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Privates Windrad für Zuhause: Ist das erlaubt?

Windkraftanlage für Privathaushalte: Alle Infos zu Kosten, Stromertrag, Genehmigung & Versicherung. Jetzt mehr erfahren!

21.08.2023 • 08:01 Uhr

Privates Windrad für Zuhause: Ist das erlaubt?

Windkraftanlagen können heutzutage auch von privaten Haushalten betrieben werden. Diese haben selbstverständlich ganz andere Dimensionen als die üblichen Windkraftwerke an den Autobahnen. Bei den privaten Windrädern handelt es sich um sogenannte Kleinwindkraftanlagen. Diese kann sich theoretisch jeder Eigenheimbesitzer aufs Dach oder in den Garten stellen und so selbst grünen Strom erzeugen. Bei den kleinen Windkrafträdern gibt es jedoch vieles zu beachten.

Bei uns erfährst du alles über den optimalen Standort, Kosten und Baugenehmigungen. Zudem verraten wir dir, wie viel Strom eine private Windanlage erzeugen kann.

Vertikal und horizontal: Die verschiedenen Arten der Mini-Windräder

Grundsätzlich gibt es zwei Arten von privaten Windkraftanlagen: vertikale und horizontale. Die jeweilige Bezeichnung bezieht sich dabei auf die Lage der Rotorachse.

Bei den klassischen Windrädern handelt es sich um horizontale Modelle. Diese haben meist einen hohen Wirkungsgrad, bringen höhere Stromerträge und sind insgesamt wirtschaftlicher als die vertikalen Kleinwindkraftanlagen. Vertikale Windräder arbeiten hingegen oft leiser und sind für Standorte mit turbulenten Windverhältnissen besser geeignet.

Windrad für Privathaushalt selber bauen: Das solltest du beim Standort beachten

Um herauszufinden, ob sich eine private Windkraftanlage für deinen Haushalt eignet, sollten zunächst die Windverhältnisse vor Ort analysiert und ausgewertet werden. Schließlich wird die Menge des produzierten Stroms von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Dazu gehören unter anderem die Windkraft, die Höhe und der Standort der Anlage.

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In welcher Höhe der Wind wie schnell weht, kann beispielsweise im Energieatlas des jeweiligen Bundeslandes eingesehen werden. Ob der Wind ungehindert zu deiner Windkraftanlage gelangen kann, hängt zudem von der Umgebung deines Eigenheims ab. Auf freier Fläche kann der Wind die Rotoren der Anlage am besten in Schwung bringen. Umliegende Häuser oder Bäume können den Wind hingegen ausbremsen und so die eigentliche Windgeschwindigkeit reduzieren.

Insbesondere in hohen Lagen und an der Küste sind die Bedingungen für ein privates Windrad optimal. Je höher deine Kleinwindkraftanlage in die Höhe ragt, desto mehr Windkraft kann auf die Rotoren einwirken und desto mehr Strom kann produziert werden.

Garten, Balkon oder Dach: Wo sollte ich meine private Kleinwindkraftanlage aufstellen?

Sowohl Dach als auch Balkon sind windtechnisch eher ungünstige und unkalkulierbare Standorte. So können beispielsweise störende Geräusche und Vibrationen auf das Haus übertragen werden. Möchte man möglichst umweltschonend und autark Strom produzieren, entscheidet man sich für ein kostenintensives, robustes Mini-Windkraftwerk. Dieses wird in der Regel auf einem hohen Mast im Garten montiert.

Mittlerweile gibt es jedoch verschiedene Modelle von Mini-Windrädern, die speziell für Garten, Balkon oder Dach konstruiert sind, sodass jeder Eigenheimbesitzer eine Anlage für seine Gegebenheiten findet.

Baugenehmigung, Anmeldung & Versicherung: Das solltest du vor dem Kauf wissen!

Je nach Art des Windrades kann eine Baugenehmigung notwendig sein. Dies kann jedoch von Bundesland zu Bundesland variieren. Viele Länder erlauben mittlerweile Windanlagen von bis zu 10 Metern Höhe ohne Genehmigung. Höhere Windkraftanlagen sind generell genehmigungspflichtig. Zudem gibt das Landesbaurecht gewisse Abstandsregelungen vor. So müssen zu anderen Grundstücken und Bauwerken bestimmte Abstände eingehalten werden – auch diese variieren in den einzelnen Bundesländern.

Darüber hinaus muss die Anlage beim Stromnetzbetreiber und der Bundesnetzagentur angemeldet werden. Außerdem ist es sinnvoll, die Windkraftanlage über seine Gebäude- und Haftpflichtversicherung mitzuversichern.

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Die Kosten einer privaten Windanlage

Windkraft ist eine sehr klimafreundliche Art, Strom zu erzeugen – jedoch für private Haushalte nicht ganz günstig. Kleine Hobby-Anlagen für Balkon und Dach sind bereits ab 200 Euro erhältlich. Diese sind allerdings sehr fehleranfällig, kaum sturmsicher und erzeugen nur wenige hundert Watt Strom pro Jahr. Für eine autarke Nutzung und einen wirtschaftlichen Betrieb eignen sie sich also nicht. Dennoch können Sie mit einer solchen Anlage beispielsweise Ihren Laptop aufladen oder andere Haushaltsgeräte betreiben.

Die robusten Minikraftwerke für den Garten sind wesentlich teurer, bieten jedoch auch mehr Leistung. Sie kosten je nach Ausführung zwischen 3.000 und 25.000 Euro. Teurere Modelle können bei guten Windverhältnissen im Jahr bis zu 5.000 kWh grünen Strom produzieren.

Die Investitionskosten sind also vergleichsweise hoch und variieren stark, je nachdem wie viel Strom über die Anlage gewonnen werden soll. Hinzu kommen Kosten für die jährliche Wartung und Instandhaltung. Hierfür kann man rund 3 Prozent der Investitionskosten veranschlagen.

Wie viel Strom produziert ein Windrad pro Jahr?

Ein robustes Minikraftwerk für den Garten kann pro Jahr bis zu 5.000 kWh Strom produzieren und theoretisch die Stromversorgung von ein bis zwei Haushalten sicherstellen. Es ist jedoch sehr stark vom Wind, sowie vom Standort und der gewählten Anlage abhängig, wie viel Strom ein privates Windrad erzeugen kann.

Private Kleinwindkraftanlagen drehen sich zwar schon bei wenig Wind, entfalten ihre volle Leistung jedoch erst ab einer Windgeschwindigkeit von 10 m/s. Diese Geschwindigkeit wird erreicht, wenn der Wind deutlich hörbar ist und sich an den Bäumen bereits größere Zweige bewegen. Bei einer leichten Brise kommen Kleinwindräder oft nur auf etwa 20 Prozent ihrer Leistung.

Bist du neugierig, wie viel Strom ein großes Windrad in den On- und Offshore-Windparks erzeugt? Dann schau dir gerne diesen Artikel von uns an: „Windkraft: Wie viel Strom erzeugt eigentlich ein Windrad?“

Beispielrechnung der Verbraucherzentrale: So viel Ertrag kann eine private Windkraftanlage liefern

Laut einer Schätzung der Verbraucherzentrale produziert ein Windrad mit einem Rotordurchmesser von einem Meter und einer Rotorfläche von 0,8 Quadratmetern in bester Lage etwa 96 kWh pro Jahr. Das entspricht einer Kostenersparnis von ca. 33 Euro im Jahr.

Die Rechnung ergab zudem, dass die doppelte Windgeschwindigkeit den Ertrag verachtfacht, während der doppelte Durchmesser des Rotors zu einer Vervierfachung des Ertrags führen kann. Somit ist nicht nur die Windgeschwindigkeit entscheidend, sondern auch das Modell des privaten Windrads.

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Windkraft speichern: Geht das?

Windkraftwerke liefern leider nicht konstant und zuverlässig genau die Menge an Strom, die benötigt wird. Daher sind Speicher für Windenergie besonders wichtig, um das Stromnetz zu stabilisieren und die überschüssige Energie für später zu speichern.

Mittlerweile gibt es einige Verfahren, um Windenergie zu speichern. Im privaten Bereich existiert aktuell jedoch nur eine Methode. Dabei handelt es sich um Akkus. Hier können beispielsweise Blei-Säure-Akkus oder moderne Lithium-Ionen-Akkus zum Einsatz kommen. Diese lassen sich beliebig skalieren und zu sogenannten „Smart Grids“ (intelligenten Stromnetzen) kombinieren.

In Privathaushalten gibt es jedoch äußerst selten Windkraftanlagen mit Speicher, da die Kosten zu hoch sind und die Wirtschaftlichkeit kaum gegeben ist.

Woran erkenne ich eine gute Windkraftanlage?

Um herauszufinden, ob ein Mini-Windrad die gewünschte Qualität hat, solltest du dir vorab die folgenden Fragen stellen:

● Wie viel Watt generiert das Windrad?
● Zu welchem Zweck kann ich es einsetzen?
● Ist die Kleinwindanlage sturmsicher?
● Läuft sie leise?
● Wie hoch ist die Lebensdauer der Windanlage?
● Liegen Prüfzertifikate vor?
● Ist die Anlage für die Netzeinspeisung zugelassen?

Bei den Antworten auf diese Fragen solltest du nicht allein auf die Angaben der Hersteller vertrauen, sondern auch unabhängige Quellen zurate ziehen.

Funktionsweise: So erzeugt ein Windrad Strom

Windräder besitzen sogenannte Rotoren. Wenn nun die Kraft des Windes auf diese einwirkt, beginnen sie sich zu drehen. Mithilfe dieser Bewegungsenergie wird im Inneren der Anlage ein Generator angetrieben, der die Energie in Strom umwandelt. Bei den großen Windkraftanlagen wird die elektrische Energie dann ins Stromnetz eingespeist. Windräder wandeln also die Bewegungsenergie in elektrische Energie um.

Fazit: Lohnt sich eine private Windkraftanlage?

Wirtschaftlich sinnvoll ist die Stromerzeugung durch Windkraft bisher nur im großen Stil. Ein privates Windrad lohnt sich nur, wenn man einen idealen Standort vorweisen kann und den erzeugten Strom selbst nutzt. Letztendlich muss jedoch sehr viel Wind wehen, damit sich die Investition in eine Windanlage lohnt. Wer dennoch in Windkraft investieren möchte, sollte über eine Kombination aus Wind- und Solarenergie nachdenken. So kann bei jedem Wetter selbst Strom erzeugt werden.