Erneuerbare Energien: So will Deutschland das Tempo erhöhen

Deutschland hat es sich zum Ziel gesetzt, bei den erneuerbaren Energien das Tempo deutlich zu erhöhen, um die Klimaziele zu erreichen. Eine Novelle, die Anfang Januar 2023 wirksam wurde, soll dabei helfen.

07.02.2023 • 08:04 Uhr

Erneuerbare Energien: So will Deutschland das Tempo erhöhen

Eine zentrale Säule der Energiewende sind erneuerbare Energien. Denn die deutsche Energieversorgung soll durch den Ausbau der Erneuerbaren klimaverträglicher und unabhängiger von fossilen Energieimporten werden. Deshalb wurde zum Start des Jahres 2023 eine Neuauflage des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) auf den Weg gebracht.

Das neue EEG 2023 wird erstmals konsequent auf das Erreichen des 1,5-Grad-Pfades nach dem Pariser Klimaschutzabkommen ausgerichtet. Der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch wird innerhalb von weniger als einem Jahrzehnt fast verdoppelt. Zudem wird die Geschwindigkeit beim Ausbau der erneuerbaren Energien verdreifacht – zu Wasser, zu Land und auf dem Dach.

Die neue EEG im Überblick:

Die Ziele:

  • Klimaerwärmung auf 1,5°C begrenzen
  • bis 2030 mind. 80 Prozent des
    Bruttostroms aus erneuerbaren Energien
  • Abhängigkeit von fossilen Energieträgern verringern

Die Maßnahmen der Regierung:

  • Gesetzlicher Vorrang für erneuerbare
    Energien
  • EEG-Förderung über den
    Strompreis beendet
  • Ausbaupfade für Wind- und Solarenergie
    deutlich erhöhen
  • Höhere Vergütung für Solaranlagen
  • Bessere finanzielle Beteiligung der Kommunen bei Windenergie

Wie soll das Tempo erhöht werden? Indem festgelegt wurde, dass die erneuerbaren Energien im überwiegenden öffentlichen Interesse liegen und der öffentlichen Sicherheit dienen. Damit haben sie bei Abwägungsentscheidungen künftig Vorrang vor anderen Interessen, die Position der erneuerbaren Energien insbesondere im juristischen und politischen Sinne wird damit deutlich gestärkt.

Im Vergleich zu früher wurde auch das Hauptziel, das Erreichen der Klimaneutralität, zeitlich vorgezogen. Denn nun soll bis zum Jahr 2035 die inländische Stromversorgung treibhausgasneutral erfolgen.

Erneuerbare Energien: 80 Prozent mehr Wind- und Solarstrom bis 2030

Um das neue Ausbauziel für Wind- und Solarstrom zu erreichen, werden die Ausschreibungsmengen für die Zeit bis 2028/29 deutlich erhöht. Bis 2030 sollen mindestens 80 Prozent des Stromverbrauchs in Deutschland aus erneuerbaren Energien stammen, zuvor waren es nur 60 Prozent. Das bedeutet fast eine Verdoppelung des Anteils am Gesamtstromverbrauch. Denn bis zum Ende dieses Jahrzehnts wird die Stromproduktion von 600 Terawatt auf 800 Terawatt steigen – für mehr elektrifizierte Industrieprozesse, Wärme und Elektromobilität.

Erneuerbare Energien: Stromspeicher und Kraftwerke mit grünem Wasserstoff fördern

Mit dem EEG 2023 fördert der Bund zudem innovative Konzepte zur Kombination erneuerbarer Energien mit lokaler wasserstoffbasierter Stromspeicherung. Sie können dazu beitragen die schwankende Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zu verstetigen. Für den Einsatz von grünem Wasserstoff sollen sogenannte Wasserstoff-Sprinterkraftwerke gefördert werden, in diesen Kraftwerken wird grüner Wasserstoff oder das Folgeprodukt Ammoniak eingesetzt.photovoltaik.jpg

Erneuerbare Energien: Höhere Vergütung für Solaranlagen

Für neue Photovoltaikanlagen, die auf Dächern installiert werden, gelten bereits seit dem 30. Juli 2022 höhere Vergütungssätze. Anlagen mit Voll- und Teileinspeisung lassen sich künftig kombinieren. Damit lohnt es sich, auch bei Eigenverbrauch die Dächer vollständig mit Solaranlagen zu belegen. Bei kleinen Anlagen muss der Netzbetreiber beim Anschluss in der Regel nicht mehr anwesend sein, damit die Anlagen schneller in Betrieb genommen werden können.

Erneuerbare Energien: Umlagen für Strom-Eigenversorgung fallen weg

Die Eigenversorgung mit Strom wird deutlich attraktiver. Denn auf Eigenverbräuche und Direktbelieferungen hinter dem Netzverknüpfungspunkt fallen keine Umlagen mehr an. Die Umlage nach dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz und die Offshore-Netzumlage werden nur für die Entnahme von Strom aus dem öffentlichen Netz erhoben.

Die deutschen Klimaziele:

  • Höheres Klimaziel bis 2030: Deutschland soll bis zum Ende des Jahrzehnts seinen Treibhausgas-Ausstoß um 65 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 verringern. Die höheren Ambitionen wirken sich auch auf die CO2-Minderungsziele bis zum Jahr 2030 in den einzelnen Sektoren aus: in der Energiewirtschaft, der Industrie, im Verkehr, im Gebäudebereich und in der Landwirtschaft.

  • Treibhausgasneutralität bis 2045: Für das Jahr 2040 gilt ein Minderungsziel von mindestens 88 Prozent. Auf dem Weg dorthin sieht das Gesetz in den 2030er-Jahren konkrete jährliche Minderungsziele vor. Bis zum Jahr 2045 soll Deutschland Treibhausgasneutralität erreichen: Es muss dann also ein Gleichgewicht zwischen Treibhausgas-Emissionen und deren Abbau herrschen.

  • Natürliche Senken stärken: Das Gesetz betont den Beitrag natürlicher Ökosysteme zum Klimaschutz. Wälder und Moore sind Kohlenstoffspeicher, sogenannte natürliche Senken. Sie sind wichtig, um unvermeidbare Restemissionen von Treibhausgasen zu binden.

  • Klimaschutz europäisch abstimmen: Ein weiteres Ziel ist ein gut koordinierter Instrumentenmix für mehr Klimaschutz auf europäischer und nationaler Ebene.