Sechster IPCC-Bericht: Wie der Klimawandel den Fischfang beeinträchtigt

Der Sechste IPCC-Bericht trägt das jetzige Wissen über den Klimawandel zusammen und gibt die Folgen der globalen Erderwärmung bekannt. In diesen Vergleichsgrafiken erfährst Du, was für eine Gefahr die Klimakrise für die Fischereierträge darstellt.

26.05.2023 • 12:47 Uhr

Sechster IPCC-Bericht: Wie der Klimawandel den Fischfang beeinträchtigt

Der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), deutsch oft als Weltklimarat bezeichnet, wurde im November 1988 vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) als zwischenstaatliche Institution ins Leben gerufen, um für politische Entscheidungsträger den Stand der wissenschaftlichen Forschung zum Klimawandel zusammenzufassen. Ziel ist es, Grundlagen für wissenschaftsbasierte Entscheidungen zu bieten, ohne dabei Handlungsempfehlungen zu geben.

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Die beiden Schaubilder zeigen die Veränderungen des maximalen Fischereifangpotenzials bis 2081-2099 bei Temperaturanstiegen von 0,9 bis 5,2 Grad. Als Referenzperiode wird der Zeitraum von 1986 bis 2005 erfasst und als Kennzeichnung eines Rückgangs Violett bzw. eines Wachstums Grün verwendet. Die grauen Bereiche entsprechen Gebiete, die nicht untersucht wurden und die Schraffierungen zeigen an, wo die Modelle in Richtung der Veränderung nicht übereinstimmen. Die prognostizierten regionalen Auswirkungen spiegeln die Reaktionen der Fischerei und der marinen Ökosysteme auf die Veränderungen der Temperatur und des Sauerstoffgehalts wider. Die biologische Vielfalt und die Fischerei in der Antarktis wurden aufgrund der begrenzten Datenlagen nicht analysiert und Extremwetterereignisse sowie veränderte Fischfangmethoden ebenfalls nicht.

Nahrungs- und Einkommensquelle in Gefahr: Maritime Lebensräume verschieben sich polwärts

In den Weltkarten ist zu sehen, dass das Fangpotenzial nahe dem Äquator von der Erwärmung am stärksten betroffen ist. Nicht nur im Pazifik kann der Fischfang durch eine 4 Grad Erwärmung bis Ende des Jahrhunderts nahezu halbiert werden, sondern auch Europa muss im Atlantik, Mittelmeer und auch in der Nord- und Ostsee mit einem massiven Rückgang rechnen. Hingegen lässt der Arktische Ozean ein Wachstum des max. Fischereifangpotenzials erwarten, da der Klimawandel auf eine Fisch-wanderung entlang der Längengrade hinweist. Auf der Suche nach neuen Nahrungsquellen oder günstigeren Umweltbedingungen lässt sich zukünftig eine Wanderung in den Norden vermuten. Schließlich ziehen höhere Temperaturen die Fischschwärme in immer tieferes, kühleres Wasser und somit in Richtung der Pole. Ein geringes Fangpotenzial ist allerdings nicht nur Folge einer voraussichtlichen Verschiebung in den Lebensräumen der Meeresarten, sondern auch Ursache von Überfischung und verändertem Fischverhalten. Zum Beispiel steigt der Sauerstoffbedarf von Fischen mit wärmerem Wasser, was zur Folge hat, dass nur noch kleinere Fische ihren Sauerstoffbedarf abdecken können. Dies bedeutet wiederum weniger Fangmöglichkeiten für Fischer.

Fischwanderung in den Norden und bedrohte Existenzgrundlagen im Süden

Die Vergleichsgrafiken zeigen deutlich, dass sich die Verteilung der weltweiten Fischpopulationen verändert. Während Fischwanderungen neue Fangmöglichkeiten im Norden schaffen, wird für Gebiete in den Tropen ein erheblicher Rückgang der potenziellen Fangmengen vorhergesagt. Diese Abnahme hätte dann wiederum zur Folge, dass die Existenzgrundlage vieler Menschen, insbesondere in den ärmeren Regionen nahe dem Äquator, gefährdet wäre, da sie z. B. von ihrer heimischen Seefischerei als Proteinquelle abhängig sind.

Die gesamte Grafik findest Du auf der ICPP-Webseite: Future climate change is projected to increase the severity of impacts across natural and human systems and will increase regional differences

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Foto: IMAGO / Jochen Tack