Umweltfreundliches Mobilitätskonzept: Radschnellwege

Rund 60 Prozent aller Beschäftigten pendeln zum Arbeiten in eine andere Gemeinde. Ein Großteil nutzt dafür den Pkw. Gerade zur Rushhour schleppt sich der Verkehr deshalb oft nur im Schneckentempo voran. Radschnellwege sollen das Problem lösen und einen Umstieg auf Rad, Pedelec und Co. vereinfachen. Hier erfährst du, ob das funktionieren kann.

27.10.2021 • 14:34 Uhr

Umweltfreundliches Mobilitätskonzept: Radschnellwege

Was sind Radschnellwege?

Da der Radverkehr in Deutschland stetig wächst und durch technische Neuerungen wie E-Bikes und Pedelecs außerdem immer schneller wird, sollen die modernisierten Radwege diesen veränderten Funktions- und Leistungsansprüchen gerecht werden. Radschnellwege verbinden wichtige Quell- und Zielgebiete und sollen Radlern ein zügiges, sicheres und attraktives Reisen ermöglichen.

Die Anforderungen an sogenannte Radschnellverbindungen (RSV), wie die Radschnellwege offiziell genannt werden, werden dazu von der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) festgelegt. Laut der Definition des Mobilitätskonzepts gilt ein Radweg als RSV, wenn er folgenden Vorgaben entspricht:

  • Der Radschnellweg ist breit genug, dass zwei Radfahrer nebeneinander fahren können und dennoch das Überholen durch einen Dritten möglich ist.
  • Der Radschnellweg ist mindestens vier Meter breit, wenn der Verkehr in beide Richtungen fließt, bzw. drei Meter breit, wenn der Verkehr in eine Richtung fließt.
  • Der Radschnellweg ist mindestens fünf Kilometer lang.
  • Der Radschnellweg ist durchgängig beleuchtet.
  • Der Fahrbahnbelag ist von guter Qualität.
  • Die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit beträgt 20 km/h, inklusive Zeitverlust an Ampeln.
  • Radfahrer und andere Verkehrsteilnehmer, besonders Fußgänger, werden durch Trennstreifen separiert.
  • Der Weg ist klar beschildert.
  • Die Führung des Weges ist möglichst störungsfrei, beispielsweise dank Brücken oder Unterführungen.

Was bringen die schnellen Radwege?

„Radfahren macht gesund und glücklich! Das ist zumindest so, wenn die Strecke keinem Hindernisparcours gleicht. Ich will, dass Radfahren auch in der Stadt wieder Spaß macht. Daher fördert das BMVI den Bau von Radschnellwegen. Sie sind die Möglichkeit, den Pendlerverkehr vom Autositz auf den Fahrradsattel zu verlagern. Das macht nicht nur fit, sondern ist aktiver Klimaschutz. Radschnellwege sind breit, sicher und gut ausgebaut – ideal auch für lange Strecken.“ So begründet Verkehrsminister Andreas Scheuer die Notwendigkeit für die neuen Verkehrswege fürs Radl. Radschnellwege sollen die Verkehrsinfrastruktur entlasten, insbesondere im öffentlichen Nahverkehr sowie auf Kfz-Hauptrouten.

Durch sichere, schnelle und gut ausgebaute Radverbindungen sollen außerdem mehr Menschen zum Radfahren motiviert und so die Verkehrswende hin zu umweltfreundlicheren Pkw-Alternativen vorangetrieben werden. Durch die Aufwertung des Radverkehrs können so neben Emissionen auch Lärmbelästigungen reduziert werden.

Gibt es in Deutschland schon Radschnellwege?

In Deutschland steckt der Ausbau der Radschnellwege derzeit noch in den Kinderschuhen. Das soll sich jedoch ändern: Seit 2018 stellt der Bund den Kommunen und Ländern jährlich 25 Millionen Euro für den Ausbau zur Verfügung. Derzeit können Radfahrer hierzulande drei Radschnellwege nutzen: die 23 Kilometer lange Nordbahntrasse in Wuppertal, die Veloroute 10 in Kiel und den eRadschnellweg in Göttingen, der als bundesweit erster RSV zentral durch eine Stadt führt.

Gut zu wissen: Pioniere im Bereich Radschnellwege sind derzeit die Niederländer – mehr als 40 Routen führen Radfahrer dort sicher an ihr Ziel. Und das kommt gut an: Studien zufolge stiegen nach der Eröffnung eines neuen Radschnellweges fünf bis 15 Prozent der lokalen Autofahrer auf das Fahrrad um.

Quellen

https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Artikel/StV/Radverkehr/radschnellwege.html

https://blog.adac/radschnellwege/

https://www.adac.de/verkehr/standpunkte-studien/mobilitaets-trends/radschnellwege/

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