Wie nachhaltig ist Streaming?
CD, DVD und Co. haben ausgedient – Musik, Filme und Serien werden heutzutage beinahe ausschließlich online gestreamt. Ob Videos von Katzen bei YouTube, der Samstagabendfilm bei Amazon Prime oder das neue Album der Lieblingsband bei Spotify – fast alle modernen Medien werden mittlerweile über Streaming-Dienste konsumiert. Allein der beliebte Videostream-Anbieter Netflix verzeichnet in Deutschland mehr als 10 Millionen Abonnenten. Eigentlich könnte man annehmen, dass man der Umwelt durch das digitale Fernsehen etwas Gutes tut – schließlich werden so Unmengen an Plastik eingespart, die ansonsten für die Produktion von CDs und DVDs verwendet werden würden. Doch tatsächlich ist Streaming bisher alles andere als nachhaltig.
06.10.2021 • 10:34 Uhr
Streaming treibt CO2-Bilanz in die Höhe
Das Autofahren, Fleisch essen und Fast Fashion die eigene CO2-Bilanz in die Höhe treiben, ist kein Geheimnis mehr. An den letzten Serienmarathon auf Netflix denkt beim Thema Umweltsünden allerdings kaum jemand. Doch nicht nur Plastik, auch unser Datenmüll verursacht einen riesigen ökologischen Fußabdruck. Denn alles, was wir im Internet tun, verbraucht Energie. Und was tun Menschen online am liebsten? Natürlich Videos schauen.
Rund 80 Prozent des weltweiten Datenverkehrs bestehen laut einer Studie des französischen Thinktanks „Shift Project“ aus Video-Daten. Diese Daten müssen nicht nur auf riesigen Serverfarmen gespeichert werden, auch die Kühlung der Speicherserver und letztendlich das Anschauen auf dem heimischen PC oder Fernseher verursacht CO2. Dazu kommt noch die Datenübertragung.
Videostreaming: Was verursacht am meisten CO2?
Mehr als 300 Tonnen CO2 wurden laut des „Shift Projects“ im Jahr 2018 allein durch Videostreaming verursacht – also in etwa so viel, wie das Land Spanien in einem Jahr ausstößt. Dabei setzt sich der globale Konsum wie folgt zusammen:
Auf Platz eins liegen mit 34 Prozent Anteil am weltweiten Video-Datenverkehr Video-on-Demand-Anbieter wie Netflix oder Amazon Prime. Diese verursachten 2018 rund 100 Millionen Tonnen CO2. Das entspricht in etwa der jährlichen Emission von Griechenland.
Knapp hinter Netflix und Co. liegen mit 27 Prozent Pornos. Die Filme für Erwachsene verursachten 2018 mit 80 Millionen Tonnen in etwa so viel CO2 wie Frankreich.
21 weitere Prozent gehen zulasten anderer Videoplattformen wie beispielsweise YouTube; 18 Prozent sind auf Videos auf Social Media Plattformen wie Snapchat, Instagram und Facebook zurückzuführen.
Mehr Nachhaltigkeit beim Streamen – geht das?
Wer als Streamender seinen CO2-Verbrauch reduzieren will, hat leider nicht allzu viele Möglichkeiten. Einen kleinen Beitrag kannst du zum Beispiel leisten, indem du die Videoqualität und somit auch die zu übertragende Datenmenge reduzierst (bei Anbietern wie Netflix und Amazon Prime kannst du diese häufig manuell einstellen), Videos über die energiesparenderen WLAN-Netze und nicht über deine mobilen Daten schaust und Musik nicht über Videoplattformen streamst.
Damit sich wirklich etwas verändert, sind jedoch die Streaming-Anbieter in der Pflicht. Diese können ihr Angebot noch deutlich ökologischer gestalten, zum Beispiel, indem sie ihre Rechenzentren mit Energie aus erneuerbaren Quellen versorgen. So wird der CO2-Ausstoß drastisch reduziert.
Auch die Abwärme, welche die Server erzeugen, könnte ins Fernwärmenetz eingespeist und zum Heizen von Haushalten genutzt werden. In Skandinavien dienen einige Rechenzentren bereits als kleine Heizkraftwerke und werden so nicht nur klimaneutral, sondern sogar klimapositiv.
Quellen
https://www.swrfernsehen.de/marktcheck/oekochecker-streaming-internet-videos-umwelt-klima-nachhaltig-100.html
https://utopia.de/ratgeber/streaming-dienste-klima-netflix-co2/
https://www.nationalgeographic.de/geschichte-und-kultur/2020/06/zurueck-zur-schallplatte-so-nachhaltig-ist-musikstreaming
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