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E-Autos gewinnen bis zu 40 Prozent Energie zurück: Rekuperation steigert Effizienz deutlich

Elektroflitzer trumpfen nicht nur mit ihrer Effizienz auf, sondern auch mit der cleveren Technik der Rekuperation, die ihnen einen entscheidenden Vorsprung gegenüber den traditionellen Verbrennungsmotoren verschafft. Diese Fähigkeit, beim Bremsen Energie zurückzugewinnen, stand im Fokus einer gründlichen Analyse durch den ADAC.

17.03.2024 • 21:14 Uhr

E-Autos gewinnen bis zu 40 Prozent Energie zurück: Rekuperation steigert Effizienz deutlich

Bei den altbekannten Benzinern und Dieseln verwandelt sich die Bewegungsenergie beim Abbremsen lediglich in Hitze und lässt die Bremsscheiben glühen. Elektroboliden hingegen zaubern aus dieser kinetischen Energie wieder Strom für den Akku, wobei der Elektromotor als Generator fungiert. Dies bremst den Wagen ab und kann ihn in manchen Fällen sogar zum Stillstand bringen – ein Prinzip, das an das Fahrrad mit Dynamo erinnert.

Die Effizienz dieser Energie-Rückgewinnung hängt von drei Hauptfaktoren ab:

  • Gewicht: Schwere Autos haben ausnahmsweise einen Vorteil. Je mehr Masse in Bewegung ist, desto stärker muss zum Verzögern rekuperiert werden und umso mehr Strom wird zurückgewonnen.
  • Elektromotor: Was fürs Fahren gilt, gilt auch beim Rekuperieren. Je leistungsstärker der Motor ist, desto mehr Strom kann er erzeugen.
  • Akku: Die Batterie muss stark genug sein, um die rekuperierte Energie aufzunehmen und es muss "Platz" im Akku sein. Ist der Stromspeicher komplett voll, kann auf den ersten Kilometern kaum rekuperiert werden.

Der ADAC hat diesen Effekt am Beispiel des Dacia Spring und des BMW i7 getestet. Der nur 1180 Kilogramm schwere Dacia mit 33 kW (45 PS) starkem Motor hat auf der Teststrecke bergauf 26,4 kWh/100 km verbraucht. Bergab lag der Verbrauch bei -7,1 kWh/100 km, es wurde also Energie zurückgewonnen. Daraus resultiert ein Gesamtverbrauch von 9,7 kWh/100 km.

Charging modern electric car from station outdoors

Deutlich schwerer und stärker ist der BMW: Er bringt 2830 Kilogramm auf die Waage und hat zwei Motoren mit 400 kW Leistung (544 PS). Dementsprechend hoch ist der Verbrauch bergauf: 59,3 kWh/100 km. Gewicht und Leistung sorgen umgekehrt dafür, dass bergab mit -26,3 kWh/100 km rekuperiert wurde - macht in Summe 16,5 kWh/100 km.

Rekuperation bei E-Autos: Deutlicher Energiebonus im Stadtverkehr

Im Alltagsgebrauch bringt Rekuperation, besonders im Stadtverkehr, einen deutlichen Energiebonus. Untersuchungen ergaben, dass Elektroautos im Schnitt 22 Prozent der entnommenen Energie zurückholen können. Der Nio ET7 glänzt hier besonders mit 31 Prozent Rekuperationsleistung, während der Dacia Spring am anderen Ende der Skala steht.

Ein weiterer Pluspunkt der Rekuperation ist der geringere Bremsenverschleiß, was nicht nur die Bremsen länger leben lässt, sondern auch die Umweltbelastung durch Bremsenabrieb senkt.

„Die Rekuperation ist ein wichtiger Faktor für die Effizienz von E-Autos," betont Dino Silvestro, Leiter Fahrzeugtest im ADAC Technik Zentrum. Der ADAC fordert die Hersteller allerdings auf, das Zusammenspiel zwischen Rekuperation und mechanischer Bremse intelligent auszulegen: So viel Energierückgewinnung wie möglich und so viel mechanische Bremse wie nötig, um Korrosion vorzubeugen. „Außerdem darf eine starke Rekuperationsleistung nicht zur Rechtfertigung eines hohen Fahrzeuggewichtes genutzt werden," so Silvestro. „Der Energieverbrauch zum Beschleunigen der großen Masse wiegt in der Summe dennoch schwerer als die Vorteile bei der Rekuperation. Autohersteller sollten deshalb und mit Blick auf den Ressourcenverbrauch auch bei Elektrofahrzeugen auf Leichtbau setzen."

Für E-Autofahrer gibt es vom ADAC praktische Tipps:

  • Vorausschauend Fahren: Bei vielen Autos kann die Rekuperationsstärke eingestellt werden, zum Beispiel mit Schaltwippen am Lenkrad. Innerorts sollte die Rekuperation bewusst genutzt werden, auf der Autobahn ist das sogenannte Segeln, also das Dahinrollen bei deaktivierter Rekuperation, effizienter.
  • One-Pedal-Driving nutzen: Für mehr Komfort lässt sich bei einigen Modellen die Rekuperation komplett über das Fahrpedal steuern. Das Auto bremst, wenn man vom Gas geht, bis zum Stillstand.
  • Rost vorbeugen: Da die mechanische Bremse seltener zum Einsatz kommt, besteht Rostgefahr. Autofahrer sollten deswegen regelmäßig durch stärkeres Verzögern die mechanischen Stopper frei bremsen. Selbstverständlich nur, wenn es die Verkehrssituation gefahrlos erlaubt.