Ananasleder: Eine vegane Lederalternative
Pinatex - veganes Leder aus Ananasfasern: Alles über Herstellung, Haltbarkeit, Kleidung, Taschen, Schuhe & Co. Jetzt mehr erfahren!
31.08.2023 • 07:30 Uhr
Immer mehr Menschen suchen nach veganen Lederalternativen – häufig dem Tierwohl zuliebe. Herkömmliches Kunstleder wird jedoch auf Erdölbasis hergestellt und besteht vor allem aus Plastik. Außerdem werden in der Regel gesundheitsbedenkliche Zusätze, wie etwa Kunstharze verwendet. Die chromhaltigen Abwässer aus der Kunstlederherstellung, sowie die synthetischen Bestandteile des Materials belasten die Umwelt.
Zurück zu Echtleder? Nein! Denn es gibt auch nachhaltiges Kunstleder, aus dem sich eine Vielzahl an Produkten herstellen lässt – ob Taschen, Schuhe, Jacken oder Rucksäcke. In diesem Beitrag erfährst du alles über Pinatex – veganes Leder aus Ananas.
Was ist Pinatex Leder?
Pinatex ist veganes Leder, das aus den Blattfasern der Ananaspflanze hergestellt wird – man nennt es deshalb auch einfach Ananasleder. Die Blätter der Pflanze sind dabei ein Abfallprodukt während der Ernte. Für das vegane Leder müssen also keine Lebensmittel herhalten. Dafür werden Reste optimal weiterverwertet.
Der Begriff „Pinatex“ ist allerdings markenrechtlich geschützt. Der Name leitet sich von dem spanischen Wort „Piña“ für „Ananas“ ab. Entwickelt wurde dieses außergewöhnliche vegane Leder von der spanischen Lederwarenexpertin Dr. Carmen Hijosa. Im Jahr 2013 gründete sie ihr Unternehmen Ananas Anam Ltd., um mit der Produktion anzufangen. Zuvor hatte sie bereits jahrelang zu nachhaltigen Lederalternativen geforscht. Die erste Idee zu Ananasleder kam ihr bereits in den 1990ern.
„Wir sind völlig neu. Wir ersetzen nicht, wir sind eine Alternative. Wir sind eine Alternative zu Leder und eine Alternative zu Textilien auf Erdölbasis, die nachhaltig ist und einen starken soziologischen und ökologischen Hintergrund hat“, erklärte Dr. Carmen Hijosa (via Zeitgeist-Magazin).
Seit 2020 trägt die Ananas Anam Ltd. das B Corp Certification-Siegel, welches das soziale Engagement von Unternehmen auszeichnet. Außerdem gewann Ananas Anam den MODA-FAD Award – eine spanische Fashion-Auszeichnung.
Leder aus Ananasfasern: Alles Wissenswerte über die Herstellung
Die Herstellung von Pinatex kann im Grunde in fünf Schritten erklärt werden:
- Die länglichen Blätter der Ananaspflanze werden während der Ernte eingesammelt. Wichtig: Hierbei handelt es sich nicht um den Strunk der Ananasfrucht. Die Ernte für Pinatex findet auf den Philippinen statt.
- Die Fasern der Blätter werden maschinell noch auf dem Feld herausgelöst. Dabei übriggebliebene Biomasse kann noch als natürlicher Dünger oder Biokraftstoff verwendet werden.
- Anschließend werden die Fasern gewaschen und getrocknet – nach Möglichkeit unter der Sonne.
- Mithilfe von biologisch abbaubarer Polymilchsäure, die aus nachwachsenden Rohstoffen besteht, wird aus den Ananasfasern ein filzartiger Teppich (auch Pinafelt genannt) hergestellt. Die Fasern werden nicht gewoben. Polymilchsäure wird auch „Biokunststoff“ genannt und entsteht durch die Fermentation von Glucose, Stärke und anderen langkettigen Kohlenhydraten.
- Zur Weiterverarbeitung wird der Ananas-Teppich nach Italien oder Spanien transportiert. Hier bekommt das Material seine finale Beschaffenheit und wird zum Beispiel mit GOTS-zertifizierten Pigmenten gefärbt oder für noch mehr Haltbarkeit mit natürlichen Harzen beschichtet.
Haltbarkeit & Pflege des veganen Leders
Pinatex gilt von sich aus als äußert robust und besitzt eine bemerkenswerte Eigenstabilität. Die sogenannte PERFORMANCE-Kollektion von Ananas Anam ist so widerstandfähig, dass sie sogar für die Innenausstattung von Autos verwendet wird.
Auch Ananasleder sollte regelmäßig gepflegt werden, da es sich hier – wie auch bei Echtleder – um ein Naturprodukt handelt. Es wird im Allgemeinen empfohlen, Pinatex mit einem natürlichen farblosen Wachs zu bearbeiten.
Produkte aus Ananasleder kaufen
Pinatex ist erstaunlich vielseitig einsetzbar. Das spiegelt sich auch in der Produktvielfalt wider. Ananasleder wurde bereits von mehr als 1.000 Marken verwendet – darunter H&M, Hugo Boss, Paul Smith und den Hilton Hotels.
Kleidung aus Ananasfasern
Unter dem Namen „Pinayarn“ (Ananasgarn) vertreibt das Unternehmen einen Stoff, der es mit herkömmlicher Baumwolle definitiv aufnehmen kann. Aus ihm werden zu 100 Prozent pflanzliche, atmungsaktive und weiche Kleidungsstücke hergestellt. Auf ihrer Webseite weist Ananas Anam darauf hin, dass mit jedem Kilogramm Pinayarn bis zu sechs Kilogramm CO₂ gespart werden, da die Ananasblätter für die Produktion des Garns ansonsten verbrannt würden und somit Emissionen freisetzen.
Dieser Beitrag könnte dich auch interessieren: „Nachhaltige Mode: Naturfasern und faire Produktion“
Pinatex Taschen, Rucksäcke & Gürtel
Ananasleder ist so robust und langlebig, dass es problemlos zu Taschen, Rucksäcken und Gürteln verarbeitet werden kann. Pinatex ist wasserfest bzw. wasserabweisend, aber nicht wasserdicht. Das bedeutet, das vegane Leder schützt gegen leichten Regen, hält aber einem intensiveren Wasserdruck nicht stand. Mit einer zusätzlichen Imprägnierung kann Pinatex jedoch auch komplett wasserdicht gemacht werden. In einem Rucksack aus Ananasleder bleiben deine Sachen jedoch unter normalen Umständen trocken.
Vegane Schuhe aus Ananasleder
Bei kaum einem anderen Pinatex-Produkt gibt es eine so große Vielfalt wie bei Schuhen. Der Grund: vegane Schuhe sind gefragt! Deshalb hat zum Beispiel Hugo Boss einen veganen und nachhaltigen Sneaker herausgebracht, der zu einem Großteil aus Ananasleder besteht. Des Weiteren kommen noch Bio-Baumwolle, Leinen, pflanzliche Farben und recycelter flexibler Kunststoff für die Sohle zum Einsatz.
Ananasleder: Die nachhaltige Alternative für Veganer?
Pinatex wird nach dem sogenannten „Cradle-to-Cradle“-Prinzip hergestellt. Das bedeutet, dass es sich hier um einen geschlossenen Rohstoffkreislauf handelt. Außerdem kommen keine Tiere zu Schaden und der Biokunststoff für die Weiterverarbeitung der Ananasfasern ist ebenfalls biologisch abbaubar und stammt aus nachwachsender Quelle. Ananasleder ist also eine nachhaltige Alternative für Veganer und alle anderen, die auf echtes Leder oder auf Kunstleder aus Erdöl verzichten möchten.
Dieser Beitrag könnte dich auch interessieren: „Fast Fashion: Warum ist sie nicht nachhaltig?“