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Bio-Siegel im Überblick: Das bedeuten sie wirklich

Wer sich gesünder und umweltfreundlicher ernähren möchte, setzt häufig auf Lebensmittel in Bio-Qualität. Doch was bedeutet „Bio“ eigentlich und wofür stehen die einzelnen Öko-Siegel in Deutschland? Wir geben dir einen Überblick.

24.10.2022 • 08:19 Uhr

Bio-Siegel im Überblick: Das bedeuten sie wirklich

Wofür stehen die Bio-Siegel im Allgemeinen?

Wer seine Waren als „Bio“ vermarkten möchte, muss sich an die staatlichen und EU-weiten Mindeststandards für Ökolandbau halten. In Deutschland gibt es verschiedene Anbauverbände (z. B. Bioland, Demeter, Naturland etc.), die zusätzlich noch ihr eigenes Siegel besitzen und sogar strengere Standards verfolgen. Hier stellen wir dir einige der gängigsten Bio-Siegel vor und erklären dir, was sie bedeuten. An einigen Stellen gibt es Kritik. Manche Maßnahmen gelten zum Teil als wirkungslos, andere als nicht streng genug.

Das EU-Bio-Siegel

Seit dem ersten Juli 2010 müssen alle in der EU-produzierten Bio-Lebensmittel dieses Siegel tragen. Nur mit diesem Symbol darf ein Produkt in Deutschland überhaupt als „Bio“ oder „Öko“ verkauft werden. Auch alle Betriebe, die ihre „eigenen“ Bio-Standards verfolgen, müssen sich zuallererst an den EU-Richtlinien orientieren:

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  • Keine chemischen Dünge- oder Pflanzenschutzmittel
  • Mehr Platz für jedes einzelne Tier
  • Tierfutter stammt ebenfalls aus ökologischer Landwirtschaft
  • Kein Kupieren von Schwänzen, Abkneifen von Zähnen oder Einsatz von Nasenringen
  • Antibiotika dürfen nur zu medizinischen Zwecken eingesetzt werden
  • Keine Gentechnik
  • Maximal 49 Zusatzstoffe dürfen in verarbeiteten Lebensmitteln zu finden sein
  • Mindestens 95 Prozent eines fertigen Produktes müssen aus Bio-Landwirtschaft stammen
  • Verzicht auf Geschmacksverstärker, künstliche Aromen und Farbstoffe in verarbeiteten Lebensmitteln

Kritik am EU-Bio-Siegel

  • Trotzdem lange Transportwege und wenige regionale Waren
  • Spaltböden für Mastschweine teilweise erlaubt
  • Bis zu 24 Stunden-Transporte von lebenden Tieren zu den Schlachthöfen möglich
  • Trotz Auflagen noch Einsatz von Plastikverpackungen in großem Umfang

Das Deutsche Bio-Siegel

Dieses Siegel existiert seit 2001 und wurde im Grunde durch das EU-Bio-Siegel ersetzt. Trotzdem dürfen Hersteller das sechseckige Symbol weiterhin verwenden. Es wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) vergeben und ist weiterhin gültig. Die Öko-Standards sind identisch mit denen der EU-Bio-Verordnung.

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Das Demeter-Siegel

  • Der älteste (1924) und strengste Anbauverband Deutschlands
  • Fokus auf biologisch-dynamische Landwirtschaft*
  • Strengere Standards für artgerechte Tierhaltung, Schlachtung und Lebensmittelzusatzstoffe
  • Gilt insgesamt als bodenschonendste und artgerechteste Landwirtschaft

*Biologisch-dynamische Landwirtschaft sieht einen Hof als ganzheitlichen Organismus, auf dem zum Beispiel der hauseigene Kompost auf den Feldern weiterverwertet wird und abwechslungsreiche Fruchtfolgen angebaut werden.

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Kritik an Demeter

  • Vermischung von Landwirtschaft und Esoterik
  • Unnötige „Soll-Verschriften“, wie die Herstellung von Düngepräparaten aus Kuhmist, die zum Beispiel in einem Kuhhorn bei Vollmond vergraben werden müssen
  • Orientierung an astrologischen Gegebenheiten

Das Bioland-Siegel

  • Der wirtschaftlich bedeutendste Anbauverband Deutschlands
  • Verband als „geschlossener Betriebskreislauf“, das bedeutet: Produktions- und Futtermittel stammen größtenteils aus eigener Herstellung
  • Erkrankte Tiere werden „naturheilkundlich“ behandelt
  • Strengere Standards für artgerechte Tierhaltung, Schlachtung und Lebensmittelzusatzstoffe

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Das Naturland-Siegel

  • Nicht nur für Lebensmittel, sondern auch für Textilien und Holz
  • Besonderer Fokus auf Erhalt der Bodenfruchtbarkeit
  • Strengere Standards für artgerechte Tierhaltung, Schlachtung und Lebensmittelzusatzstoffe

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Das Biokreis-Siegel

  • Biokreis setzt auf Regionalität
  • Betriebe müssen Rohstoffe zu einem großen Teil aus ihrem eigenen Umland (Umkreis: 200 km) beschaffen
  • Strengere Standards für artgerechte Tierhaltung, Schlachtung und Lebensmittelzusatzstoffe

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Das Biopark-Siegel

  • Die umweltschonenden Richtlinien ermöglichen Biopark-Landwirten auch die eingeschränkte Bewirtschaftung von Naturschutzgebieten
  • Strengere Standards für artgerechte Tierhaltung, Schlachtung und Lebensmittelzusatzstoffe

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Quellen:

https://www.bmel.de/DE/themen/landwirtschaft/oekologischer-landbau/bio-siegel.html

https://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Bio-Siegel-Welche-Standards-gelten-fuer-Produkte,biosiegel104.html

https://eatsmarter.de/ernaehrung/news/bio-siegel

https://www.demeter.de/leistungen/zertifizierung/richtlinien

https://www.bioland.de/richtlinien

https://www.naturland.de/de/naturland/wofuer-wir-stehen/qualitaet/qs-richtlinien.html

https://www.biokreis.de/landwirtschaft-imkerei/richtlinien-erzeugung/

https://biopark.de/wp-content/uploads/2021/07/Erzeuger_Richtlinie_Biopark.pdf