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Tierversuchsfreie Kosmetik: Shampoos, Make-up & Co.

Erfahre mehr darüber, wie du Kosmetik ohne Tierversuche erkennen und finden kannst. Hintergründe, die wichtigsten Siegel und Hersteller für Shampoo, Make-up & Co. Jetzt informieren!

10.10.2023 • 08:26 Uhr

Tierversuchsfreie Kosmetik: Shampoos, Make-up & Co.

Eigentlich möchte niemand, dass für Seife, Lippenstift, Zahnpasta oder Sonnencreme Tiere leiden müssen. Doch selbst ein EU-weites Verbot von Tierversuchen für Kosmetika kann diese bisher nicht vollständig verhindern. In diesem Beitrag erfährst du, warum das so ist und wie du mit Sicherheit tierversuchsfreie Kosmetik und Pflegeprodukte kaufen kannst.

Tierversuche in der Beauty-Branche: Darum geht’s

Tierversuche in der Kosmetik-Industrie dienen dazu, die Sicherheit eines Produktes zu gewährleisten. Bevor also zum Beispiel eine Creme oder ein Bestandteil einer Creme an Menschen verkauft werden kann, wird die Substanz im Voraus an Tieren getestet, bis sie als unbedenklich gilt. Dafür werden den Versuchstieren zum Beispiel Stoffe in den Körper injiziert, in die Augen getropft oder auf die Haut aufgetragen. Schauen wir uns an, welche gesetzlichen Regelungen es diesbezüglich gibt.

Sind Tierversuche in der EU erlaubt? Eine Zeitleiste

  • 1998: Erste Bemühung, Tierversuche für Kosmetika im Rahmen des Tierschutzgesetzes zu verbieten. Das Problem: Es gab viele Ausnahmen.
  • 2003: Entwicklung von umfangreicheren Vorschriften. Verbot von Tierversuchen mit fertigen Kosmetik-Produkten.
  • 2009: Verbot von Tierversuchen mit einzelnen Bestandteilen von Kosmetik-Produkten. Alle kosmetischen Substanzen, die nach diesem Zeitpunkt mit Tierversuchen getestet worden sind, dürfen nicht mehr verkauft werden.
  • 2013: Vorher gab es immer noch einige Ausnahmeregelungen. Seit 2013 gilt das Tierversuchsverbot für Kosmetik-Produkte zumindest in der Theorie vollständig und konsequent.

*Angaben laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)

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Tierversuchsverbot: Die Lücken des EU-Rechts

Es steht also fest, dass Tierversuche für kosmetische Produkte (ob in fertiger Form oder in einzelnen Bestandteilen) in der Europäischen Union verboten sind. Außerdem ist der Verkauf von Kosmetik, die aus Nicht-EU-Ländern stammt und durch Tierversuche getestet wurde, ebenfalls verboten. Allerdings hat das EU-Recht weiterhin Lücken, so der Tierschutzbund. Grundsätzlich gibt es drei Probleme:

  1. Die EU-Verbote gelten nur für neue Produkte. „Alte“ durch Tierversuche getestete Kosmetika können weiterhin uneingeschränkt verkauft werden.
  2. Kosmetikhersteller dürfen Inhaltsstoffe verwenden, die auch in anderen Produkten wie Medikamenten, Reinigungsmitteln oder Wandfarben zu finden sind. Diese Substanzen werden weiterhin mit Tierversuchen getestet, weil es sich hier um andere Branchen handelt. Bis zu 90 Prozent der Inhaltsstoffe in konventioneller Kosmetik fallen unter diese EU-Chemikalienrichtlinie.
  3. Wenn Labore prüfen müssen, ob Substanzen die Standards für Umwelt- und Arbeitssicherheit erfüllen oder wenn ein besonderes medizinisches Interesse besteht, dürfen weiterhin sogar rein kosmetisch verwendete Stoffe mit Tierversuchen getestet werden.

Zeichen & Siegel: Beauty-Produkte ohne Tierversuche erkennen

Es gibt mehrere Kontrollsiegel für tierversuchsfreie Produkte, Vegan-Zertifizierungen und Gütesiegel für Bio- und Naturkosmetik. Doch bedeuten sie wirklich, dass das entsprechende Produkt völlig frei von Tierversuchen ist? Wir schauen uns ein paar Zeichen und Siegel ganz genau an und zeigen dir, welche Symbole garantiert tierversuchsfreie Kosmetik versprechen und wo Vorsicht geboten ist.

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Hase mit schützender Hand

  • Das strengste Kontrollsiegel gegen Tierversuche
  • Richtlinien vom Deutschen Tierschutzbund
  • Verbot von Inhaltsstoffen, die nach 1998 an Tieren getestet wurden
  • Keine Tierversuche – weder direkt noch indirekt, noch über ein ausgelagertes Unternehmen
  • Verbot von Inhaltsstoffen toter Tiere bzw. aus tierquälerischer Gewinnung (z. B. Nerzöl, Seide, Murmeltierfett, Bärengalle oder Cochenilleläuse)
  • Es darf keine wirtschaftliche Abhängigkeit zu Unternehmen bestehen, die Tierversuche durchführen bzw. in Auftrag geben.
  • Es darf keine Marktpräsenz in Ländern geben, in denen Tierversuche erlaubt sind (z. B. die Volksrepublik China).
  • Einzige Schwachstelle dieses Siegels: Lanolin (Wollwachs) aus Australien von Schafen mit Mulesing ist zugelassen
  • Empfehlung: Keine Produkte mit Wollwachs aus Australien benutzen

Leaping Bunny

  • Unternehmen können selbst festlegen, ab wann die von ihnen verwendeten Inhaltsstoffe nicht mehr mit Tierversuchen getestet werden dürfen
  • Einmal festgelegt, darf dieses Datum jedoch nicht mehr geändert werden
  • Lanolin aus Australien zugelassen
  • Es werden auch Unternehmen zertifiziert, die zu Großkonzernen gehören, welche wiederum Tierversuche durchführen bzw. in Auftrag geben

PETA Cruelty-Free

  • Siegel der internationalen Tierrechtsorganisation PETA
  • Mit dem Endprodukt sowie mit den einzelnen Inhaltsstoffen dürfen keine Tierversuche durchgeführt worden sein
  • Die Kosmetik darf nicht auf dem chinesischen Markt registriert sein
  • Lanolin aus Australien zugelassen
  • Es werden auch Unternehmen zertifiziert, die zu Großkonzernen gehören, welche wiederum Tierversuche durchführen bzw. in Auftrag geben

Veganblume

  • Wird von der Vegan Society aus Großbritannien vergeben
  • Kennzeichnet Kosmetik ohne tierischen Inhaltsstoffe
  • Auch die Herstellung muss frei von allen tierischen Bestandteilen sein
  • Tierversuche sind ebenfalls verboten
  • Allerdings gelten die Richtlinien zum Verbot von Tierversuchen als „nicht ausgefeilt“
  • Empfehlung: Zusätzlich auf das Siegel „Hase mit schützender Hand“ achten

V-Label

  • Internationales Gütesiegel
  • Kennzeichnet vegane und vegetarische Produkte
  • In der Lebensmittelbranche am weitesten verbreitet
  • Mittlerweile auch bei Reinigungsmitteln und Kosmetik zu finden
  • Die Strenge der Richtlinien zum Verbot von Tierversuchen ist „nicht ganz klar“
  • Empfehlung: Zusätzlich auf das Siegel „Hase mit schützender Hand“ achten

NCS

  • Gütesiegel von der Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsethik
  • 4 Kategorien: Basiszertifizierung, Organic Quality, Vegan, Vegan Organic Quality
  • Nur natürliche Inhaltsstoffe dürfen verwendet werden (Naturkosmetik)
  • Tierische Substanzen sind hierbei nicht ausgeschlossen
  • Die Strenge der Richtlinien zum Verbot von Tierversuchen ist „nicht ganz klar“
  • Empfehlung: Zusätzlich auf das Siegel „Hase mit schützender Hand“ achten

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Bedeutet „Bio“ auch „frei von Tierversuchen“?

Kosmetik, die zu 100 Prozent aus Bio-Zutaten besteht, beinhaltet:

  • Keine Konservierungsmittel, synthetische Farb- und Duftstoffe
  • Keine Erdölprodukte wie Silikone oder Paraffine
  • Keine Inhaltsstoffe aus toten Wirbeltieren

Allerdings: Der Umgang mit Tierversuchen ist auch bei Bio-Kosmetik unterschiedlich geregelt.

Willst du sicher sein, dass deine Bio-Kosmetik wirklich frei von Tierversuchen ist? Dann achte auf das zusätzliche Siegel „Hase mit schützender Hand“.

Liste von Organisationen wie PETA und Leaping Bunny

Diese 10 Organisationen setzen sich gegen Tierversuche ein:

  1. Aktion Tier – Menschen für Tiere e. V. (Berlin)
  2. Albert Schweizer Stiftung für unsere Mitwelt (Berlin)
  3. Ärzte gegen Tierversuche e. V. (Köln)
  4. Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND, Berlin)
  5. Deutscher Tierschutzbund e. V. (Bonn)
  6. Deutsche Umwelthilfe (DUH) e. V. (Radolfzell)
  7. Friends of The Earth International (Amsterdam)
  8. Greenpeace e. V. (Hamburg)
  9. Naturschutzbund Deutschland (NABU, Berlin)
  10. PETA Deutschland e. V. (Stuttgart)

Beispiele für tierversuchsfreie Kosmetik aus verschiedenen Kategorien

In diesem Abschnitt stellen wir dir ein paar konkrete tierversuchsfreie Marken für Shampoo und Make-up vor.

Pflege für gesundes Haar mit dem richtigen Shampoo

  • CD Körperpflege
  • Lavera
  • Guhl
  • Sante
  • Ponyhütchen
  • Aveda
  • Innersense
  • IGK Hair
  • Aesop
  • Drunk Elephant
  • Ringana
  • Paul Mitchell
  • Fudge
  • Maria Nila
  • Urban Alchemy
  • Foamie
  • Moroccanoil

Super geschminkt mit Make-up ohne Tierversuche

  • Dear Dahlia
  • LUSH Cosmetics
  • Catrice
  • BareMinerals
  • Sante
  • Burt’s Bees
  • Weleda
  • Lavera
  • Alterra
  • Essence
  • Greendoor
  • PonyHütchen
  • Ben&Anna

Blick über die Bundesgrenze: Die Lage in der Schweiz & in Österreich

In Österreich sind Tierversuche im Allgemeinen grundsätzlich erlaubt (außer an Menschenaffen). Seit 2012 gibt es ein Tierschutzgesetz in Österreich, das allerdings nicht bei Tierversuchen angewendet wird. Im Jahr 2021 ist die Zahl der Tierversuche sogar gestiegen – um sechs Prozent zum Vorjahr auf insgesamt 218.244 getestete Tiere. Zu den häufigsten Versuchstieren gehören Mäuse und andere Nagetiere.

In der Schweiz dürfen Tierversuche nur durchgeführt werden, wenn es hierzu absolut keine Alternativen gibt. Außerdem muss die Belastung der Tiere durch einen entsprechenden Nutzen für die Gesellschaft gerechtfertigt werden. Damit hat die Schweiz eines der weltweit strengsten Gesetze gegen Tierversuche.