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Second Hand online kaufen: Wie nachhaltig sind die Modelle wirklich?

Der Second Hand Onlinehandel mit Kleidung boomt und mittlerweile sind Schwergewichte wie Zalando, About You und H&M in das Modell eingestiegen. Doch was auf den ersten Blick wie eine nachhaltige Geste wirkt, erweist sich näher betrachtet als logistisch holprig – mit versteckten Konsequenzen und fragwürdigen Anreizen.

28.01.2021 • 13:18 Uhr

Second Hand online kaufen: Wie nachhaltig sind die Modelle wirklich?

Folgt man der aktuellen Berichterstattung rund ums Thema, könnte der Eindruck entstehen, dass der Second Hand Handel das Internet gerade erst im großen Stil erreicht hätte. Doch im Grunde genommen sind Zalando und Co. ziemlich spät auf den Second-Hand-Zug aufgesprungen. Denn der Onlinehandel mit Gebrauchtwaren brummt schon seit mehr als zehn Jahren. Für den gigantischen und weltbekannten Onlinemarktplatz Ebay war und ist der Gebrauchtmarkt eine zentrale Säule. „Second Hand“ ist schon lange massentauglich.

So mancher riesiger Second Hand Onlineshop hat sich gezielt auf Ressorts spezialisiert. Momox, wo unter anderem ebenfalls mit gebrauchter Kleidung gehandelt wird, hat schon vor vier Jahren einen dreistelligen Millionenumsatz verzeichnen können. Nun wollen Zalando und Co. auch ein Stück vom gewaltigen Zweitmarkt-Kuchen.

Selbstlos in eigener Sache

Zalando und About You kaufen nun aktiv Second Hand Kleidung von Privatleuten. Was dabei letztlich jedoch abgenommen wird, entscheidet sich erst, wenn die Ware in den Lagern der Shopping-Plattformen angekommen ist. Es kann also ohne Weiteres sein, dass zuvor abfotografierte Kleidungsstücke wieder Retour gehen, wenn diese den wirtschaftlichen Eignungstest in Natura nicht überstehen. Und ausbezahlt werden die angenommenen Artikel aus zweiter Hand nicht etwa in Cash – sondern in Form eines Gutscheins.

About You und Co. werden natürlich nicht müde, auf den nachhaltigen Ansatz dieses Vorgehens hinzuweisen, da die Lebenszeit der angenommenen Kleidung verlängert würde. Doch ist das wirklich so? Oder doch eher Greenwashing in eigener Sache? Leider liegt Letzteres näher. Denn intakte und nach wie vor absolut brauchbare Kleidungsstücke haben die Menschen ohnehin nie im großen Stil weggeworfen. Altkleidersammlungen, Second Hand Läden, Verwandte und nicht zuletzt der gute, alte Flohmarkt waren schon vor dem Internet reichlich vorhanden. Der Markt für Second Hand Kleidung war schon immer da. Lediglich die Vertriebswege haben sich geändert – und mit ihnen der logistische Aufwand, der fragwürdig sein kann.

Quellen

https://www.internetworld.de/digitaler-handel/online-handel/second-hand-ware-recommerce-markt-in-deutschland-1459702.html#gref

https://www.nzz.ch/wirtschaft/die-secondhand-welle-erreicht-zalando-und-h-m-ld.1578248

https://www.wiwo.de/unternehmen/handel/secondhand-handel-auf-rekordniveau-kehrwochen-im-homeoffice/25828920.html

https://www.youtube.com/watch?v=umDppT51wPU

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