Erneuerbare Energien: Anteil am Stromverbrauch steigt
Erneuerbare Energien aus Wind und Sonne sind weiter auf dem Vormarsch. Ihr Anteil am Stromverbrauch in Deutschland ist weiter gestiegen. Er lag im ersten Halbjahr bei rund 52 Prozent.
05.07.2023 • 13:02 Uhr
Das zeigen vorläufige Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Das sind drei Prozentpunkte mehr als im ersten Halbjahr 2022.
„Dass wir heute mehr als die Hälfte unseres Stroms aus regenerativen Quellen gewinnen, hätte wohl noch vor zwanzig Jahren kaum jemand für möglich gehalten“, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Damit wir bis 2045 vollständig klimaneutral leben und wirtschaften können, braucht es nicht nur einen passenden Regelungsrahmen, sondern auch Fachkräfte. Denn egal ob für den Bau von Windrädern, die Entwicklung von Speichern oder die Digitalisierung der Netze: Letztlich sind es Menschen, die die Energiewende umsetzen. Schon heute haben viele Unternehmen Probleme, qualifiziertes Personal zu finden. In den kommenden Jahren könnte sich die Situation noch drastisch verschärfen.“
Erneuerbare Energien: Mehr junge Menschen begeistern
Man müsse deshalb mehr junge Menschen, insbesondere auch Frauen, für die Berufe der Energiewirtschaft begeistern, forderte sie und bat um Unterstützung durch die Politik. „Die Energiewende darf nicht an den Fachkräften scheitern“, sagte Andreae. Deshalb wurde zudem die Ausbildungsinitiative „AllesWasserVolt“ initiiert, die junge Menschen über die Berufsmöglichkeiten der Energiewirtschaft und konkrete Ausbildungsmöglichkeiten informiert.
„Dass in Deutschland die Erneuerbaren bereits mehr als 50 Prozent des Strombedarfs decken, ist ein Erfolg,“ sagte Prof. Dr. Frithjof Staiß, geschäftsführender Vorstand des ZSW. „Berücksichtigt man jedoch, dass für das Erreichen der Klimaneutralität bis 2045 die Stromerzeugung bereits 2035 vollständig auf erneuerbaren Energien basieren muss, wird deutlich, dass der weitere Ausbau erheblich schneller erfolgen muss, als in der Vergangenheit.“
Erneuerbare Energien: Alle müssen den Turbo zünden
Die Bunderegierung hat mit dem Vorrang für erneuerbare Energien oder der Digitalisierung der Verfahren bei Netzausbauvorhaben erste Weichen gestellt, um die Prozesse zu beschleunigen. Nun müssten aber auch „alle in der Praxis am Umsetzungsprozess Beteiligten den Turbo zünden“, betonte Staiß. Dies gelte für den Aufbau der Erzeugungstechnologien ebenso wie für die Infrastrukturen, allen voran das Stromnetz insbesondere auch auf Verteilnetzebene: „Hinzu kommt der Markthochlauf der Wasserstofftechnologien, die nicht zuletzt als Backup-Technologie für die Stromerzeugung und als Flexibilitätsoption für die Aufnahme von Leistungsspitzen erforderlich sind.“
Um Deutschlands Klimaschutzziele zu erreichen und unabhängiger zu werden von fossilen Energien wie Kohle und Gas, ist der Ausbau der erneuerbaren Energien aus Wind und Sonne essenziell. Bereits 2030 soll nach den Plänen der Bundesregierung 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien kommen.
Erneuerbare Energien: Starker Mai
Insbesondere im Monat Mai 2023 war der Anteil der Erneuerbaren Energien am Stromverbrauch mit 57 Prozent ungewöhnlich hoch. Lediglich im Februar 2022 wurde aufgrund außergewöhnlich hoher Windeinspeisungen bislang mit 62 Prozent ein höherer Erneuerbaren-Anteil erreicht.
Der hohe Erneuerbaren-Anteil im Mai ist vor allem dem sonnigen Wetter zu verdanken. Photovoltaik-Anlagen erzeugten in diesem Monat mit gut 8,8 Mrd. kWh Strom so viel Strom wie noch nie. Nach vorläufigen Schätzungen könnte der Erzeugungsrekord bei Photovoltaik im Juni sogar nochmals übertroffen werden und die Erzeugung erstmals bei mehr als 10 Mrd. kWh liegen.