Überblick

Wie nachhaltig und zukunftsfähig sind E-Highways?

Oberleitungen wie für die Straßenbahn – aber auf der A5? Ist etwa in Zukunft bald eine Tram auf der achtspurigen Autobahn unterwegs? Nicht ganz: bei den Leitungen, die sich auf der rechten Fahrspur der A5 über mehrere Kilometer erstrecken, handelt es sich um Deutschlands ersten Elektro-Highway. Erfahre hier mehr über die neue Form der E-Mobilität.

19.10.2021 • 10:10 Uhr

Wie nachhaltig und zukunftsfähig sind E-Highways?

Was ist ein E-Highway und wie funktioniert er?

E-Highways sind spezielle Autobahnen, die das erste Mal 2016 in Schweden getestet wurden. Die Elektro-Autobahnen sind auf einer Fahrspur mit Oberleitungen ausgestattet, die spezielle E-Lkw mit Strom versorgen. Diese leiten den Strom aus den 600-Volt-Leitungen mithilfe eines Stromabnehmers in ihren Elektromotor, der so nicht nur das Fahrzeug antreibt, sondern gleichzeitig auch den verbauten Akku auflädt. Ist die E-Highway-Fahrt zu Ende und die Fahrzeugbatterie voll, wird der Stromabnehmer wieder eingefahren und der Lkw durch den Akku weiter am Rollen gehalten. Oft handelt es sich bei E-Highway-Lkw um Hybridfahrzeuge, die nach dem Entladen des Akkus mit Diesel betrieben werden.

Diese E-Highways gibt es in Deutschland

Die erste deutsche Teststrecke – der E-Highway auf der A5 nahe Frankfurt am Main – wurde 2019 im Rahmen des Klimaschutz-Pilotprojekts „Elisa“ (Elektrifizierter, innovativer Schwerverkehr auf Autobahnen) eröffnet. Dazu wurde ein fünf Kilometer langer Abschnitt der A5 in beide Fahrtrichtungen mit Oberleitungen ausgerüstet, welche die Oberleitungs-Hybrid-Lkw der Marke Scania mit Strom versorgen sollen.

Auch auf der A1 startete im Januar 2020 das Pilotprojekt „FESH – Feldversuch eHighway auf der BAB A1 in Schleswig-Holstein“ mit der Eröffnung einer rund fünf Kilometer langen Teststrecke. Auf dem Autobahnabschnitt zwischen Reinfeld und Kreuz Lübeck pendeln die Oberleitungs-Lkw der Spedition Bode mehrmals täglich zum Lübecker Hafen und zurück. Eine dritte Teststrecke ist derzeit auf der B462 in Planung. Das Projekt „eWayBW“ will im Murgtal bei Rastatt die Tauglichkeit der E-Highways für Ortsdurchfahrten prüfen.

Die drei Testprojekte, die noch bis 2022 laufen, sollen zwei große Fragen beantworten: Wie zuverlässig funktionieren die elektrischen Infrastruktur- und Fahrzeugsysteme im Betrieb? Und wie sinnvoll ist es auf lange Sicht, deutsche Straßen zumindest teilweise zu elektrifizieren?

Vor- und Nachteile der E-Highways

Schon jetzt lassen sich aus den Testreihen in Deutschland und Schweden erste Rückschlüsse darauf ziehen, wie zukunftsfähig die E-Highways auf lange Sicht sind. Folgende Vorteile würden derzeit für eine großflächige Implementierung der neuen Technik sprechen:

  • Durch jede Lkw-Fahrt, die mit Strom statt Benzin oder Diesel betrieben wird, werden CO2-Emissionen eingespart – das kommt Umwelt und Klima zugute.
  • E-Highways bieten eine schnelle Lösung für das Klimaproblem Schwerlastenverkehr, denn Autobahnnetze und die Technologie sind bereits vorhanden.
  • Durch das Aufladen der Lkw-Akkus während der Fahrt entfallen häufige Ladestopps, die bei herkömmlichen Elektro-Lkw notwendig sind. So sparen Lkw-Fahrer Arbeitszeit. Obendrein werden weniger Lkw-Ladestationen benötigt, die viel Platz durch die erforderlichen Stellflächen einnehmen.
  • Lkw, die während der Fahrt laden, kommen mit kleineren Akkus aus und schonen so Ressourcen. Das niedrigere Batteriegewicht senkt außerdem den Energiebedarf des Fahrzeugs.

Leider gibt es auch einige Argumente, die gegen E-Highways sprechen:

    Im Vergleich zur Einrichtung stationärer Lkw-Ladestationen ist der Ausbau des gesamten Autobahnnetzes ein extrem aufwands- und kostenintensives Vorhaben.

  • Die Oberleitungen der E-Highways benötigen regelmäßige Wartungen, da sie stark anfällig für Umwelteinflüsse und Vandalismus sind. Infolgedessen kann es häufiger zu Sperrungen der Fahrbahn und Staus kommen.
  • Im Falle eines Unfalls können die Oberleitungen des E-Highways Rettungshubschrauber am Landen hindern.

Fazit

Komplett wird sich der Güterverkehr in absehbarer Zeit wohl kaum auf Schienen verlagern lassen. Doch die Uhr für den Klimawandel tickt und fordert schnelle Lösungen, weshalb sich E-Highways trotz ihrer Nachteile zumindest als emissionsfreie Übergangslösung darstellen könnten. Wie lang sich die neue Technik auf lange Sicht durchsetzt, bleibt abzuwarten.

Quellen

https://transportbotschafter.de/e-highway-wenn-die-autobahn-zur-stromtankstelle-wird/

https://www.bussgeldkatalog.org/e-highway/

https://www.bussgeldkatalog.de/e-highway/#Vor-und-Nachteile-des-E-Highways

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