Nachhaltiges Pendeln: 11 wertvolle Tipps für Arbeitnehmer & Arbeitgeber
Der tägliche Weg zur Arbeit ist für Millionen Menschen in Deutschland viel zu lang – mit Folgen für die eigene Gesundheit und die Umwelt. In diesem Beitrag stellen wir dir nachhaltige Lösungen und Alternativen vor.
19.02.2024 • 09:47 Uhr
Für viele beginnt der Arbeitsstress schon mit der Autofahrt dorthin: Ampelphasen, Stau und Hupkonzerte – Alltag für rund 19 Millionen Menschen in Deutschland. Langes Pendeln ist nicht nur schlecht für die Umwelt, sondern wirkt sich auch negativ auf die eigene Gesundheit aus. Letzteres fand unter anderem die TK-Krankenkasse in einer Untersuchung heraus. Pendler sind anfälliger für psychische Leiden aber auch körperliche Schmerzen.
Ab wann ist man ein „Pendler“?
Als Berufspendler gelten Erwerbstätige, die für einen einfachen Arbeitsweg (also hin oder zurück) eine Strecke von mindestens 25 Kilometer zurücklegen müssen oder 40 Minuten Fahrtzeit benötigen. Ein Pendler ist man unabhängig davon, ob man selbst mit dem Auto oder zum Beispiel mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt.
Ein paar interessante Fakten zum Pendeln
- Der durchschnittliche Arbeitsweg hierzulande beträgt pro Strecke 17 Kilometer.
- 8,5 Millionen Menschen in Deutschland brauchen länger als eine Stunde pro Weg.
- 850.000 Menschen fahren sogar länger als 90 Minuten am Stück.
- 1 Million Menschen fahren bereits am Sonntagabend oder Montagmorgen zur Arbeit und kehren erst zum Wochenende zurück in die Heimat.
- Zwei Drittel aller Pendler fahren mit dem Auto (motorisierter Individualverkehr).
- Pendler, die selbst Autofahren, sind nachweislich am meisten gestresst.
- Pendler, die den Schienenverkehr nutzen, haben den wenigsten Stress.
- 14 Prozent aller Pendler nutzen den öffentlichen Personennahverkehr.
- Der tägliche Weg zur Arbeit und Dienstreisen machen die Hälfte aller in Deutschland mit dem Auto gefahrenen Kilometer aus.
- CO₂-Äquivalent, das pro Personenkilometer ausgestoßen wird: Auto – 147 g, Linienbus – 80 g, Straßen-/S-/U-Bahn – 58 g, Zug im Fernverkehr – 32 g
- Wenn jeder vierte Angestellte in Deutschland an zwei Tagen in der Woche nicht mit dem Auto zur Arbeit fährt, spart das jährlich bis zu 3,2 Millionen Tonnen CO₂.
Warum pendeln so viele Menschen in Deutschland zur Arbeit?
Die Gründe dafür, dass es hierzulande so viele Pendler gibt, sind vielfältig. Aber die Ursachen greifen häufig ineinander. Es beginnt damit, dass der Wohnraum in den Städten knapp wird. Immer mehr Menschen ziehen also in das Umland – nicht nur aus Platzgründen, sondern weil sie das Leben auf dem Land auch als lebenswerter empfinden. Es gibt jedoch nicht so viele Arbeitsplätze auf dem Land, wie in großen Städten. Also bleibt den Menschen nichts anderes übrig, als zum Arbeiten zurück in die Stadt zu fahren – und das zum Teil über sehr weite Strecken. Außerdem sind viele Arbeitsplätze nur befristet. Da lohnt sich der Umzug in eine nähere Umgebung zum Job häufig nicht. Manche müssen deshalb sogar regelmäßig ins Flugzeug steigen.
Ab wann wird Pendeln gesundheitsschädlich?
Einige Forscher sagen, dass Arbeitswege ab 45 Minuten pro Strecke mit einem erhöhten Risiko für Schlafstörungen, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Rücken-, Magen- und Kopfschmerzen, psychischen Leiden und Gewichtsproblemen verbunden sind.
Wichtig: Wer freiwillig pendelt ist glücklicher. Nicht jeder Pendler ist automatisch krank. Entscheidend ist vielmehr die Haltung zu den langen Fahrten.
Nachhaltig Pendeln für Arbeitnehmer: 6 Tipps
Wenn du als Arbeitnehmer aufs Pendeln angewiesen bist, gibt es mehrere Möglichkeiten, die du ergreifen kannst, um deinen Arbeitsweg umweltfreundlicher zu gestalten. Manchmal ist eine Alternative auch gesundheitlich weniger belastend, wobei dieser Faktor sehr individuell betrachtet werden kann.
1. Mit dem Fahrrad fahren
Diese Option haben nur Berufspendler innerhalb großer Städte. Untersuchungen haben gezeigt: Autofahren ist nicht immer schneller. Fahrradfahrer sind in Städten häufig früher am Ziel als Autofahrer – je nach Strecke. Und wer in seinem Alltag wenig körperliche Bewegung hat, kann das Fahrradfahren vor und nach der Arbeit als sportlichen Ausgleich nutzen. Auch interessant für dich: „Nachhaltig unterwegs: 10 Gründe fürs Radfahren“
2. Schienenverkehr nutzen
Wer mit dem Regionalzug oder innerhalb der Stadt mit Straßen-, S- oder U-Bahn unterwegs ist, hat laut Untersuchungen den entspanntesten Arbeitsweg. Hier kannst du im besten Fall noch ein bisschen Lesen, Musikhören oder einfach nur die Gedanken schweifen lassen. Außerdem ist die Fortbewegung auf dem Gleis die CO₂-ärmste Transportmöglichkeit.
3. Mit dem Bus fahren
Auch Linienbusse sparen CO₂ im Vergleich zum Fahren mit dem PKW. Und auch hier können sich Berufspendler noch ein wenig während der Busfahrt entspannen, wenn sie möchten. Sie müssen sich nicht auf den Straßenverkehr konzentrieren.
4. Fahrgemeinschaften bilden
Wenn Kolleginnen oder Kollegen von dir in deiner Nähe wohnen und ihr regelmäßig mit dem Auto zur Arbeit fahrt, könnt ihr gerne eine Fahrgemeinschaft bilden. So spart ihr Kosten und Treibhausgase – und habt bestenfalls eine gesellige Zeit.
5. Carsharing
Wenn du zum Beispiel aufgrund einer Homeoffice-Regelung nicht sehr häufig bei deinem Arbeitgeber bist aber aufgrund des Fahrtweges trotzdem auf ein Auto angewiesen bleibst, ist Carsharing eine Möglichkeit für dich. So kommst du auch ohne eigenes Auto gut zur Arbeit. Hier erfährst du mehr: „Carsharing – praktisch, flexibel, umweltfreundlich“
6. Homeoffice
Wenn du nicht jeden Tag ins Büro musst und auch gerne von zuhause aus arbeitest, spart das Zeit, Geld und CO₂. Nicht jeder Job ist für das Homeoffice geeignet, aber viele Berufe haben mittlerweile die Option. Auch interessant für dich: Homeoffice nachhaltig(er) gestalten: 7 Tipps“
Nachhaltig Pendeln für Arbeitgeber: 5 Tipps
Möchtest du die Arbeitswege deiner Angestellten gerne umweltfreundlicher gestalten und deine Mitarbeiter zu nachhaltigem Handeln motivieren? Hier stellen wir dir einige Möglichkeiten vor.
1. Jobticket für ÖPNV
Arbeitgeber können mit Verkehrsunternehmen kostengünstige Monats- und Jahreskarten aushandeln. Der große Pluspunkt: Die Fahrkarten können normalerweise auch privat genutzt werden.
2. Dienstfahrrad statt Dienstauto
Wer als Angestellter sowieso lieber mit dem Fahrrad unterwegs ist, profitiert von einem „Jobrad“. Wer möchte schon mit einem alten Fahrrad unterwegs sein? Hier lohnt sich die Investition.
3. Ladestationen am Arbeitsplatz
Ob für das E-Auto oder E-Bike – wer als Arbeitgeber den Umstieg auf nachhaltigere Antriebstechnik unterstützen möchte, darf über eine unternehmensinterne Ladestation nachdenken. Im Idealfall mit Ökostrom. Interessant für dich: „Welches E-Bike passt zu mir?“
4. Videokonferenzen statt Dienstreisen
Seit Corona wissen wir, dass viele Gespräche auch als Video-Meeting absolviert werden können. Wenn das der Fall ist, spart der Call in jedem Fall Zeit, Kosten und Treibhausgase im Vergleich zu einer Reise.
5. CO₂-Kompensation
Möchtest du dein Unternehmen als Arbeitgeber möglichst klimaneutral führen? Dann hast du zum Beispiel die Möglichkeit Dienstfahrten oder Dienstflüge kompensieren zu lassen. Erfahre hier mehr: „Nachhaltiger Leben durch CO₂-Kompensation – so geht’s“