CO2-Bilanz auf Lebensmitteln: Wie klimafreundlich ist dein Butterbrot?

Butter, Fleisch, Schokolade: Welches Produkt hat wohl den größten CO2-Fußabdruck? Weil wir so wenig darüber wissen, fordern Hersteller nun Klima-Labels auf Lebensmitteln. Aber wie realistisch ist das? Plus: Die größten Food-Klimakiller.

01.10.2022 • 12:37 Uhr

CO2-Bilanz auf Lebensmitteln: Wie klimafreundlich ist dein Butterbrot?

Das Wichtigste zum Thema Klima-Labels auf Lebensmitteln

  • Der ökologische Fußabdruck geht weit über das Fliegen oder Autofahren hinaus. Pro Kopf stößt unsere Ernährung jährlich rund zwei Tonnen CO2 aus. Aber wer weiß schon, wie klimafreundlich sein Mittagessen ist?

  • Bis zu 500 Gramm CO2-Ausstoß gelten Mahlzeiten als umweltfreundlich. Die CO2-Bilanz eines Burgers liegt aber schon bei 1.800 Gramm!

  • Viele Menschen möchten ihren ökologischen Fußabdruck verkleinern - doch gerade bei der Ernährung fehlt die Transparenz.

  • Laut einer Umfrage des Haferdrink-Herstellers Oatly fühlen sich nur neun Prozent der Deutschen gut über die Klimabilanz ihrer Lebensmittel informiert. 85 Prozent wünschen sich eine Kennzeichnung auf der Packung, um einen Beitrag für die Umwelt zu leisten.

  • Zwar gibt es inzwischen einzelne Labels, die Lebensmittel als klimaneutral oder klimafreundlich kennzeichnen, doch diese stammen meistens von den Unternehmen selbst und sind deshalb schwer vergleichbar.

  • Oatly und andere Produzenten machten sich in den vergangenen Jahren bereits für offizielle Klima-Labels stark. Bisher gibt es jedoch noch kein einheitliches, aussagekräftiges Label. Warum die Einführung hilfreich, aber auch schwierig ist, liest du hier.


Geht die Rechnung auf? So könnte man die CO2-Bilanz bestimmen

Steht neben der Kalorien-Angabe auf deinem Frischkäse in Zukunft auch seine CO2-Bilanz? Die mögliche Einheit dafür gäbe es bereits: die Kohlendioxid-Äquivalente, kurz CO2e.

Sie errechnet sich aus allen Emissionen, die ein Produkt bei seiner Herstellung verursacht. Nehmen wir zum Beispiel dein Müsli: Seine Kohlendioxid-Äquivalente ergibt sich aus den Treibhausgasen der Traktoren bei Anbau und Ernte plus all die Emissionen, die bei Verpackungs-Herstellung und Transport entstehen.


Wie realistisch sind Klima-Labels?

  • In den USA, Frankreich, der Schweiz und England gibt es die Kennzeichnung der CO2-Bilanz bereits auf freiwilliger Basis.

  • Ein einheitliches Klima-Label in Deutschland? Darüber wird immer wieder diskutiert. Die Theorie: Die wäre ein wirksamer Schritt gegen den Klimawandel.

  • Die Praxis: detailreich und kompliziert. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), das für eine solche Kennzeichnung zuständig wäre, sieht angesichts der Komplexität der Lebensmittel-Industrie Probleme bei der Umsetzung.

  • Beispiel Orangensaft: Alle paar Monate bezieht ein Hersteller Orangen aus verschiedenen Ländern mit anderen Transportwegen - je nach Saison.

  • Demnach müsste sich das Label alle paar Monate ändern. Noch komplexer wird die Rechnung bei Produkten mit mehreren Inhaltsstoffen - wie Gemüsebrühe oder Tiefkühl-Pizza.


Die TOP 5 der Klimakiller - hättest du's gewusst?

  • Alles in Butter? Nicht in Sachen Umweltfreundlichkeit! Für ein Kilo braucht man rund 20 Liter Milch - dafür wiederum viele Kühe und die viel Futter aus moderner Landwirtschaft mit Traktoren, Bewässerung und Co. Ergibt in der Summe leider den ersten Platz.

  • Apropos Kühe: Rindfleisch belegt Platz zwei des Klimakiller-Rankings. Die Rinderhaltung erfordert viele Ressourcen - und die Tiere selbst stoßen das Treibhausgas Methan aus, das in ihren Mägen entsteht.

  • Auch Platz Nummer drei stammt von der Kuh: Käse und Sahne sind die nächsten Übeltäter. Hier hilft es dem Planeten, wenn du zur fettärmeren Variante greifst, denn: Je mehr Fett, desto mehr Milch wurde verwendet.

  • Überraschender Twist: Platz Nummer vier belegen Tiefkühl-Pommes! Warum? Sie müssen getrocknet, frittiert und tiefgekühlt werden - und das verbraucht extrem viel Energie. Das Gleiche gilt für andere, ähnlich aufwendige TK-Produkte. Also: lieber selber kochen.

  • Bitter statt süß: Platz Nummer fünf belegt die Schokolade. Die weit entfernten, exotischen Kakao-Plantagen brauchen Unmengen von Wasser. In den meisten Schoko-Produkten steckt Palmöl, für dessen Plantagen viel Regenwald abgeholzt wird - und Milch ist eben auch klimaschädlich. Die gute Nachricht: Es gibt immer mehr BIO-Schoki ohne Palmöl, dafür mit nachhaltiger Milch.

Mehr Beiträge von Galileo findest du hier und mehr zur “Green Seven Week – Wie können wir unser Klima retten?” findest du auf: (https://video.prosieben.de/serien/greenseven)

Bildquelle des Titelbildes: © Getty Images