Große Autostudie: So denken die Deutschen über die Mobilität
Die Targobank hat erneut eine Umfrage unter Deutschlands Autofahrern durchgeführt, um deren aktuelle Meinungen und Stimmungen zu erfassen. Seit dem Jahr 2016 beauftragt die in Düsseldorf beheimatete Bank das Forschungsinstitut Forsa mit der Durchführung einer jährlichen Autostudie.
07.04.2024 • 05:31 Uhr
Der Fokus dieser Studie liegt auch dieses Mal auf den Kriterien, die beim Autokauf eine Rolle spielen, den Präferenzen bezüglich verschiedener Antriebstechnologien sowie den allgemeinen Ansichten zu den derzeitigen verkehrspolitischen Debatten und Initiativen.
Markus Häring, Chef der Targobank Autobank, sagt: „Ob Verkehrswende, technische Entwicklungen im Automarkt oder verkehrspolitische Entscheidungen: Die Wahl des passenden Fahrzeugs hängt von verschiedenen Faktoren ab."
Ziel der Befragung sei es, herauszufinden, welche Fragestellungen Verbraucherinnen und Verbraucher aktuell besonders beschäftigten. „So können wir als TARGOBANK Autobank mit unserem Know-how und mit passenden Finanzierungsangeboten unterstützen."
Verbrenner weiterhin hoch im Kurs
Die neueste Umfrage ergab, dass die Vorliebe für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor unverändert stark bleibt. 31 Prozent der Teilnehmenden würden sich für ein Benzinmodell entscheiden, ein leichter Anstieg um 1 Prozentpunkt gegenüber dem Vorjahr. Auch der Zuspruch für Dieselantriebe ist leicht gestiegen, mit 13 Prozent der Stimmen, ein Plus von 3 Prozentpunkten. Entsprechend lehnen 66 Prozent der Befragten das für 2035 geplante Verbot von Neuwagen mit Verbrennungsmotor ab, was einen Anstieg um 2 Prozentpunkte darstellt. Die Attraktivität von alternativen Antriebsarten hat im Vergleich zum Vorjahr nachgelassen: Nur noch 29 Prozent der derzeitigen Fahrer von Diesel- oder Benzinwagen überlegen, beim nächsten Kauf auf eine alternative Antriebsart umzusteigen, ein Rückgang um 7 Prozentpunkte.
Das Interesse an Hybrid- und Wasserstofffahrzeugen hat unter den Befragten weiter abgenommen: Nur noch 15 Prozent können sich vorstellen, einen Hybridantrieb zu wählen, ein Rückgang um 3 Prozentpunkte, während der Anteil derer, die einen Kauf von Wasserstoffautos in Erwägung ziehen, auf 3 Prozent gefallen ist, ebenfalls ein Minus von 3 Prozentpunkten. Die Vorliebe für reine Elektrofahrzeuge bleibt mit 17 Prozent der Befragten (+1 Prozentpunkt) im Wesentlichen konstant. 21 Prozent haben sich in Bezug auf die Antriebsart noch nicht festgelegt. Bezüglich der Finanzierung ihres nächsten Fahrzeugs bevorzugen 51 Prozent der Teilnehmenden die Bezahlung mit Barmitteln, ein leichter Anstieg um 1 Prozentpunkt, während 37 Prozent Finanzierungs- oder Leasingoptionen in Betracht ziehen, ein Rückgang um 3 Prozentpunkte.
Image von Elektroautos verbessert sich
Zum ersten Mal seit 2016 hat sich die Wahrnehmung der Umweltverträglichkeit von Elektrofahrzeugen leicht verbessert: 43 Prozent der Umfrageteilnehmer sehen in E-Autos eine umweltfreundlichere Alternative zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor, was einen Anstieg um 4 Prozentpunkte darstellt. Die Vorbehalte gegenüber Elektroautos basieren teilweise auf Bedenken hinsichtlich der Nachhaltigkeit, wobei 52 Prozent der Befragten die Umweltauswirkungen der Batterieherstellung kritisieren, ein Rückgang um 5 Prozentpunkte, und 48 Prozent die begrenzte Lebensdauer der Batterien anmerken, ein leichter Rückgang um 1 Prozentpunkt. Zusätzlich nennen 57 Prozent der Teilnehmenden das unzureichende Netz an Ladestationen und 63 Prozent die begrenzte Reichweite als Argumente gegen die Anschaffung eines Elektrofahrzeugs, was jeweils einen Rückgang um 6 bzw. 3 Prozentpunkte bedeutet.
Die Kosten eines Elektroautos bleiben das Hauptargument gegen den Kauf: 67 Prozent der Befragten (+3 Prozentpunkte) geben den vergleichsweise hohen Anschaffungspreis als Hinderungsgrund an. Hybridfahrzeuge werden von der Mehrheit nach wie vor als ein vernünftiger Mittelweg zwischen Umweltfreundlichkeit und Reichweite angesehen, obwohl auch hier ein leichter Rückgang in der Beliebtheit zu verzeichnen ist: Jetzt halten nur noch 54 Prozent der Teilnehmenden Hybride für eine gute Alternative, ein Minus von 3 Prozentpunkten.
Kaufprämien beeinflussen Kauf kaum
Die Entscheidung, die staatliche Unterstützung für Hybrid- und Elektrofahrzeuge zu streichen, beeinflusste lediglich 9 Prozent der Umfrageteilnehmer in ihrem Kaufentscheidungsprozess, ein geringfügiger Rückgang um 1 Prozentpunkt. Diese Gruppe zog den Kauf eines solchen Fahrzeugs entweder vor oder verschob ihn aufgrund des Endes der Förderung.
Die allgemeine Befürwortung der finanziellen Unterstützung für den Kauf von Elektroautos bleibt konstant: 48 Prozent der Teilnehmer unterstützen die Förderung auch nach ihrer Abschaffung, während 46 Prozent sich dagegen aussprechen, jeweils mit einem leichten Rückgang um 1 Prozentpunkt. Die Zustimmung zur Nutzung von Steuergeldern für Kaufanreize ist jedoch gesunken: Nur noch 29 Prozent sehen dies positiv, ein Rückgang um 6 Prozentpunkte. Eine gezielte finanzielle Unterstützung für einkommensschwächere Haushalte findet jedoch größeren Anklang: 41 Prozent der Befragten sind in diesem Fall für die Gewährung von Prämien.
E-Autos chinesischer Hersteller vor allem für Jüngere eine Alternative
Trotz der Tatsache, dass die hohen Kosten oft als Hauptargument gegen die Anschaffung von Elektroautos angeführt werden, steht die Mehrheit (57 Prozent) der Umfrageteilnehmer dem Kauf eines Fahrzeugs von einem chinesischen Hersteller, die häufig als preisgünstigere Option gelten, skeptisch gegenüber. Lediglich 36 Prozent der Befragten würden einen solchen Kauf in Erwägung ziehen.
Interessanterweise zeigt sich hier ein signifikanter Altersunterschied: 51 Prozent der jüngeren Teilnehmer im Alter von 18 bis 29 Jahren könnten sich vorstellen, ein Auto aus chinesischer Produktion zu erwerben, im Gegensatz zu nur 28 Prozent der über 60-Jährigen.
Der Preis wird als wichtigster Faktor für den Kauf (mit 87 Prozent) genannt, dicht gefolgt von positiven Bewertungen oder Testergebnissen (27 Prozent). Als Hauptgründe gegen den Erwerb eines chinesischen Elektroautos werden staatliche Subventionen für chinesische Hersteller (42 Prozent), die auf politischer Ebene kritisch diskutiert werden, sowie Bedenken hinsichtlich des Kundenservices (41 Prozent) und der Verarbeitungsqualität (39 Prozent) angeführt.
Grüne Mobilität ist als Mitarbeiter-Benefit gefragt
Obgleich Elektroautos noch nicht den erhofften Popularitätssprung gemacht haben, ist das Thema nachhaltige Mobilität für die Umfrageteilnehmer von Bedeutung, besonders im beruflichen Kontext. So bevorzugen 75 Prozent der Berufstätigen das Vorhandensein einer kostenlosen Ladeinfrastruktur für Elektroautos und E-Bikes am Arbeitsplatz. Ebenso attraktiv findet eine Mehrheit von 65 Prozent die Möglichkeit, über den Arbeitgeber Fahrräder für den Weg zur Arbeit nutzen zu können.
Darüber hinaus äußern 60 Prozent den Wunsch, dass ihr Arbeitgeber die Kosten für das Deutschlandticket als Teil eines "Jobtickets" trägt. Mehr als die Hälfte der Befragten (52 Prozent) sehen es als positiv an, wenn Arbeitgeber die private Umstellung auf Elektroautos durch finanzielle Zuschüsse für die Anschaffung von Ladegeräten unterstützen. 42 Prozent der Teilnehmer sprechen sich für Corporate Carsharing aus, also für die Bereitstellung von Fahrzeugen durch den Arbeitgeber, die zu vergünstigten Konditionen gemeinschaftlich genutzt werden können, einschließlich der privaten Nutzung.
Preissensibilität beim 49-Euro-Ticket
23 Prozent der befragten Autofahrerinnen und Autofahrer geben an, sich seit dem Start im Mai 2023 zumindest einmal ein 49-Euro-Ticket zugelegt zu haben. Mehr als die Hälfte der Käuferinnen und Käufer (55 Prozent) haben daraufhin die Nutzung von privaten Pkw, Motorrollern und Motorrädern reduziert. 91 Prozent geben an, das 49-Euro-Ticket bei gleichbleibendem Preis auch künftig nutzen zu wollen.
Eine mögliche Preiserhöhung des Tickets, wie sie auf politischer Ebene für 2025 diskutiert wird, hat laut Befragung einen deutlichen Effekt auf diese Quote: Bei einem Anstieg von 10 auf 59 Euro geben nur noch 63 Prozent an, das Ticket weiter nutzen zu wollen. Eine Preiserhöhung von 20 auf 69 Euro macht das Ticket nur noch für 26 Prozent attraktiv.