Wie nachhaltig ist Zuckerersatz?

Zuckeralternativen wie Kokosblütenzucker und Agavendicksaft sind trendiger als schnöder Haushaltszucker, aber sind sie auch nachhaltiger?

10.02.2022 • 11:47 Uhr

Wie nachhaltig ist Zuckerersatz?

Herkömmlicher Haushaltszucker, auch Rübenzucker genannt, genießt in Zeiten erhöhtem Ernährungsbewusstseins nicht den besten Ruf. Auch in Sachen Nachhaltigkeit sagt man ihm keine guten Eigenschaften nach. Trendige Zuckeralternativen wie Kokosblütenzucker, Agavendicksaft und Ahornsirup muten viel gesünder und auch umweltfreundlicher an. Aber ist Zuckerersatz wirklich nachhaltiger als Haushaltszucker? Wir haben uns mit dem Thema näher beschäftigt …

Haushaltszucker – nachhaltiger als sein Ruf

Haushaltszucker wird hierzulande aus Zuckerrüben gewonnen und besteht aus Saccharose. Die Zuckerrüben werden vielerorts in Deutschland angebaut und es gibt hier etliche Zuckerfabriken, die daraus anschließend durch sogenannte Raffination die weißen Zuckerkörner herstellen. Das Verfahren beinhaltet viele industrielle Verarbeitungsschritte, die einiges an Energie kosten und deswegen nicht gerade umweltfreundlich sind. Aber: Dafür sind die Transportwege des Zuckers klein, weil er nicht aufwendig importiert werden muss. Zudem wird der Haushaltszucker in einem geschlossenen System hergestellt, d.h. alle Bestandteile der Zuckerrüben werden auch verwendet. Neben dem Endprodukt Zucker entstehen bei der Herstellung auch Futtermittel, Dünger und andere Erzeugnisse. Das für die Raffination gebrauchte Wasser wird zudem direkt den Zuckerrüben entnommen. Üblicherweise besteht die Zuckerverpackung außerdem aus Papier, was ein weiterer Pluspunkt ist. Und was den Gesundheitsfaktor angeht: Hier kommt es immer auf das richtige Maß an, denn Zucker an sich ist nichts Schlechtes, zu viel davon aber natürlich schon.

Kokosblütenzucker und Agavendicksaft: die besseren Zuckeralternative?

Kokosblütenzucker und Agavendicksaft, die Lieblinge ernährungsbewusster Blogger und Influencer, sind wesentlich trendiger als der langweilige Haushaltszucker. Doch sind sie auch nachhaltiger und besser? Zunächst zum Kokosblütenzucker: Dieser entstammt dem Nektar, der aus den Blüten der Kokospalme gewonnen wird. Der Nektar wird gekocht, getrocknet und zu einer pulverartigen Masse verarbeitet, die dann aus Asien, wo die Kokospalmen gedeihen, nach Deutschland importiert wird. Die langen Transportwege sind natürlich Gift für die Umwelt – zudem wird Kokosblütenzucker in der Regel in Plastik verpackt, damit er nicht so schnell klumpt. Kokosblütenzucker enthält zwar mehr Vitamine und Mineralstoffe als gewöhnlicher Zucker, um daraus einen Nutzen zu ziehen, müsste man die Zuckeralternative allerdings kiloweise verspeisen und das ist nicht empfehlenswert.

Eine weitere beliebte Zuckeralternative ist der Agavendicksaft, der mexikanischen Agaven entstammt und zu Sirup weiterverarbeitet wird. Weil das traditionelle Verfahren den Saft zu gewinnen zu kostspielig und zeitintensiv ist, wird er längst im großen Stil industriell gewonnen. Das ist energieintensiv und nicht nachhaltiger als die Raffination von Haushaltszucker. Dazu kommt, dass der Agavendicksaft aus Südamerika importiert werden muss, was schlecht für Umwelt und Klima ist. Gesünder als Haushaltszucker ist Agavendicksaft übrigens auch nicht wirklich. Er enthält zwar mehr Spurenelemente, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe, aber um davon zu profitieren, müsste man ihn in sehr hohen Mengen verzehren. Davon ist nicht zuletzt wegen seines hohen Fructoseanteils, der zu gesundheitlichen Problemen führen kann, jedoch abzuraten.

Gibt es überhaupt nachhaltigere Zuckeralternativen?

Es gibt noch viele weitere Zuckeralternativen wie Ahornsirup, Reissirup oder Stevia . Für sie alle gilt, dass sie aufgrund der aufwendigen Gewinnung und der langen Transportwege nicht nachhaltiger als Haushaltszucker sind. Kalorienfreie Zuckeraustauschstoffe bringen ebenfalls einige Nachteile mit sich, vor allem synthetische Stoffe wie Aspartam und Saccharin. Gibt es also keine empfehlenswerte nachhaltige Zuckeralternative? Doch, Honig. Zumindest dann, wenn er aus der Region stammt. Von Honig „aus EU- und Nicht-EU-Ländern“ ist dagegen abzuraten – dieser kann praktisch aus der ganzen Welt stammen, hat also lange Transportwege hinter sich. Regionaler Honig hat in puncto Nachhaltigkeit gegenüber Zucker die Nase vorn, ist er aber auch gesünder? Hauptsächlich enthält Honig verschiedene Zuckerarten, sein Kaloriengehalt ist zudem vergleichbar mit Haushaltszucker. Honig enthält aber auch einige wertvolle Inhaltsstoffe, was besonders für dunkle Sorten wie Waldhonig oder Tannenhonig gilt. Solange man Honig in Maßen konsumiert, ist er eine gute Sache – und eine nachhaltigere Alternative zu Haushaltszucker.

Quellen

https://www.lebensmittelmagazin.de/wissen/20210310-nachhaltigere-zuckeralternativen-sind-agavendicksaft-und-co-besser-als-haushaltszucker/

https://meinkonsumkompass.de/allgemein/wie-nachhaltig-sind-zucker-und-andere-suessmittel/

https://utopia.de/ratgeber/zuckerersatz/

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