Ernährungstipps

Klimafreundliche Ernährung: Der Wille ist da, aber es fehlt das Wissen

Knapp einen Monat nachdem die Bundesregierung ihr Konzept „Gutes Essen für Deutschland“ präsentiert hat, legt der AOK-Bundesverband frische Zahlen einer Umfrage vor, die Einblick in die Einstellung der Deutschen zur klimafreundlichen Ernährung gibt.

13.02.2024 • 15:15 Uhr

Klimafreundliche Ernährung: Der Wille ist da, aber es fehlt das Wissen

Laut dieser Studie, durchgeführt von forsa, sind 68 Prozent der befragten 1.500 Personen offen für eine umweltbewusstere Ernährungsweise. Besonders ausgeprägt ist dieser Trend bei der jüngeren Generation, den 18- bis 29-Jährigen, von denen sich 83 Prozent eine nachhaltigere Ernährung wünschen. Doch es zeigt sich auch, dass es vielen an essentiellem Wissen fehlt.

Beispielsweise ist nur etwa einem Viertel (27 Prozent) der Erwachsenen bewusst, dass der Verzicht auf tierische Produkte wie Fleisch oder Milchprodukte den größten positiven Einfluss auf das Klima hat. Zudem äußern drei Viertel (76 Prozent) der Teilnehmer den Wunsch nach politischem Engagement für ein klares und verbindliches Klimalabel auf Lebensmitteln, um so eine bewusstere Kaufentscheidung zu ermöglichen.

Klimafreundliche Ernährung: Klarer Handlungsbedarf

Die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Dr. Carola Reimann, sieht klaren Handlungsbedarf. „Wenn wir wollen, dass Menschen sich nicht nur gesund, sondern auch klimaschonend ernähren, müssen wir die hierfür notwendigen Voraussetzungen schaffen. Anfangen sollten wir dort, wo die Entscheidungen getroffen werden: beim Einkauf. Ein Label, mit dem Verbraucherinnen und Verbraucher Lebensmittel ganz einfach nach klimafreundlich und klimaschädlich unterscheiden können, wäre ein erster wichtiger Schritt", so Reimann.

Die Bundesregierung hat diesen Aspekt in den Eckpunkten ihres Strategiepapiers für eine gesunde und nachhaltige Ernährung zwar berücksichtigt, allerdings ohne eine klare Vorstellung zu formulieren. Reimann zieht einen Vergleich zur Lebensmittelampel: „Es ist gut, dass die Bundesregierung die Kennzeichnung mit dem Nutri-Score weiterentwickeln und EU-weit verpflichtend einführen will. Ein ähnliches Engagement für ein Klimalabel wäre wünschenswert", erklärt die AOK-Vorständin.

Leider folgt die Bundesregierung laut Reimann nicht den Empfehlungen des Bürgerrats. Dieser hatte kürzlich sogar eine verpflichtende Kennzeichnung gefordert, die sowohl zu Gesundheit, Klima und Tierhaltung Auskunft gibt: „Klima und Gesundheit hängen eng miteinander zusammen, beide Bereiche gemeinsam zu denken, macht daher absolut Sinn."

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Prof. Dr. Achim Spiller befürwortet den gemeinsamen Fokus auf Klima und Gesundheit ebenfalls. Der Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats für „Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz" beim BMEL empfiehlt jedoch ein weitreichenderes Engagement. „Ein Klimalabel ist ein wichtiger Bestandteil des Instrumentenmix für die Ernährungswende. Wir müssen eine faire Ernährungsumgebung schaffen mit einer klimafreundlichen Gemeinschaftsverpflegung, also Kantinen, und Mehrwertsteuer-Anpassungen: Günstiger für pflanzliche Lebensmittel, teurer für tierische. Denn nur so kann die gewohnheitsgeprägte Ernährung mit der Zeit langfristig verändert werden - hin zu einem klimaschonenden Ernährungssystem für Mensch und Erde."

Die AOK-Studie rückt auch interessante Ergebnisse bezüglich steuerlicher Maßnahmen in den Fokus: Ein Großteil der Bevölkerung sieht steuerliche Vergünstigungen als effektives Mittel, um den Konsum klimafreundlicher Lebensmittel zu begünstigen.

Laut der Befragung befürworten 78 Prozent der Teilnehmer eine geringere Besteuerung gesunder Lebensmittel. Darüber hinaus plädieren mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) für eine höhere Besteuerung von Nahrungsmitteln, die das Klima belasten.

Klimafreundliche Ernährung - Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick

  • 68 Prozent der Befragten würden sich gerne nachhaltiger ernähren. Dieser Aussage stimmen 20 Prozent voll und ganz und 48 Prozent eher zu.

  • Nur 27 Prozent der Bevölkerung wissen, dass man als Endverbrauchende im Bereich Ernährung mit einem reduzierten Konsum tierischer Produkte, wie Fleisch oder Milchprodukte, den größten positiven Nutzen für das Klima erzielen kann. Fast drei Viertel der Befragten (72 Prozent) glauben fälschlicherweise, dass eine andere Verhaltensweise die effektivste sei.

  • Drei Viertel der Befragten (76 Prozent) stimmen der Aussage voll und ganz (41 Prozent) bzw. eher (35 Prozent) zu, dass sich die Politik für eine verpflichtende und verständliche Lebensmittelkennzeichnung zum Klimaschutz einsetzen sollte.

  • Gut drei Viertel (78 Prozent) der Bevölkerung sind der Meinung, dass die Politik gesunde Lebensmittel niedriger besteuern sollte (46 Prozent voll und ganz, 32 Prozent eher).

  • Geteilt zeigt sich die Meinung der Befragten bei der Besteuerung klimaschädlicher Lebensmittel: Knapp über die Hälfte (55 Prozent) meint, dass die Politik klimaschädliche Lebensmittel höher besteuern sollte (25 Prozent voll und ganz, 30 Prozent eher), während 41 Prozent diesem Vorschlag eher nicht (21 Prozent) oder überhaupt nicht (20 Prozent) zustimmen.