Neue Mobilität
Den Begriff „Neue Mobilität“, oft auch Verkehrswende oder Mobilitätswende genannt, hat sicher jeder schon einmal gehört. Doch was genau verbirgt sich eigentlich dahinter? Unter der neuen Mobilität versteht man keineswegs nur die Ersetzung von Verbrennungsmotoren durch umweltfreundliche Elektromotoren. Wir erklären, was unter neuer Mobilität konkret verstanden wird und warum umweltfreundliche Mobilitätskonzepte wichtig sind. Außerdem stellen wir nachhaltige Verkehrsmittel vor, beleuchten das Konzept „Shared Mobility“ und zeigen, welche Förderungen es für Elektrofahrzeuge gibt.
10.05.2022 • 13:03 Uhr
Definition – Was bedeutet Neue Mobilität?
Neue Mobilität steht als Oberbegriff für einen Wechsel hin zu einer umweltfreundlicheren, sanfteren Mobilität, welche Umwelt und Klima möglichst gering belastet. Wichtiger Grundpfeiler dieser Mobilitätswende ist die Ersetzung von Verbrennungsmotoren durch umweltfreundliche Elektromotoren. Die Wende ist in vollem Gange, was man u.a. daran sieht, dass Elektroautos boomen und in absehbarer Zeit keine neuen Verbrenner mehr auf den Markt kommen werden. Zur neuen Mobilität gehört aber noch mehr: Der Autoverkehr soll zunehmend durch umweltfreundliche Verkehrslösungen ersetzt werden, also zum Beispiel durch den Umstieg auf Fahrräder, Elektrofahrräder und weitere umweltfreundliche Fahrzeuge. Der Ausbau der öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) ist ein weiterer wichtiger Pfeiler der neuen Mobilität. Des Weiteren sind Shared-Mobility-Konzepte wie Carsharing und Bikesharing sowie Mitfahrzentralen für die Verkehrswende bedeutsam. Insgesamt beinhaltet die neue Mobilität also verschiedene Mobilitätskonzepte, mit denen jeder von uns künftig klimafreundlicher von A nach B gelangen kann. Die nachhaltige Fortbewegung ist dabei auch oft kostengünstiger als die Nutzung eines herkömmlichen PKWs.
Warum sind umweltfreundliche Mobilitätskonzepte wichtig?
Die Verkehrswende spielt eine wichtige Rolle dabei, dass Deutschland seine Klimaziele für 2030 erreicht. Um diese Ziele zu erreichen, ist eine deutliche Senkung der CO2-Emissionen erforderlich und der Verkehr war bislang einer der größten Emissions-Verursacher. In erster Linie sind umweltfreundliche Mobilitätskonzepte also für den Klimaschutz wichtig. Darüber hinaus sollen sie in Ballungszentren auch der extremen Luftverschmutzung entgegenwirken, die die Lebensqualität der Menschen beeinträchtigt und sogar jedes Jahr für tausende Tote verantwortlich ist. Durch umweltfreundliche Mobilitätskonzepte soll es weniger mit Autos vollgestopfte Straßen und mehr Grünflächen in den Städten geben, was das Leben dort ebenfalls attraktiver macht. Mit zunehmender Urbanisierung sind Verkehrsstaus in den Städten ohnehin ein Problem, für das Lösungen gefunden werden müssen. Zu Hauptverkehrszeiten geht in manchen Großstädten fast gar nichts mehr, wodurch auch Unternehmen in ihrer Arbeitseffizienz beeinträchtigt sind. Schließlich sollen die umweltfreundlichen Mobilitätskonzepte auch zu weniger Verkehrsunfällen führen.
Welche nachhaltigen Verkehrsmittel gibt es?
Kurze Strecken lauft ihr bereits zu Fuß aber für weiter entfernte Ziele sucht ihr noch eine nachhaltige Lösung? Neben dem Umstieg aufs Fahrrad gibt es eine ganze Reihe weiterer umweltfreundlicher Verkehrsmittel wie Elektroautos, E-Bikes und E-Scooter. Auch der öffentliche Nahverkehr zählt dazu. Wir stellen die wichtigsten nachhaltigsten Verkehrsmittel vor.
Elektroautos
Im Gegensatz zu herkömmlichen Fahrzeugen, die mit fossilen Treibstoffen laufen, werden Elektroautos mit Strom und einer Batterie angetrieben. Das macht sie deutlich umweltfreundlicher als Verbrenner. Die konkrete Umweltbilanz hängt zwar auch davon ab, inwieweit der verwendete Strom aus regenerierbaren Quellen stammt, aber grundsätzlich verursachen Elektroautos in jedem Fall deutlich weniger CO2-Emissionen. Weitere Vorteile sind günstigere Treibstoffkosten, weil Strom weniger kostet als fossile Treibstoffe, und geringere Wartungskosten, weil es bei E-Autos kaum Verschleißteile gibt. Zu den Nachteilen zählen eine eingeschränkte Reichweite, längere Ladezeiten und eine noch immer nicht optimale Ladestruktur. Allerdings nimmt die Anzahl der öffentlichen Ladestationen rasant zu und fast überall findet man inzwischen schon mindestens einen Ladepunkt in seiner Nähe. Wer keine eigene Wallbox installieren kann, hat auch vermehrt bei Arbeitsstellen die Möglichkeit, ein Elektrofahrzeug aufzuladen.
Die Vor- und Nachteile im Überblick:
Vorteile:
- Klimafreundlichkeit
- Geringere Treibstoffkosten
- Umweltprämie und Steuervorteile
- Keine Fahrverbotszonen
- Geringere laufende Kosten
- Zukunftsträchtig und modern
- Wesentlich geringere Betriebsgeräusche
Nachteile:
- Eingeschränkte Reichweite
- Höhere Anschaffungskosten – durch Umweltprämie und Steuervorteile jedoch relativiert
- Ausbaufähige Ladeinfrastruktur
E-Bikes (Pedelecs) / E-Lastenräder
E-Bikes werden immer beliebter und das nicht ohne Grund, sind sie doch umweltfreundlich, gesund und flexibel einsetzbar. Bei einem E-Bike wird die Tretbewegung durch einen umweltfreundlichen Elektromotor unterstützt, d.h. der Fahrer benötigt weniger eigene Kraft und kann so auch längere Strecken und Steigungen problemlos bewältigen. Darüber hinaus sind E-Bikes gut für Körper und Geist, allein schon, weil man mit ihnen an der frischen Luft unterwegs ist. Man kann die Unterstützung des Elektromotors aber auch ausschalten oder verringern, um mit einer anstrengenden Fahrradtour bewusst etwas für die eigene Fitness zu tun. Des Weiteren sind E-Bikes flexibel einsetzbar – sowohl längere als auch kürzere Strecken sind mit ihnen möglich und auch der Transport von Kindern oder Einkaufswaren ist dank Motorunterstützung kein Problem. Nachteilig ist allenfalls anzufügen, dass E-Bikes mehr kosten und schwerer sind als herkömmliche Fahrräder. Ein wichtiger Vertreter der neuen Mobilität im Stadtverkehr ist das E-Lastenrad (Cargo-E-Bike), mit dem u.a. Zeitungszulieferer, Pizzaboten etc. komfortabel und nachhaltig unterwegs sind. Gerade in vollgestopften Innenstädten sind Zulieferer mit diesen Lastenrädern auch deutlich schneller unterwegs als mit einem Auto.
E-Scooter
E-Scooter sind von einem Elektromotor angetriebene Tretroller, die vor allem in Städten mittlerweile weit verbreitet sind. E-Scooter sind sehr benutzerfreundlich, denn laut Gesetz dürfen Personen ab 14 Jahren damit fahren. Man braucht weder einen Führerschein noch eine Mofa-Prüfbescheinigung. Darüber hinaus sind sie schnell (bis zu 20 km/h), wendig und kompakt. In vielen Städten sind sie bei Sharing-Anbietern ausleihbar, man bezahlt also nur für die tatsächliche Nutzungsdauer.
Als Alternative zum Auto sind E-Scooter auch umweltfreundlich, das Problem ist jedoch, dass sie eher als Ersatz für Fußmärsche, Radfahrten oder Bahnfahrten genutzt werden. So sind sie nicht unbedingt nachhaltiger, weil sie eine extrem geringe Lebensdauer haben und der für sie benötigte Strom in Deutschland nur zu etwa 40 Prozent aus regenerativen Quellen stammt. Die Herstellung der Batterien verschlingt einiges an Energie und erfolgt häufig unter zweifelhaften Arbeitsmethoden. Die Ausleihe ist bei vielen Anbietern zudem relativ teuer und die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie bewertet die Tretroller als gefährlich, weil es durch die tiefliegenden Trittbretter schnell zu Unfällen kommen kann. Wer sich allerdings einen E-Scooter zulegt und dann sein Auto öfter stehenlässt, ist durchaus nachhaltiger unterwegs als vorher.
Öffentlicher Nahverkehr
Wem die Umwelt am Herzen liegt, der nutzt häufiger Bus und Bahn. Der ÖPNV verursacht gegenüber dem PKW im Durchschnitt landesweit lediglich die Hälfte der CO2-Emissionen. Güterbahnen verursachen pro Tonne und Kilometer sogar rund 75 Prozent weniger Emissionen als ein LKW. Dazu kommt, dass auch immer mehr Busse und Bahnen elektrisch unterwegs sind, was ihren Ökovorteil nochmal deutlich erhöht. Ein Problem ist allerdings, dass der öffentliche Nahverkehr in Deutschland deutlich ausgebaut und kundenfreundlicher werden muss, damit noch mehr Menschen ihr Auto stehenlassen. Schlechte Verkehrsanbindungen, undurchsichtige Tarifsysteme oder kaputte Ticketautomaten veranlassen viele Menschen immer noch dazu, lieber ins zuverlässige Auto zu steigen.
Was ist Shared Mobility?
Shared Mobility spielt im Rahmen der neuen Mobilität eine immer bedeutsamere Rolle. Unter diesem Begriff versteht man zum einerseits einen Fahrdienst, den mehrere Personen gleichzeitig nutzen, also eine Fahrgemeinschaft. Zum anderen spricht man von Shared Mobility, wenn sich mehrere Menschen zu verschiedenen Zeiten ein bestimmtes Fahrzeug teilen. Fahrzeuge wie Autos, Fahrräder oder E-Scooter werden also für eine bestimmte Zeit genutzt, bevor sie abgestellt werden und für einen neuen Kunden zugänglich sind. Sowohl für die Sharing-Anbieter als auch für die Kunden ist dies lohnenswert: Die Anbieter holen die Anschaffungs- und Wartungskosten für ein Fahrzeug durch die Mieteinnahmen in absehbarer Zeit wieder rein und die Kunden zahlen nur für die tatsächliche Nutzung des Verkehrsmittels und müssen sich sonst um nichts kümmern. Außerdem dürfen die Nutzer die Fahrzeuge in Städten vielerorts kostenlos auf öffentlichen Parkplätzen abstellen. Umweltfreundlich ist Shared Mobility ebenfalls, zumindest wenn es sich bei den Fahrzeugen um nachhaltige Verkehrsmittel wie E-Autos oder E-Bikes handelt.
Welche Sharing-Anbieter gibt es?
Share Now, der größte Carsharing-Anbieter in Deutschland, ist 2019 aus der Fusion von car2go (Daimler) und DriveNow (BMW) hervorgegangen. Das Unternehmen bietet in bislang 16 europäischen Metropolen um die 11.000 Fahrzeuge zum Ausleihen an, knapp ein Drittel davon sind elektrisch angetriebene Fahrzeuge. Die Ausleihe funktioniert nach dem Free-Floating-Prinzip, d.h. die Fahrzeuge können nach der Nutzung stationsungebunden im Geschäftsgebiet stehengelassen werden. In Deutschland ist das Unternehmen in Berlin, Hamburg, Frankfurt am Main, München, Stuttgart, Köln sowie Düsseldorf tätig. Ebenfalls beliebt ist das Carsharing-Angebot der Deutschen Bahn namens Flinkster, das in über 400 Städten nutzbar ist. Hier musst du das Fahrzeug allerdings an einer bestimmten Station abholen und nach der Nutzung auch wieder dorthin zurückbringen. Greenwheels, MILES und Sixt Share heißen weitere Carsharing-Anbieter. Wer lieber mit dem Fahrrad unterwegs ist, sollte die Angebote der Bike-Sharing-DienstleisterCall a Bike, NextBike und Byke kennen. Vor allem die Deutsche-Bahn-Tochter Call a Bike, die in mehr als 40 deutschen Städten tätig ist, erfreut sich großer Beliebtheit. Ihre Räder lassen sich u.a. per App oder Telefon mieten. In manchen Städten sind Räder stadtweit verfügbar, in anderen nur am Bahnhof.
Welche Förderprogramme und Prämien für Elektrofahrzeuge gibt es?
Verschiedene staatliche Förderungen und Prämien machen die Anschaffung eines Elektroautos sehr reizvoll. Bekannt sind vor allem Umweltbonus und Innovationsprämie: Bis Ende 2022 werden reine Elektroautos so mit bis zu 9.000 Euro gefördert, für Plug-in-Hybride gibt es immerhin bis zu 6.750 Euro. Auch Gebrauchtfahrzeuge und Leasingfahrzeuge werden unter bestimmten Bedingungen gefördert. Der Umweltbonus lässt sich auch mit weiteren Förderprogrammen kombinieren – die meisten davon richten sich aber an Unternehmen und nicht an Privatleute. Steuervorteile, wie ein Wegfall der KFZ-Steuer für 10 Jahre bei Neuzulassungen, tragen ebenfalls dazu bei, den Absatz von Elektrofahrzeugen anzukurbeln.
Welche Apps unterstützen uns beim Umstieg auf umweltfreundliche Mobilitätslösungen?
Wer öfter mit Bus und Bahn fahren will, sollte die App Öffi – ÖPNV Auskunft auf dem Smartphone haben, die u.a. über Fahrverbindungen und Abfahrtzeiten informiert. Schnell und günstig ein Mietrad findest du in vielen Städten mit der Call a Bike App der Deutschen Bahn. Mit der BahnSharing App findest du Mitfahrer für Bahnfahrten, wodurch einige Bahnkarten wie das Quer-durchs-Land-Ticket für jeden Beteiligten günstiger werden.
Du suchst günstige Mitfahrgelegenheiten? Dann solltest du die Apps BlaBlaCar und Flinc kennen. Um im Carsharing-Dschungel den Überblick zu behalten, ist die CarJump-App hilfreich: Mit ihr kannst du die Standorte von Fahrzeugen verschiedener Carsharing-Anbieter einsehen.
Fahrer von Elektroautos finden mit der EnBW mobility+ App jederzeit schnell den Weg zur nächstgelegenen Ladestation. Über 30.000 Ladestationen in mehreren europäischen Ländern sind in der App verzeichnet. Auch Ladepunkte für E-Bikes und E-Roller lassen sich über die App finden. Einen Überblick über Stromtankstellen gewähren ebenso die Apps Next Plug und Shell Recharge.
Quellen
https://www.autozeitung.de/elektroautos-vorteile-nachteile-199320.html
https://www.autobild.de/artikel/elektroauto-pro-und-kontra-e-auto-1263896.html
https://www.careelite.de/e-scooter-nachhaltig/
https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/elektromobilitaet/elektrofahrzeuge/e-scooter/
https://de.wikipedia.org/wiki/Call_a_Bike
https://www.capital.de/wirtschaft-politik/was-sie-ueber-shared-mobility-wissen-sollten
https://reset.org/gruene-apps-nachhaltige-handy-programme-fuer-smartphones/
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