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Fair Fashion Jeans: 5 nachhaltige Jeans-Marken

Weltweit werden pro Jahr 2 Milliarden Jeans verkauft, 100 Millionen allein in Deutschland. Leider ist ihre Herstellung jedoch oft umweltschädlich. Halte also nach nachhaltigen Jeans-Marken Ausschau! Fünf davon, die auf Re- und Upcycling setzen, zeigen wir Dir hier!

16.11.2023 • 15:05 Uhr

Fair Fashion Jeans: 5 nachhaltige Jeans-Marken

Jeder von uns hat mindestens eine Jeanshose zu Hause. Umfragen zufolge liegen sogar durchschnittlich rund acht Paar im Kleiderschrank eines jeden Deutschen. Sie sind pflegeleicht, robust und zu fast jedem Anlass kombinierbar. Ein idealer Alltagsbegleiter und doch zugleich ein echtes Umweltproblem. Denn für die Produktion einer einzigen Jeans werden rund 8.000 Liter Wasser benötigt und der CO₂-Ausstoß ist ebenso erschreckend hoch. Laut dem Umweltforschungsinstitut Öko-Institut werden bei der Herstellung konventioneller Baumwolle pro Kilogramm 1,8 Kilogramm CO₂ ausgestoßen. Grund genug, um nachhaltig produzierte Jeans-Alternativen in den Blick zu nehmen.

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Das Berliner Startup „Un": Alte Denim-Fundstücke zu neuem Leben erwecken

Die im Juli gestartete Mode-Plattform „Un" hat sich zur Aufgabe gemacht, die Lebensspanne einer Jeanshose um mindestens das Doppelte zu verlängern. Dafür werden alte Jeans vom Unternehmen angekauft, repariert und gereinigt, bevor sie durch den Online-Shop wieder in neue Hände gelangen. Ganz im Sinne des Upcyclings, setzt die Marke nicht an dem eigentlichen Rohstoff zu Beginn der Produktionskette an, sondern arbeitet mit bereits verarbeiteten Textilien. So kann das Unternehmen herstellungsbedingte Umweltkosten umgehen und zugleich gebrauchte Artikel von der Mülldeponie retten.

Schließlich wirbt die Plattform damit, pro „Un"-Jeans rund 3.600 Liter Wasser einzusparen und mit jedem Kilogramm aufbereiteter Kleidung auf 25 Kilogramm CO₂ verzichten zu können. Zusätzlich nimmt „Un" einen Monat lang Denim-Artikel jeglicher Art an und wertet sie zu neuen Produkten auf. Neben Jeanshosen lassen sich auch Jacken, Shorts, Röcke und Latzhosen im Online-Shop finden. Bei der Größenordnung arbeitet die Plattform mit einem eigenen System und ein kostenloses Rückgaberecht liegt in den ersten 30 Tagen vor. Als Statement und zur Wiedererkennung hat jedes ihrer Kleidungsstücke eine grüne Tasche. Teilweise lassen sich darauf Ausdrücke, wie zum Beispiel: „This isn’t a pocket. It is protest sign against overproduction.“ finden.

Das Hamburger Unternehmen „Bridge&Tunnel": Integrative Arbeit und Jeansverwertung vereint

Das in Wilhelmsburg ansässige Label „Bridge&Tunnel" fertigt Kleidung, Accessoires und Heimtextilien aus Stoffresten an und setzt dabei auf die Unterstützung eines multinationalen Produktionsteams. Mehr als die Hälfte ihrer Mitarbeiter stammen aus Krisengebieten oder standen am Rande der Gesellschaft und hatten zuvor Schwierigkeiten, auf dem ersten Arbeitsmarkt einen Job zu finden. Das Label bietet Arbeitsplätze für sozial benachteiligte aber überaus talentierte Menschen an und arbeitet nach dem Upcycling-Verfahren fair und lokal im Herzen Hamburgs.

Der Großteil der „Bridge&Tunnel"-Produkte besteht aus Denim-Resten, die sie aus unterschiedlichen Kleiderkammern wie z. B. Hanseatic Help oder Platz schaffen mit Herz der Firma Otto beziehen und zu neuem Glanz verhelfen. Sie verarbeiten nur bereits dagewesene Stoffe und sind nebenbei für Materialspenden in Form von alten Jeanshosen empfänglich. Das Sortiment reicht von Jacken und Sweatshirts über Kissenbezüge und Bettwäschen bis hin zu Taschen und Rucksäcke. Alle „Bridge&Tunnel"-Produkte sind Unikate und aufgrund ihres simplen und minimalistischen Styles auf die Verwendung im Alltag ausgelegt. Die Marke verhilft ausgedienten Kleidungsstücken zu einem neuen Leben, ganz nach dem Motto „aus Alt mach Neu", und hoffnungsvollen Talenten zu einem erfüllten Beruf.

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Das Wiener Jeans-Label „TORLAND": Kreislaufwirtschaft bis ins kleinste Detail

Das 2017 gegründete Unternehmen „TORLAND" hat sich seit Anbeginn vorgenommen, die Fertigung von Jeanshosen umweltfreundlicher zu gestalten. Um diesem Anliegen nachzukommen, werden ihre Jeans aus Bio-Baumwolle angefertigt und von giftigen Chemikalien sowie umweltschädlichen Behandlungsprozessen ferngehalten. Zusätzlich produziert das Label vollständig in der Türkei und kann so ihre Transportwege möglichst gering halten. Alle Produktionsstufen, vom Anbau der Baumwolle bis hin zum Nähen und Waschen, finden vor Ort statt und erst die fertigen Jeans werden zum Verkauf nach Österreich gebracht.

Neben der Herstellung neuer Jeans stellt das Unternehmen einen Reparaturservice bereit, um die Lebensdauer der bereits getragenen „TORLAND" Jeans zu verlängern. Sollte die Reparatur nicht mehr möglich sein, werden die Stoffe für Upcycling-Projekte verwendet oder zu Baumwolle recycelt. Unter der Kategorie Upcycling-Produkte lassen sich beispielsweise Umhängetaschen, Schürzen und Kissenbezüge finden. Seit 2019 baut das Label sein Sortiment weiter aus und hat neben den nachhaltig und fair produzierten Jeans auch T-Shirts, Pullover und Jacken auf Lager. Ein Unternehmen, das Kreislaufwirtschaft lebt, indem es nachhaltige Jeans produziert und nach ihrer Lebenszeit für neue Produkte wieder zurückholt.

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Die Londoner Jeans-Marke „E.L.V. Denim": Nachhaltigkeit ganz stylisch und luxuriös

Die britische Luxusmarke „E.L.V. Denim" (East London Vintage Denim) hat sich der Herstellung von Denim-Artikeln aus 100 Prozent Upcycling-Materialien verschrieben. Um diesem Statement gerecht zu werden, durchsucht das Team Vintage-Lager und Second-Hand Läden in ganz Großbritannien und arbeitet nur mit bereits getragenen Stücken, die sonst auf der Mülldeponie gelandet wären. Zudem laufen alle Produktionsprozesse in London ab, wodurch sich die Marke den normalerweise sehr hohen Transportemissionen bei der Jeansproduktion entziehen kann.

Während die Herstellung einer gewöhnlichen Jeans rund 8.000 Liter Wasser verbraucht, werden für die Jeanshosen von „E.L.V. Denim" gerade einmal 8 Liter, umgerechnet 0,1 Prozent, benötigt. Zudem bietet das Unternehmen, ähnlich wie „TORLAND", Reparaturen und Änderungen für Kund:innen an, um die Stoffe so lange wie möglich im Kreislauf und in der Nutzung zu halten. Neben Jeanshosen produziert das Label auch Overalls, Miniröcke, Blazer und Hemden. „E.L.V. Denim" macht deutlich: Nachhaltige Designs können sehr wohl stilvoll und luxuriös sein.

Der Düsseldorfer Modekonzern „C&A": Jeans wassersparend in Deutschland produzieren

Das Bekleidungsunternehmen „C&A" hat Anfang 2022 die ersten Designs seiner Premium-Jeansreihe „Forever Denim“ herausgebracht, die vollständig in Deutschland, genauer in Mönchengladbach, produziert werden. Mit dem Ziel, die Jeansproduktion zurück nach Europa zu holen, möchte der Konzern den normalerweise sehr hohen Transportemissionen entgegenwirken. Zudem ist die Branche in den vergangenen Jahren mit Lieferengpässen und wachsenden Energie- und Transportkosten konfrontiert gewesen und sorgt durch nahliegende Produktionsstätten für mehr Unabhängigkeit. Zur Fertigung ihrer Premium-Jeansreihe bezieht das Unternehmen ausschließlich Materialien aus Europa und schafft es durch die Nutzung von Wind- und Solarenergie, CO₂-frei in Deutschland zu produzieren. Zurzeit besteht die Kollektion aus sieben Modellen, vier für Frauen und drei für Männer, die meist in zwei oder drei Farben angeboten werden.

Die nachhaltigen Jeans werden ausschließlich online verkauft und kosten rund 20 Euro mehr als die Vorgänger mit Produktionsstätten in Asien. Dafür werden die Hosen allerdings auch aus Bio-Baumwolle gewebt, aus 20 bis 30 Prozent Recyclingmaterialien zusammengesetzt und verbrauchen beim Waschprozess etwa zehn Liter Wasser. Im Vergleich fallen bei einer herkömmlichen Produktion etwas 60 bis 90 Liter an. Auch bittet der Konzern seine Kund:innen darum, die Hosen nicht zu oft zu waschen, da das reine Auslüften in vielen Fällen ausreiche. Dieses Anliegen kann auf der Innentasche der Premium-Jeanshosen nachgelesen werden, um das Ziel nach mehr Nachhaltigkeit auch nach dem Verkauf nicht aus den Augen zu verlieren.

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