Viele kennen ihn nicht: So berechnet Ihr Euren eigenen CO₂-Fußabdruck

Der TÜV-Verband hat nachgefragt: Nur 22 Prozent der Deutschen kennen ihren eigenen CO₂-Fußabdruck. Wir verraten Euch, wie Ihr ihn berechnen könnt.

06.11.2023 • 08:23 Uhr

Viele kennen ihn nicht: So berechnet Ihr Euren eigenen CO₂-Fußabdruck

Die Berechnung des eigenen CO₂-Fußabdrucks hilft dabei, zu erkennen, wie stark man durch den eigenen Lebensstil das Klima und die Umwelt beeinflusst. Dieser Wert gibt Auskunft über die Menge an Treibhausgasen, die eine Person in einem festgelegten Zeitraum durch ihre Lebensgewohnheiten verursacht.

Hierbei fließen Aspekte wie Wohnsituation, Fortbewegung, Essgewohnheiten und Konsumverhalten in die Berechnung ein. Laut einer Umfrage des TÜV-Verbands, durchgeführt von Ipsos unter 1.000 Befragten ab 16 Jahren, sind sich lediglich 22 Prozent der deutschen Bevölkerung über ihren eigenen CO₂-Fußabdruck im Klaren.

CO₂-Fußabdruck: Jüngere Menschen wissbegieriger

Jüngere Menschen setzen sich offenbar intensiver mit ihrer CO₂-Bilanz auseinander: Besonders die Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen zeigt mit 35 Prozent ein hohes Bewusstsein, wohingegen nur 13 Prozent der über 60-Jährigen ihren CO₂-Fußabdruck kennen. In Großstädten und unter Personen mit höherer Bildung (27 Prozent) ist dieses Bewusstsein überdurchschnittlich stark ausgeprägt.

„Den eigenen CO2-Fußabdruck zu kennen, ist ein wichtiger erster Schritt, um den selbst verursachten CO₂-Ausstoß zu reduzieren", sagt Juliane Petrich, Referentin für Politik und Nachhaltigkeit beim TÜV-Verband. „Alle können mit ihrem individuellen Lebensstil und ihrem Konsumverhalten einen kleinen Beitrag für den Umwelt- und Klimaschutz leisten."

CO₂-Rechner, auch Klimarechner genannt, dienen dazu, den eigenen ökologischen Fußabdruck zu bewerten und Möglichkeiten zur Reduzierung aufzuzeigen. Hierbei wird oft der durchschnittliche CO₂-Fußabdruck einer Einzelperson oder eines Haushalts in Deutschland als Vergleichswert herangezogen.

Verschiedene Plattformen im Web bieten CO₂-Rechner an, wie zum Beispiel das Umweltbundesamt (UBA). Das UBA stellt unter anderem einen Schnellcheck zur Ermittlung des CO₂-Fußabdrucks, eine ausführliche Analyse sowie die Möglichkeit zur Erstellung von Prognosen zur Verfügung.

CO₂-Fußabdruck: Wichtiges Tool des Umweltbundesamtes

Alle Tools des UBA sind nutzerfreundlich auf einer Website zusammengefasst. Sie funktionieren ähnlich wie Online-Umfragen, bei denen man Antworten entweder durch Ankreuzen oder durch Texteingabe gibt. Das berechnete Ergebnis wird mit dem nationalen Durchschnitt verglichen, um einen besseren Überblick zu ermöglichen. Darüber hinaus bietet das UBA praxisnahe Tipps, um den persönlichen CO2-Ausstoß zu reduzieren. Das Resultat des Rechners wird in CO2-Äquivalenten in Tonnen pro Jahr (t CO2e) dargestellt.

Petrich: „Neben Kohlenstoffdioxid sind Methan und Lachgas weitere Treibhausgase, die Wärme in der Erdatmosphäre halten und in die Berechnung des CO₂-Fußabdrucks einfließen. Der Einfachheit halber wird die Menge der Treibhausgase bei der Messung in die entsprechende Menge CO₂ umgerechnet, die im betrachteten Zeitraum die gleiche Erderwärmung verursacht. Das Ergebnis sind

CO₂-Fußabdruck: So funktioniert die Berechnung

Für eine grobe Einschätzung des eigenen CO2-Verbrauchs bietet das Umweltbundesamt einen Kurzcheck an, der innerhalb von fünf Minuten ein Ergebnis präsentiert. Wer eine detaillierte Analyse wünscht, kann auf den CO2-Bilanz-Rechner des UBAs zurückgreifen, wie Petrich hervorhebt. Dabei sollte man etwa 30 Minuten einplanen und folgende Daten bereit halten:

  • Wohnverhältnisse: Daten zum Haustyp, Baujahr, Größe, Heizsystem und Energieverbrauch
  • Strom: Details zum Bezug und Verbrauch
  • Verkehr: Informationen zu Fahrzeugen, Autonutzung, Fahrgemeinschaften, Radfahren, ÖPNV sowie Flug- und Schiffsreisen
  • Ernährung: Verzehr von Fleisch, Fisch, Milchprodukten und allgemeines Einkaufsverhalten
  • Weiterer Konsum: Infos zu Einkommen und Kaufgewohnheiten

Wenn genaue Angaben fehlen, kann der Rechner eine Schätzung vornehmen.

In diesem Artikel haben wir die Vorgehensweise ausführlich beschrieben.

Dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) zufolge liegt der CO₂-Fußabdruck pro Person in Deutschland durchschnittlich bei 10,5 t CO₂e jährlich. Private Anschaffungen wie Elektronik oder Kleidung oder Freizeitaktivitäten machen etwa ein Drittel aus. Wohnen verursacht 19 Prozent, Mobilität 21 Prozent, Ernährung 17 Prozent und öffentliche Infrastruktur 11 Prozent. Die Stromerzeugung trägt mit 5 Prozent am wenigsten bei.co2 emissions.png

Diese Daten verdeutlichen, dass zur Erreichung des Klimaziels von unter einer Tonne CO₂e pro Kopf jährlich, vor allem der Konsum reduziert werden muss. Gemäß der "TÜV Sustainability Studie 2023" sehen über zwei Drittel der Deutschen besonders im privaten Konsum Einsparpotenziale zum besseren Klimaschutz (67 Prozent).

„Nachhaltiger Konsum scheitert beim Einkauf oft aus mehreren Gründen. Neben höheren Preisen für umweltfreundliche Produkte fehlt es den Verbraucher:innen häufig an Informationen, um eine fundierte Kaufentscheidung treffen zu können", sagt Petrich. „Mit unseren unabhängigen Prüfungen können wir sicherstellen, dass Vorgaben bezüglich des Umwelt- und Klimaschutzes eingehalten werden. Prüfkennzeichen und Siegel geben Orientierung und schaffen für die Verbraucher:innen die notwendige Transparenz, um zwischen verschiedenen Produkten die individuell richtige Wahl zu treffen."