Foodwatch
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