Nachhaltigskeits-Manager der EM im Interview: "Messlatte wurde von Philipp Lahm hochgelegt"
Am Freitag startet die Fußball-EM mit dem Eröffnungsspiel zwischen Deutschland und Schottland. Dann geht es nicht nur um das Abschneiden der DFB-Auswahl, sondern auch um drei Säulen der Nachhaltigkeit, wie der Sustainability Manger der EWM, Tim Thormann, im Interview erklärt.
13.06.2024 • 13:42 Uhr
Tim Thormann, die EM soll die nachhaltigste aller Zeiten werden, hat Turnierdirektor Philipp Lahm erklärt. Damit hat er die Messlatte gleich mal ziemlich hochgelegt. Zu hoch?
Die Messlatte wurde von Philipp Lahm auf jeden Fall hochgelegt, das stimmt. Aber man muss den Zeiten, die sich verändert haben, Rechnung tragen, denn auch der gesellschaftliche Diskurs ist deutlich weiter als früher. Was Philipp Lahm damit meint, ohne konkret für ihn sprechen zu wollen, ist, dass wir versucht haben, die EM deutlich nachhaltiger zu gestalten. Angefangen beim Spielplan, den wir angepasst haben, indem wir Cluster gebildet haben, um Reiseaktivitäten zu vermindern. Man kann jetzt schon sagen, dass die Flugreisen in der Vorrunde im Vergleich zu 2016 um 75 Prozent reduziert wurden. Um nur ein Beispiel zu nennen. Man sieht dadurch, dass solche Aktivitäten einen großen Effekt haben können.
Nachhaltig: Was bedeutet das hinsichtlich der EM überhaupt? Viele Menschen setzen das oft mit Umweltschutz gleich.
Für uns besteht das Thema Nachhaltigkeit aus drei Säulen. Zum einen die Umweltdimension, die auch in der öffentlichen Wahrnehmung sehr, sehr wichtig ist. Dann haben wir die soziale Komponente und die Governance-Komponente. Bei der sozialen Komponente ist vor allem das Thema Menschenrechte sehr wichtig und gerade in Deutschland sehr, sehr präsent. Daneben gibt es aber auch das Thema Barrierefreiheit, oder aber den Schutz der Menschen vor Diskriminierung und Rassismus. Diese Themen begleiten den Fußball schon sehr lange und werden vielleicht auch deshalb manchmal nicht direkt zum Nachhaltigkeitsbereich gezählt, sind für uns aber sehr wichtig. Früher waren Stadien super ausgestattet, wenn es Bratwurst und Pommes gab. Heute erwarten Menschen bei so einem Event wie der EURO 2024, dass die Essensauswahl deutlich breiter ist, dass man dem hohen Anteil an Vegetarierinnen und Vegetariern in der Bevölkerung gerecht wird. Diese Dinge werden auf den ersten Blick gar nicht so richtig wahrgenommen, weil alle sich darauf fokussieren, ob die deutsche Mannschaft mit dem Zug, mit dem Flieger oder mit dem Bus fährt. Und das entscheidet am Ende, wie nachhaltig wir werden. Aber klar ist, dass die Teams eine Vorbildfunktion haben. Deshalb ist es für uns ein gutes Zeichen, dass sie auf den Flieger größtenteils verzichten. Aber am Ende ist der Anteil an den Gesamtemissionen verschwindend gering, er liegt bei unter einem Prozent.
Wie aufwändig waren die Vorbereitungen hinsichtlich des ganzen Konzepts?
2018 gab es bei der Einreichung der Bewerbungsunterlagen bereits ein Nachhaltigkeitskapitel. 2021 haben wir die sogenannte „Event Social Responsibility Strategie“ veröffentlicht. Diese Strategie wurde dauerhaft überarbeitet, und 2023 haben wir unsere finale ESG-Strategie – mit den drei Säulen, Environment, Social, Governance - mit den finalen Aktivitäten, die wir durchführen wollen, veröffentlicht. Ein konkretes Beispiel, was sich verändert hat: 2021 haben wir im Rahmen der EURO noch von Klimaneutralität gesprochen und dass wir die Emissionen kompensieren wollen. 2021 hätte aber niemand gedacht, dass der Kompensationsmarkt so in Verruf geraten würde. Deshalb haben wir einen neuen Ansatz gewählt, bei dem wir uns nicht klimaneutral nennen dürfen, der aber einen real sichtbaren Effekt hat. Wir sagen, dass wir Klimaverantwortung übernehmen. Das bedeutet, dass wir anerkennen, dass Emissionen ausgestoßen werden. Aber auch, dass wir Maßnahmen ergreifen, um diese Emissionen langfristig einzusparen. Deshalb wurde zum Beispiel ein sogenannter Klimafonds ins Leben gerufen.
Worum geht es dabei?
Hier können sich deutsche Amateur-Vereine auf das Geld aus dem Fonds, insgesamt sind es rund sieben Millionen Euro, bewerben. Und wir sehen durch die Interaktion mit den Vereinen, wie das Geld genutzt wird. Dass zum Beispiel bei einem 300-Personen-Verein im Saarland eine Solaranlage auf dem Vereinsdach steht, was auch einen positiven Effekt für den Verein hat, weil er langfristig Kosten spart, aber auch, weil er seine Mitglieder motiviert hat, sich im Verein zu engagieren.
Welcher Bereich ist denn der herausforderndste?
Langfristig wird immer der Reisebereich der herausforderndste sein. Unser Ansatz ist, dass wir Angebote für die Zuschauer schaffen. Zum einen gibt es das Fernverkehrsticket der Deutschen Bahn, mit dem man vergünstigt fahren kann. Wenn man ein Ticket hat, kostete es 29,90 Euro in der zweiten und 39,90 Euro für die erste Klasse pro Strecke. Innerhalb des Tickets ist auch ein kostenloses ÖPNV-Ticket für 36 Stunden mit inkludiert. Und auch das Interrail-Ticket ist vergünstigt. Die Entscheidung, das Angebot zu nutzen, können wir aber niemandem abnehmen. Das ist die Herausforderung: Wir können viele Angebote schaffen und viele Maßnahmen ergreifen. Aber ob sie dann am Ende angenommen werden, hängt am Ende von den Menschen ab. Aber wir haben Anreize geschaffen, in Deutschland umweltfreundlich zu reisen. Und in Deutschland hat man generell eine gute Möglichkeit, von A nach B zu kommen, ohne sich in einen Flieger zu setzen.
Generell gefragt: Können Fußball und Nachhaltigkeit funktionieren?
Ich glaube, dass Sportorganisationen aufgrund ihres gesellschaftlichen Einflusses gesellschaftlich wichtige Themen wie Nachhaltigkeit, Klimafreundlichkeit, aber auch soziale Themen wie Barrierefreiheit nicht ausklammern können. Sie müssen sie in ihre Prozesse integrieren. Sportorganisationen sind in der Hinsicht ein Teil der Gesellschaft. Ich glaube, dass die Vorbildfunktionen rund um die EM langfristig positive Effekte haben. Ein Beispiel: Wir arbeiten mit allen zehn Host Cities sehr eng zusammen. Die Gastgeberstädte haben das erste Mal in bestimmten Bereichen Nachhaltigkeitskriterien entwickelt, die in der Stadt zum Standard werden. Daher finde ich, dass Fußball und Nachhaltigkeit sehr gut funktionieren können.
Wie nachhaltig wollen Fußballfans sein?
Wir führen regelmäßig Umfragen durch, zu allen möglichen Themen. Ende 2023 haben knapp 80 Prozent der befragten Fans angegeben, dass Nachhaltigkeit für sie wichtig oder eher wichtig ist. Nachhaltigkeit hat also einen sehr hohen Stellenwert unter den Fans. Was wir aber auch sehen: Das Thema Nachhaltigkeit gerät, je näher das Turnier rückt, auch wieder ein bisschen in den Hintergrund. Da nimmt das Sportliche deutlich mehr Platz ein. Aber das Interesse ist ebenso groß wie die Erwartungshaltung an uns Organisatoren. Das Zielpublikum bei der EURO ist aber nochmal deutlich breiter. Wir haben generell mehr Frauen im Stadion als im normalen Bundesliga-Spielbetrieb. Vor allem bei diesen Zielgruppen ist die Erwartungshaltung nochmal höher als bei einem klassischen Fan aus der Kurve.
Eine Maßnahme ist auch die Reduzierung oder teilweise auch die Abschaffung der öffentlichen Parkplätze. Wie kommt so etwas an in einem Autoland wie Deutschland?
Eigentlich wollten wir generell keine öffentlichen Parkplätze haben. Teilweise ist die ÖPNV-Kapazität aber einfach zu gering, um die Personen innerhalb kürzester Zeit ins Stadion zu bekommen. Da war das Risiko zu groß, weshalb wir auf einen Mix setzen aus Stadien, wo man einen öffentlichen Parkplatz vorab buchen kann, und anderen Stadien, wo gar keine angeboten werden. Der nächste Schritt war, wie man es hinbekommt, dass die Anreise mit dem Auto möglichst unattraktiv ist. Deshalb setzen wir einen möglichst hohen Preis von 24 Euro für einen Parkplatz an, von dem ein Teil in den Klimafonds geht. Damit diese Menschen ihre Anreise in gewisser Weise kompensieren und damit auch Klimaverantwortung übernehmen.
Die Gastgeberstädte haben ein eigenes Nachhaltigkeits-Konzept entwickelt. Wie funktioniert die Zusammenarbeit?
Es gab durchaus Reibung, aber das ist ich völlig normal. Die Zusammenarbeit ist aber von Anfang an sehr partnerschaftlich gelaufen. Selbst wenn zwischendurch Uneinigkeit herrschte, wurde immer eine Lösung gefunden. Deswegen sind wir sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit. Wir sind auch sehr zufrieden mit dem, was die Host Cities am Ende auf die Beine stellen. Wir haben dabei den Rahmen vorgegeben, dass die Aktivitäten in die drei Säulen Umwelt, Soziales und Governance eingebettet werden. Gleichzeitig haben wir den Städten eine gewisse Freiheit eingeräumt, um eigene Aktivitäten zu bestimmen. Letztendlich hat jede Host City die Möglichkeit gehabt, eigene ‚Leuchttürme‘ zu entwickeln, was auch sehr, sehr gut gelungen ist.
Wie groß ist die Verantwortung der Städte bei dem Thema Nachhaltigkeit?
Sehr groß. Wir als EURO 2024 GmbH sind für alles verantwortlich, was im Stadion passiert. Beim letzten Kilometer vor dem Stadion herrscht eine Schnittstelle zwischen der Host City und uns. Und die Host City trägt die Verantwortung für alles, was in ihrer Stadt passiert. Wir erwarten in den Fanzones rund zwölf Millionen Fans, in den Stadien sind es ungefähr 2,7 Millionen Fans. Und viele der Menschen, die in die Stadien gehen, waren vorher in der Fanzone oder haben sich in der Stadt aufgehalten. Daher haben die Host Cities einen sehr wichtigen Anteil am Gesamterfolg des Turniers und damit auch beim Thema Nachhaltigkeit.
Was erwartet den Fan im Stadion? Wir das ein großer Unterschied zur Bundesliga sein?
Da kommt es auf die Details an. Die Bundesliga ist bei vielen Themen schon relativ weit. Ein banales Beispiel ist der Mehrwegbecher, der in jedem Stadion ausgegeben wird. Oder dass Speisen nicht groß verpackt sind, um den Müll zu reduzieren. Das ist im europäischen Vergleich alles andere als normal. Sodass der deutsche Fan weniger Unterschiede sehen wird als beispielsweise ein europäischer Fan, der das noch nicht so kennt.
Welche Unterschiede gibt es zum Liga-Betrieb?
Die Servicequalität wird nochmal deutlich erhöht. Es wird mehr Informationen zu allen möglichen Themen geben, als Hilfestellung für die Besucher. Für Menschen mit Behinderung wird das Servicelevel erhöht. Wir haben in jedem Stadion 25 bis 30 Volunteers, die nur für das Thema Barrierefreiheit zuständig sind. Dazu bieten wir einen audio-deskriptiven Kommentar an für Menschen mit einer Sehbehinderung, der in die App integriert ist. Es ist nicht so, dass einem Besucher das Thema Nachhaltigkeit direkt ins Gesicht gehalten wird, wenn man ins Stadion kommt. Es sind vielmehr Kleinigkeiten, die gar nicht sofort auffallen.
Kommen Ihnen manche Themen zu kurz?
Da spiele ich den Ball zurück. Das ist manchmal auch in gewisser Weise die Aufgabe der Medien, dass alle Themen abgedeckt werden. Ungefähr vor einem Jahr war das Thema Umwelt in jeder Medienanfrage inkludiert. Dann haben wir die Strategie erneut veröffentlicht, haben den Klimafonds aufgesetzt. Jetzt gibt es insgesamt weniger kritische Stimmen. Deswegen wird das Thema auch weniger aufgegriffen. Dafür ist im letzten halben Jahr das Thema Menschenrechte wieder deutlich mehr in den Fokus gerückt. Wir kommunizieren immer den Dreiklang aus Umwelt, Soziales und Governance. Welche Themen am Ende aufgegriffen werden, liegt nicht immer in unserer Macht. Und natürlich ist es interessanter, über Anreiseverhalten oder über einen Klimafonds zu schreiben, als darüber, dass in unseren Beschaffungsrichtlinien Nachhaltigkeitskriterien inkludiert sind. Das mag ein trockenes Thema sein, aber es ist natürlich nicht weniger wichtig. Daher ist es sicherlich so, dass manche Themen mehr Aufmerksamkeit verdient hätten in der Berichterstattung. Auf der anderen Seite merken wir aber, dass viele Themen aufgegriffen werden.
Wie sehen Sie den medialen Aufschlag des Themas Nachhaltigkeit generell rund um das Turnier?
Wir bekommen relativ viele Anfragen, die sich nicht immer mit dem Gesamtthema beschäftigen, aber mit Einzelbereichen. Ich finde schon, dass sich viele Medien für das Thema interessieren und auch wissen wollen, was wir machen. Das Thema wird zum Start nochmal deutlich Fahrt aufnehmen, was die Medienberichterstattung angeht. Und dann gehe ich ehrlicherweise davon aus, dass die Prominenz in den Medien auch davon abhängt, wie die deutsche Mannschaft abschneidet. Wenn Deutschland Europameister wird, wird die Berichterstattung vor allem einen sportlichen Fokus haben. Wenn die deutsche Mannschaft in der Vorrunde ausscheidet, haben die Medien deutlich mehr Zeit, sich auch anderen Themen zu widmen. Deswegen bin ich mal gespannt, wie sich das entwickelt. Aber prinzipiell sehen wir schon, dass das Thema in vielen Nachfragen der Medien aufgegriffen wird.
Welche Sorgen machen Sie sich?
Im Moment bin ich froh, wenn die ersten Spiele in jedem Stadion vorbei sind. Wir planen viele Dinge auf dem Papier. Wir haben die Erfahrung der einzelnen Stakeholder genutzt. Wir haben uns mit den Stadionbetreibern und Vereinen ausgetauscht, wie es an Spieltagen umgesetzt wird. Am Ende des Tages wird man aber erst sehen, ob die Planung funktioniert hat, wenn das Turnier losgeht. Momentan ist das größte Fragezeichen, ob das, was wir geplant haben, zu 100 Prozent vor Ort umgesetzt werden kann. Aber da bin ich inzwischen sehr optimistisch.
Mit welcher Kritik mussten Sie sich beim Thema Nachhaltigkeit am meisten auseinandersetzen?
Ein Thema haben Sie direkt am Anfang angesprochen: Die Messlatte der nachhaltigsten EM aller Zeiten. Diese Superlative wurden immer wieder kritisiert. Im wissenschaftlichen Bereich werden Superlative sehr kritisch gesehen. Auf der anderen Seite hat es eine gewisse Erwartungshaltung, intern und extern, erzeugt, aber auch für eine gewisse Diskussionsgrundlage gesorgt. Die Menschen müssen sich immer erst einmal mit dieser Aussage auseinandersetzen. Was auch auf großes Interesse gestoßen ist: Wie wir die Emissionen während des Turniers reduzieren können. Obwohl uns teilweise die Hände gebunden sind, weil wir Angebote schaffen können, aber am Ende nicht genau wissen, wie viele von diesen Angeboten angenommen werden. Aber ein genereller Ansatz beim Thema Nachhaltigkeit ist: Mehr geht immer. Aber Nachhaltigkeit ist ein Prozess. Vielen Stakeholder kann es gar nicht schnell genug gehen. Das ist eine Kritik, mit der wir uns befassen, die wir auch definitiv annehmen. Trotzdem haben wir vernünftige Prozesse in Gang gesetzt. Wir wollen nicht irgendwelche Richtlinien erfüllen, nur um Richtlinien erfüllt zu haben. Wir peilen eine langfristige Weiterentwicklung über die EURO hinaus an.
Wie schwierig war es, die finanziellen und die sehr gemeinnützigen Interessen unter einen Hut zu bringen?
Das geht immer Hand in Hand. Die Männer-Europameisterschaft ist das Flaggschiff-Turnier der UEFA. Die Einnahmen aus diesem Turnier finanzieren alle anderen Veranstaltungen, die die UEFA durchführt. Dazu werden Prämien an die Nationalverbände ausgezahlt und alle übrigen Einnahmen über die kommenden Jahre an die Nationalverbände über das UEFA-HatTrick-Programm ausgeschüttet. Es ist immer ein Spagat, wie viel Geld für Nachhaltigkeit ausgegeben wird und wie viel für die Verbände übrigbleibt. Und es ist immer eine Herausforderung, die Summen richtig zu jonglieren. Aber was man festhalten kann: Es gab noch nie so ein großes Investment in das Thema Nachhaltigkeit vonseiten der UEFA. Für die EURO 2024 hatten wir in etwa fünf Prozent des Gesamtbudgets. Der Aufgabe der UEFA, etwas an die Basis zurückzugeben, kommen wir durch den Klimafonds nach.
Wie positionieren sich die Sponsoren? Da gab es in der Vergangenheit Diskussionen, dass die Unternehmen bei den Themen Nachhaltigkeit und Menschenrechte nicht so aufgestellt sind, wie sie es sein sollten…
Sponsoren sind sehr wichtig, um Einnahmen zu generieren und viele der Maßnahmen, die wir geschaffen haben, zu finanzieren. Außerdem ist es so, dass wir mit vielen Sponsoren im direkten Austausch zu den jeweiligen Themen sind. Viele Sponsoren haben diese Themen bereits selbst adressiert. Es kommt manchmal ein bisschen zu kurz, dass sich diese großen Unternehmen weiterentwickeln und diese Themen in ihren Strukturen verankern.
Wie der Erfolg am Ende gemessen?
Wir haben für alle unsere Aktivitäten Schlüsselkennzahlen aufgestellt. Wir wissen also genau, was ein Erfolg ist oder nicht. Das Greenhouse Gas Protocol wird genutzt, um die Emissionen im Rahmen des Turniers zu messen. Die größte Herausforderung ist die Datensammlung der Zuschauer, aber wir werden nach dem Turnier allen Ticketinhabern eine Umfrage schicken, wo unter anderem Fragen zum Reiseverhalten mit inkludiert sind. Ansonsten wissen wir sehr genau, wie viel Strom und Wasser wir verbrauchen und wie viel wir reisen. Am Ende wollen wir sehr transparent berichten, wie hoch die Emissionen sind, die während des Turniers ausgestoßen wurden. Und dann wollen wir uns daran messen lassen, ob wir die ursprüngliche Prognose unterschreiten konnten oder ob wir mehr ausgestoßen haben.
Wie lautet die Prognose, die man erreichen möchte?
Das Öko-Institut hat im Auftrag des Bundesumweltministeriums eine Ex-ante-Studie durchgeführt, in der sie auf 490.000 Tonnen CO2-Emissionen gekommen sind. Dazu muss man aber sagen, dass die Fanzone-Emissionen nicht dazugehören, da die Host Cities dafür verantwortlich sind. Auch die Übernachtungen wurden exkludiert, weil es die Tourismusbranche ist, die dafür Verantwortung übernehmen sollte. Für den Rest in Höhe von etwa 390.000 Tonnen CO2-Emmissionen übernehmen wir Verantwortung und haben uns in bestimmten Bereichen Reduktionsziele gesetzt, die wir erreichen wollen. Am Ende werden wir sehen, ob wir stark darunter oder stark darüber liegen.
Was ist denn das realistische Ziel, das Sie sich setzen? Wo möchten Sie landen?
Rund 20 bis 25 Prozent unter der Prognose. Dass wir das Reiseverhalten durch unsere Angebote umweltfreundlicher gestalten können. Ob wir das erreichen, hängt auch davon ab, wie unsere Angebote angenommen werden, weil 80 Prozent der Emissionen von Zuschauern ausgestoßen werden.
Wenn wir den perfekten Ansatz für eine perfekte Nachhaltigkeit bei einem Turnier nehmen: Wo sehen Sie sich auf dem Weg dorthin?
Wenn wir am Ende auf dem Weg 80 Prozent erreichen, ist das sehr, sehr gut. Nachhaltiger geht es immer. Was uns hilft: Dass wir in bestehenden Stadien spielen, dass viel Infrastruktur bereits vorhanden ist, dass wir in Deutschland in einem Land spielen. Sicherlich gibt es für die Zukunft auch andere Optionen, die ähnlich nachhaltig sein können. Aber das, was man klar sehen kann, ist, dass in Zukunft bestimmte technologische Weiterentwicklungen dazu führen werden, dass man deutlich besser werden kann.