Grüne Gebäude für eine grüne Zukunft
Green Buildings: Definition, Zertifizierung, Deutschland, Mailand, Singapur & Co. Jetzt Grüne Architektur aus aller Welt entdecken!
06.03.2024 • 07:56 Uhr
Definition: Was versteht man unter einem Green Building?
Eine der Hauptaufgaben von Grünen Gebäuden besteht darin, Umwelt-Belastungen zu vermeiden. Das Ziel ist es, den Verbrauch an Energie, Land und Wasser zu reduzieren. Die Bauvorhaben selbst werden vorzugsweise mit nachhaltigen Materialien umgesetzt, die leichter recycelt werden können.
Manche Green Buildings sind außerdem von weitem zu erkennen. Immer mehr Architekten nutzen Gebäudefassaden und Dächer, um sie in Grünanlagen zu verwandeln. Solche begrünten Häuser stechen in dicht bebauten Städten hervor und haben Vorteile: Sie kühlen ihre Umgebung und verbessern die Luftqualität. Die Stadt der Zukunft soll grün sein.
Nachhaltig bauen: Merkmale Grüner Gebäude
Das Konzept des nachhaltigen Bauens beruht auf einem „Drei-Säulen-Modell“, das in erster Linie dem Schutz der Umwelt und des Menschen dient. Grüne Gebäude vereinen also die Interessen von Mensch und Natur. Dafür sind die folgenden drei Faktoren von grundlegender Bedeutung:
Ökologische Nachhaltigkeit
- Kein Raubbau an der Natur
- Schonender Umgang mit Umwelt und Ressourcen
- Erhalt bzw. Pflege von Biodiversität und natürlichen Lebensräumen
- Effektive Klimaschutzmaßnahmen
Ökonomische Nachhaltigkeit
- Eine Gesellschaft darf nicht über ihre Verhältnisse leben
- Es darf keine Einbußen für zukünftige Generationen geben
Soziale Nachhaltigkeit
- Eine Gesellschaftsorganisation mit minimalen sozialen Spannungen
- Konflikte sollen auf friedlichem Wege ausgetragen werden
- Fokus auf soziale Gerechtigkeit, humane Arbeitsplätze und Bildung
Wissenswert: Bis zum Jahr 2050 will die deutsche Bundesregierung einen nahezu klimaneutralen Gebäudestand realisiert haben.
Zertifizierung als Green Building
Eine Gebäudezertifizierung macht in erster Linie die Vorteile eines nachweislich grünen Gebäudes sichtbar und legt die praktisch messbaren Maßnahmen für nachhaltiges Bauen offen. Dazu gehören vor allem die niedrigeren Nebenkosten durch die allgemein hohe Energieeffizienz – ein Vorteil für jeden Mieter, aber auch Hausbesitzer.
Die Verwendung von ökologischen Baumaterialien ermöglicht zudem einen einfacheren und günstigeren Rückbau von Gebäuden, was insbesondere für Immobilienbesitzer attraktiv ist. Green Buildings sind wertvoll und dienen der Schaffung einer lebenswerten Zukunft – auch für künftige Generationen. Die folgenden drei Zertifizierungen für Grüne Gebäude haben sich mit der Zeit bewährt:
DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen)
Die DGNB ist hierzulande der marktführende Systemanbieter für Planung, Bau und Betrieb nachhaltiger Gebäude und beurteilt den Standard von Green Buildings in Deutschland. Hier arbeiten Architekten, Bauunternehmen und Wissenschaftler gemeinsam in einem Team, um die besten Gesamtkonzepte für nachhaltiges Bauen im Sinne des Drei-Säulen-Modells (ökologisch, ökonomisch & sozial) zu entwickeln. Einzelne Gebäude und Quartiere werden von der DGNB mit den Gütesiegeln Bronze, Silber, Gold und Platin bewertet.
NABERS (National Australian Built Enviroment Rating System)
Das NABERS ist die führende Methode, um Immobilien in Australien in Bezug auf Nachhaltigkeitsaspekte zu bewerten. Dabei unterscheidet das System zwischen dem „Energy Rating“ und dem „Water Rating“. Aufgrund der Wasserknappheit in Australien kommt dem Wasserverbrauch einzelner Gebäude eine besondere Aufmerksamkeit zu.
LEED (Leadership in Energy and Enviromental Design)
Das LEED ist das US-amerikanische Gütesiegel für nachhaltiges Bauen, das vom US Green Building Council entwickelt wurde. Doch das LEED kommt nicht nur in den USA zum Einsatz. Mittelwelle findet man dieses Gütesiegel in rund 40 weiteren Ländern – darunter auch vermehrt in Deutschland. Es wird also international vergeben und unterteilt sich in die Qualitätsstufen Certified, Silver, Gold und Platinum. Ein besonderer Fokus des LEED fällt auf die Nutzung erneuerbarer Energien und auf die Abfallvermeidung während des Bauprozesses bzw. die Recyclebarkeit von Baumaterialien.
Grüne Architektur aus aller Welt
Nachhaltiges Bauen hat in vielen Ländern der Erde Einzug gefunden. Schauen wir uns einige Beispiele aus verschiedenen Teilen der Welt an.
Singapur
Die südostasiatische Metropole Singapur in der gleichnamigen Republik hat gleich mehrere Green Buildings errichtet, die heute das Stadtbild prägen. Zu diesen gehört zum Beispiel das „Parkroyal On Pickering“ – ein 5-Sterne-Hotel, dass durch seine grün bepflanze Fassade auffällt. Auch sogenannte „City Gardens“ haben sich etabliert – Stadtgärten mit einer Vielfalt an verschiedenen Pflanzen und vor allem Blumen.
Das Ziel der üppigen Bepflanzung ist das Sammeln von natürlichem Wasser und die Förderung von Biodiversität, indem die Pflanzen in der Innenstadt zur neuen Heimat für Vögel und Insekten werden. Auch die allgemeine Lebensqualität für die Bewohner soll dadurch verbessert werden.
Bereits im Jahr 2021 veröffentlichte die Regierung von Singapur den „Green Plan 2030“, mit dem Ziel, dass jeder Bewohner der Metropole nicht mehr als 10 Minuten zu Fuß zur nächsten Grünanlage laufen muss. Es sollen eine Million weitere Bäume gepflanzt werden, die CO₂ aus der Luft ziehen und so als Klimaschutzmaßnahme dienen. Außerdem legt die Stadt großen Wert auf den Ausbau von Solar-Energie, den Umstieg auf Elektromobilität und die Reduktion von Abfall.
Mailand
Zwei Gebäude, die der italienischen Stadt Mailand internationale Aufmerksamkeit einbrachten, sind die begrünten Zwillingstürme „Bosco Verticale“. Der Hochhauskomplex im Norden der Stadt soll auch hier die Biodiversität fördern, indem die Begrünung eine Lebens- und Nahrungsgrundlage für zahlreiche Vögel und Insekten schafft.
Gleichzeitig soll das Wohnklima der Stadt attraktiver werden. Die grüne Fassade verbessert zum Beispiel das Mikroklima auf den Balkonen der einzelnen Wohnungen in den Türmen. Auch Lärm, Staub und Hitze werden durch die Bepflanzung abgemildert. Insgesamt wurden etwa 900 Bäume und mehr als 2.000 weitere Pflanzen auf den Terrassen, Balkonen und Fassaden der Bosco Verticale angepflanzt.
Kopenhagen
Die Hauptstadt Dänemarks fällt durch minimalistische Architektur auf. Diese wirkt zwar optisch nicht sehr grün, doch man darf sich buchstäblich nicht von der Fassade täuschen lassen. Das „UN-City“ – das Bürogebäude für elf Einrichtungen der Vereinten Nationen in Kopenhagen – ist LEED Platinum zertifiziert. Alle Toiletten spülen mit Regenwasser, die Klimaanlage kühlt Dank Meerwasser und eine intelligente Temperaturregulierung minimiert den Energieverbrauch. Auf dem Gebäude selbst befinden sich außerdem mehr als 1.400 Solarpanele.
Beispiele für Grüne Gebäude in Deutschland
Auch Deutschland hat in Sachen „Green Buildings“ bereits einiges zu bieten. Schauen wir uns ein paar Beispiele für Grüne Gebäude in der Bundesrepublik an:
Das Pulse in Berlin
Das Pulse ist ein Gewerbeneubau mit sieben Geschossen in Berlin-Kreuzberg, der 2021 fertiggestellt und DGNB-Gold-zertifiziert wurde. Das Projekt setzt neue Maßstäbe in den Bereichen Ökologie und Arbeitsplatzqualität – es ist das erste sogenannte „Cradle-to-Cradle“-Gebäude in der Hauptstadt. Das „C2C-Prinzip“ bezeichnet eine Kreislaufwirtschaft, bei der keine Ressourcen verloren gehen.
Das Pulse besitzt begrünte Flächen, die vollautomatisch bewässert werden. Die Wärme- bzw. Kälteversorgung des Bürogebäudes erfolgt unter anderem durch Geothermie und Wärmepumpe. Die Räume selbst sind lichtdurchflutet und besitzen eine bewusst angenehme Akustik. Es wurde viel Holz als nachwachsender Rohstoff verbaut.
Der Kö-Bogen II in Düsseldorf
Der Kö-Bogen II ist eine Gebäudehülle, die sich aus 30.000 Pflanzen zusammensetzt. Das Investorenprojekt, das vor allem Läden und Büros beherbergt, soll das Stadtklima Düsseldorfs verbessern und Hitzestau vermeiden. Der Kö-Bogen II besteht aus insgesamt acht Kilometer langen Hainbuchenhecken, die sich als klimatisch besonders geeignet und pflegearm erwiesen haben. Damit besitzt das Gebäude die größte Grünfassade Europas.
The Cradle in Düsseldorf
Ein weiteres Green Building aus Düsseldorf: „The Cradle“ ist ein Holzhybrid-Bürogebäude, welches ebenfalls nach dem C2C-Prinzip arbeitet. Die meisten verbauten Materialien sind recyclebar und stammen aus nachhaltiger Erzeugung – von der Fassade, bis zu den Fußbodenbelägen und Deckenleuchten.
Im Inneren des Gebäudes wurden viele Wände begrünt, was das Raumklima verbessert und eine angenehme Atmosphäre schafft. Auf dem Dach befinden sich neben weiteren Grünanlagen auch Solarmodule, die nachhaltigen Strom erzeugen. In der Tiefgarage des Bürogebäudes können die Angestellten ihre Elektrofahrzeuge mit diesem Ökostrom laden. Überschüssige Energie wird in das öffentliche Netz Düsseldorfs eingespeist.
Green Buildings: Mehr als nur eine grüne Gebäudefassade
Hinter der grünen Fassade von Green Buildings verbergen sich aktive Umweltschutzmaßnahmen und wichtige Schritte hin zur Verbesserung der Lebensqualität in Städten. Nachhaltige Baumaterialien reduzieren Abfall. Begrünte Fassaden und Dächer fördern Biodiversität und verbessern das Mikroklima vor Ort. Solarmodule an den Gebäuden erzeugen nachhaltige Energie. Das Konzept von „Green Buildings“ kann unterschiedlich angewendet werden – je nach Standortbeschaffenheit. Aber das Ziel ist immer das gleiche: eine lebenswerte Zukunft zu sichern – auch für kommende Generationen.