Sind Bio-Produkte nachhaltiger?

Viele Verbraucher achten mittlerweile auf einen nachhaltigen Konsum, um so einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. In diesem Zusammenhang sind Bio-Siegel ein wichtiger Orientierungspunkt, schließlich gelten bei der Produktion von Bio-Lebensmitteln hohe Umweltstandards. Wer also Bio-Produkte bevorzugt, trägt aktiv zum Kampf gegen den Klimawandel bei – oder etwa nicht? Wir beleuchten die Frage, ob Bio-Produkte wirklich nachhaltiger sind als konventionell hergestellte Waren.

04.04.2022 • 07:34 Uhr

Sind Bio-Produkte nachhaltiger?

Was ist eigentlich nachhaltiger Konsum?

Das Thema Nachhaltigkeit ist in aller Munde und wem das Klima und die Umwelt am Herzen liegen, achtet auf eine nachhaltige Lebensweise. Ein wichtiger Aspekt, bei dem Nachhaltigkeit eine Rolle spielt, ist das Einkaufen. Nachhaltig zu konsumieren bedeutet, sich bewusst für Produkte zu entscheiden, die umweltfreundlich produziert wurden. Nachhaltige Produkte haben keinen langen Lieferweg hinter sich und die an ihrer Produktion beteiligten Menschen wurden angemessen für ihre Arbeit entlohnt. Faire Arbeitsbedingungen gehören nämlich ebenfalls zum Bereich der Nachhaltigkeit . Wer beim Kauf von Lebensmitteln auf saisonale und regionale Ware setzt, entspricht den Grundlagen eines nachhaltigen Konsums. Idealerweise sollte man dann auch noch mit umweltfreundlichen Verkehrsmitteln zum Einkaufen fahren und unnötigen Müll, wie zum Beispiel Plastiktüten, vermeiden. Außerdem sollten Verbraucher für einen nachhaltigen Konsum so gut es geht auf tierische Produkte verzichten, da es im Zuge ihrer Herstellung zu einer erhöhten Umweltbelastung kommt. Viele Menschen, die Wert auf Nachhaltigkeit legen, bevorzugen Bio-Produkte, bei deren Herstellung hohe Umweltstandards gelten. Doch ist „Bio“ eigentlich mit „Nachhaltigkeit“ gleichzusetzen?

Bedeutet Bio gleichzeitig Nachhaltigkeit?

Dass es sich bei Bio-Produkten gleichzeitig um nachhaltige Produkte handelt, ist ein weit verbreiteter Irrglaube. In Sachen Herstellung und Lagerung müssen Bio-Produkte zwar in der Tat strenge Standards erfüllen, wesentlich strengere als konventionell produzierte Produkte. Doch auch Bio-Produkte oder einzelne Bestandteile können einen sehr langen Transportweg hinter sich haben, was nicht im Sinne der Nachhaltigkeit ist. Zur Sozialverträglichkeit bei der Produktion sagt ein Bio-Siegel ebenfalls nichts aus, denn auch bei der Produktion von Bio-Waren werden Menschen und ihre Arbeitskraft nicht selten ausgebeutet. Wer diesbezüglich auf Nummer sicher gehen will, sollte zusätzlich zum Bio-Siegel auf das Fair-Trade-Siegel achten, das faire Arbeitsbedingungen und eine angemessene Entlohnung im Herstellungsland garantiert. Trotz dieser Aspekte sind Bio-Produkte in den meisten Fällen nachhaltiger als herkömmlich produzierte Waren. Bei ihrer Produktion dürfen zum Beispiel keine chemischen Stoffe eingesetzt werden, was wiederum dem Prinzip der Nachhaltigkeit entspricht. Inwieweit ein Bio-Produkt aber wirklich nachhaltig ist, ist von Fall zu Fall verschieden. Verbraucher müssen hier bei jedem Produkt hinterfragen, wo es herkommt und unter welchen Bedingungen es hergestellt wurde. Bio-Produkte aus der Region, die aus modernen Betrieben stammen, sind in den meisten Fällen auch nachhaltig. Verbraucher, die also auf regionale Bio-Produkte zurückgreifen und auch noch auf die Handelsbedingungen schauen, indem sie nach dem Fair-Trade-Logo Ausschau halten, tun somit das Bestmögliche, was man für den persönlichen nachhaltigen Konsum machen kann.

Was die Begriffe „Bio“ und „Öko“ aussagen

Die Begriffe „Bio“ und „Öko“ bzw. „biologisch“ und „ökologisch“ betiteln dasselbe. Sie werden in Verbindung mit Lebensmitteln für Produkte verwendet,, bei deren Herstellung die natürlichen Ressourcen und die Artenvielfalt geschützt werden. Außerdem wird bei der Produktion auf die Einhaltung hoher Tierschutzstandards geachtet. Konkret zeichnet sich eine biologische bzw. ökologische Landwirtschaft durch den Verzicht von chemischen Düngern und Pflanzenschutzmitteln aus, die wahre Klimakiller sind. Stattdessen wird u.a. durch sogenannte Fruchtfolgen, also dem wechselnden Anbau sich ergänzender, unterschiedlicher Kulturen erreicht, dass die bewirtschafteten Böden eine gute Fruchtbarkeit aufweisen und nicht von Schädlingen befallen werden. Wichtig für die Bodenfruchtbarkeit ist auch eine gute Humuswirtschaft, welche sich durch eine ausreichende Versorgung des Bodens mit organischem Material, also natürlichen Dünger und Kompost, und eine schonende Bodenbearbeitung zum bestmöglichen Zeitpunkt auszeichnet. Die genauen Vorschriften, die Betriebe, die biologisch bzw. ökologisch produzieren, erfüllen müssen, bestimmt die EU. Das von ihr vergebene EU-Bio-Logo ist auch das wichtigste Kennzeichen, anhand dessen Verbraucher ein Bio-Produkt erkennen können. Ist auf der Verpackung kein EU-Bio-Logo abgedruckt, handelt es sich auch nicht um ein Bio-Produkt.

Die Vor- und Nachteile von Bio-Lebensmitteln

Bio-Lebensmittel bieten gegenüber Produkten aus konventioneller Landwirtschaft viele Vorteile. Durch die strengeren Umweltstandards bei der Herstellung sind etwa bei Bio-Produkten viel weniger Zusatzstoffe erlaubt. Vor allem Geschmacksverstärker und Konservierungsstoffe, die in vielen konventionellen Lebensmitteln enthalten sind, kommen in Bio-Produkten nicht vor. Dass beim Anbau keine chemischen Mittel zum Einsatz kommen, haben wir schon erwähnt, aber auch auf Gentechnik wird bei Bio-Produkten garantiert verzichtet. Bio-Produkte aus der Region sind außerdem nachhaltiger, weil die Böden in der Bio-Landwirtschaft länger genutzt werden. Zudem wird weniger Energie beim Anbau verbraucht als bei konventionellen Lebensmitteln. Der Vorteil der Nachhaltigkeit gilt aber, wie erwähnt, nur bei Bio-Produkten aus der Region bzw. aus Deutschland. Wird ein bestimmtes Produkt zunächst um die halbe Welt geflogen, bevor es hierzulande im Supermarkt landet, ist die positive Energiebilanz durch die hohen Emissionen beim Transport natürlich hinfällig. Schließlich wird auch das Tierwohl bei Bio-Produkten besser berücksichtigt, als bei der Massentierhaltung der konventionellen Landwirtschaft. Durch die gesetzlichen Standards steht den Tieren in Bio-Betrieben wesentlich mehr Platz zur Verfügung. Experten warnen jedoch davor, ein Bio-Siegel gleichzeitig mit hohem Tierwohl gleichzusetzen. Den Tieren steht zwar mehr Fläche zur Verfügung, aber ob es ihnen wirklich gut geht, ist damit nicht automatisch garantiert und hängt sehr von den Haltebedingungen der einzelnen Betriebe ab. Des Weiteren betreffen die Bio-Standards vor allem die Produktion. In den Bereichen Transport und Schlachtung finden sich hingegen wenig Vorgaben zum Tierwohl. Was die Nachteile der Bio-Lebensmittel angeht, ist hier nur der erhöhte Preis zu nennen. Die strengeren Reglements bei der Herstellung sind natürlich auch mit erhöhten Kosten verbunden, welche an die Verbraucher weitergegeben werden. Darüber hinaus sind Bio-Produkte meist nicht so lange haltbar wie konventionelle Lebensmittel, was an dem Verzicht auf Konservierungsstoffe liegt.

Die wichtigsten Bio-Siegel

Das wichtigste Siegel ist das schon erwähnte europäische Bio-Siegel, das auf der Verpackung von Bio-Produkten zwingend abgedruckt sein muss. Es besagt, dass mindestens 95 Prozent der Bestandteile des Produkts aus ökologischem Anbau kommen. Für die restlichen 5 Prozent der Bestandteile darf es keine ökologische Alternative geben. Darüber hinaus gibt es weitere Siegel wie das deutsche Bio-Siegel , das den Verordnungen des europäischen Siegels entspricht. Ökologische Anbauverbände wie Demeter, Bioland und Naturland verwenden darüber hinaus ihre eigenen Siegel und produzieren nach noch strengeren Richtlinien als die, die in der EU-Verordnung verankert sind. So dürfen bei Demeter und Naturland weniger Zusatzstoffe enthalten sein als bei den Bio-Produkten gemäß der EU-Verordnung. Wissenswert für Verbraucher ist außerdem, dass Begriffe wie „Bio“ und „Öko“ sowie „biologisch“ und „ökologisch“ rechtlich geschützt sind. Sie dürfen auf den Produktverpackungen nur verwendet werden, wenn es sich tatsächlich um ein Bio-Produkt handelt. Begriffe wie „kontrolliert“ oder „aus kontrolliertem Anbau“ sind dagegen frei verwendbar und sagen nichts aus. Achtet im Zweifel einfach immer darauf, ob das europäische Bio-Siegel auf der Verpackung abgedruckt ist.

Quellen

https://www.t-online.de/leben/id_90486312/nachhaltigkeit-sind-bio-lebensmittel-versteckte-klima-killer-.html

https://bioaufvorrat.de/wissenswertes/welche-vorteile-und-nachteile-haben-bio-lebensmittel/

https://www.oekomedia-institut.de/sind-bio-produkte-immer-nachhaltig/

https://www.mdr.de/ratgeber/familie/nachhaltig-einkaufen-umweltfreundlich-bio-oeko-fair-tipps-100.html#:~:text="Bio" ist nicht gleichzusetzen mit,von pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln.

https://superveganer.de/2014/04/24/die-wichtigsten-bio-siegel/

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