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Solar-Radwege: Was bringen Fahrradwege mit Solarmodulen?

Damit Klimaschutz gelingt, brauchen wir erneuerbare Energiequellen. Eine besonders kreative Möglichkeit sind Solar-Radwege, die zusätzlich Ökostrom aus Sonnenlicht erzeugen. Was kann diese Technologie? Ein Überblick.

13.02.2024 • 08:41 Uhr

Solar-Radwege: Was bringen Fahrradwege mit Solarmodulen?

Im Jahr 2023 erlebte die Solarbranche in Deutschland einen Wirtschaftsboom. Photovoltaik ist bei Unternehmen und Privatleuten so beliebt wie nie zuvor. Und es gibt noch weitere Ideen, um neue Möglichkeiten für Solarenergie zu erschließen. Nicht nur auf Dächern, flachen Rasenflächen oder an Balkonen können Sonnenkollektoren angebracht werden. Es gibt bereits erste Pilotprojekte für sogenannte „Solar-Radwege“ (mit Solarzellen gepflasterte Fahrradwege), die nicht nur Radfahrern ein gutes Vorankommen ermöglichen, sondern auch noch nachhaltige Energie erzeugen.

Solar-Radwege: 3 Vorteile

  1. Multiple Nutzungsmöglichkeiten (als Radweg und zur Stromerzeugung)
  2. Es ist umweltfreundlicher bestehende Flächen für Solarmodule zu nutzen, anstatt neue Flächen zu versiegeln
  3. Besonders platzsparend in urbanen Gegenden

Auch das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) sieht großen Mehrwert in der Doppelnutzung von Flächen für Solarenergie. Die Freiburger Wissenschaftler schätzen das Energie-Potenzial bei der Nutzung von Verkehrsflächen (Straßen, Wege inkl. Lärmschutzwände) für Photovoltaik deutschlandweit auf 58 Gigawatt pro Jahr.

Solar-Radwege in Deutschland hatten einen schlechten Start

Was zunächst wie ein fortschrittliches Pilotprojekt klang, wurde schnell zu einem großen Ärgernis: Deutschlands erster Solar-Radweg in Erftstadt (Nordrhein-Westfalen). Die Teststrecke kostete 74.000 Euro und wurde im November 2018 eingeweiht. Finanziert wurde das Projekt zu einem Großteil von einer Nationalen Klimaschutzinitiative. Einige Jahre später forderte die Stadt den Rückbau des Solar-Radweges. Was war geschehen?

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Die Solarzellen des Radweges zerbrachen und splitterten. Die Teststrecke löste mehrere Feuerwehreinsätze aus, weil Regenwasser in die Module lief und Kurzschlüsse erzeugte. Trotz mehrerer Reparaturen verbesserte sich die Situation nicht. Das Projekt gilt als gescheitert.

Mittlerweile spricht man davon, dass regelmäßige Wartung dem schnellen Alterungsprozess der Technik hätte entgegenwirken können. Solche Maßnahmen wurden einfach versäumt. „Wir haben bei diesem Projekt ganz viel gelernt“, heißt es vom Unternehmen „Solmove“, das den Solar-Radweg installiert hatte.

Solar-Radwege: Ein verbessertes Modell aus den Niederlanden

In den Niederlanden wurden nun zwei verbesserte Solar-Radwege eingeweiht, die insgesamt Strom für 50 Haushalte liefern sollen. Jeder Solar-Radweg besitzt eine Fläche von rund 1.000 Quadratmetern.

Hinter dieser Technologie steckt das Unternehmen „Wattway“, das bereits sehr viel aus Vorgänger-Projekten gelernt hat und seine Solar-Radwege stetig weiterentwickelte, um die Leistung und Robustheit zu verbessern. Insgesamt hat das Unternehmen 40 Solar-Radwege auf der ganzen Welt installiert.

Alternative: Der Solardach-Radweg

Eine alternative Möglichkeit zu mit Solarzellen gepflasterten Straßen ist die Überdachung von Straßen und Wegen mit Solardächern. Dieses Konzept wird sogar bereits auf Autobahnen getestet („Erneuerbare Energien: Das ungenutzte Potenzial der Autobahnen“).

Deutschlands erster überdachter Solar-Radweg wurde 2023 eingeweiht und befindet sich in Freiburg. Die Anlage liefert nun Ökostrom aus Sonnenenergie und hält Fahrradfahrer trocken. Der Freiburger Solardach-Radweg ist 300 Meter lang, produziert 280.000 kWh Strom und kann damit durchschnittlich 180 Menschen pro Jahr vollständig mit nachhaltiger Energie versorgen. Derzeit nutzt das Fraunhofer ISE den Strom für ihre Labore.

Das Pilotprojekt kostete rund eine Million Euro, was den Kosten-Nutzen-Effekt derzeit nicht besonders groß macht. Aber es handelt sich hier um eines der ersten Projekte dieser Art, das auch dabei helfen soll, diese Technologie weiter zu verbessern. Mit anderen Worten: Es ist der Anfang von etwas Größerem.

„Erneuerbarer Strom ist die Energie der Zukunft. Deshalb brauchen wir nicht nur einen stärkeren Zubau in den bewährten Bereichen, sondern auch innovative Ansätze, die zusätzlich urbane Räume erschließen. Die Stadt Freiburg hat deshalb die Projektidee dieses Solar-Radwegs entwickelt und umgesetzt. Wir sind froh, dass badenova und das Fraunhofer Institut die Realisierung übernommen haben und unterstützen das Pilotprojekt sehr gerne finanziell. Wir hoffen, dass das Projekt Nachahmer findet“, erklärt Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn.

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