Deutsche Seen: Auch der Freizeitwert ist gefährdet
Immer mehr unserer Seen aufgrund von Blaualgen oder Fäkalbakterien gesperrt. Die Gründe dafür sind vielfältig.
07.08.2023 • 13:28 Uhr
Sommer, Sonne und ein erfrischender Badesee sind für viele Menschen eine beliebte Kombination an heißen Tagen. Leider werden jedoch immer mehr unserer Seen aufgrund von Blaualgen oder Fäkalbakterien gesperrt. Die Ursache dafür liegt nicht primär in der Klimakrise, sondern im schlechten ökologischen Zustand der Gewässer in Deutschland.
„Unsere Seen in Deutschland sind massiv gefährdet", sagt Silke Oldorff, Sprecherin des Bundesfachausschusses Lebendige Seen vom Naturschutzbund Deutschland e.V. „Nicht nur, was die biologische Vielfalt angeht, sondern auch ihr Freizeitwert. Daran ist nicht in erster Linie der Klimawandel schuld, denn stabile Ökosysteme können Klimastress abpuffern. Mehr als 80 Prozent der Seen sind aber laut Umweltbundesamt (UBA) in keinem guten Zustand."
Umwelt: Wohl noch mehr Seen gefährdet
Es dürfte allerdings noch mehr gefährdete Seen geben, da bisher nur die größten Gewässer - Seen über 50 Hektar - untersucht wurden. Das sind etwa 750 Seen, während Deutschland insgesamt rund 25.000 Seen besitzt.
Was sind die Gefahren? Vor allem unter den Nährstoffeinträgen aus landwirtschaftlichen Flächen, die zu Überdüngung und starkem Algenwachstum führen, leiden die Gewässer. Auch die Fischerei hat einen negativen Einfluss. Die Bebauung entlang der Ufer zerstört die Lebensräume, und eingeschleppte Arten wie der Signalkrebs werden durch die Übertragung von Krankheiten zur Bedrohung für heimische Arten.
Höhere Wassertemperaturen aufgrund der Klimakrise verschärfen die Situation zusätzlich. Auch die Teichbewirtschaftung kann für die Gewässer problematisch sein.
„Wenn etwa zu viele Raubfische, wie Wels, Barsch oder Zander, entnommen werden, nehmen pflanzenfressende Fische überhand", so Oldorff. „Der Boden von Seen ist dann so vegetationslos wie eine Kraterlandschaft." Angler, die Karpfen besetzen und Fische füttern, schaden dem Gewässer zusätzlich. Ein Teil des Futters sinkt zum Grund, wo seine Zersetzung dem Wasser Sauerstoff entzieht.
Badeseen: Probleme kommen erst im Sommer
„Wenn der ökologische Zustand erst einmal schlecht ist und es dann richtig warm wird, haben Blaualgen beste Chancen sich zu vermehren. Die Badewasserqualität kann dann so schlecht werden, dass der See gesperrt werden muss", so Oldorff. „Da hilft es auch wenig, dass im Frühjahr die Badegewässerqualität bei über 90 Prozent der Badeseen in Deutschland vom UBA mit gut oder sehr gut bewertet wird. Denn die Probleme mit Blaualgen und Fäkalbakterien entstehen erst im Sommer bei großer Wärme."
Die Zeit drängt, um positive Veränderungen zu schaffen. Deutschland ist verpflichtet bis 2027 seine Gewässer in einen mindestens guten ökologischen Zustand zu bringen. Das schreibt die europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) vor, die von der EU beschlossen wurde. Oldorff: „Wir haben also noch vier Jahre, um diese Vorgabe zu erfüllen und unsere Seen zu retten. Um das zu schaffen, müssten deutlich mehr Anstrengungen unternommen werden als bisher. Dazu gehören Renaturierungsmaßnahmen und vor allem strengere Auflagen für die Landwirtschaft."