Energiekrise: Wärmepumpen als Alternative mit Hürden

Inmitten der Energie-Krise sind Wärmepumpen ein Lichtblick, denn sie sind eine echte Alternative zu Gas- oder Ölheizungen. Energieexperte Reinhard Loch von der Verbraucherzentrale NRW nennt die Herausforderungen, die auf Hausbesitzer warten.

29.09.2022 • 10:10 Uhr

Energiekrise: Wärmepumpen als Alternative mit Hürden

Deutschland befindet sich im Herbst 2022 in einer ausgewachsenen Energiekrise. Deshalb sucht die Bundesregierung nach Lösungen, um die Abhängigkeit von Kohle, Öl und Gas zu verringern. „Für eine unabhängige und nachhaltige Energieversorgung treiben wir in Deutschland Zukunftstechnologien mit größtem Tempo voran: zum Beispiel bei Wasserstoff oder beim Heizen“, betonte Bundeskanzler Olaf Scholz im August 2022.

Wärmepumpen sind in dem Zusammenhang eine wichtige Lösung, denn sie können Umweltwärme sehr effizient für die Wärmeversorgung nutzbar machen. Wärmepumpen entziehen der Luft oder dem Erdreich Energie und setzen diese dann wieder für die Beheizung von Gebäuden ein. Sie gelten deshalb als beste Alternative zu Gas- oder Ölheizungen.

Bei einem Wärmepumpen-Gipfel im Sommer 2022 zwischen Regierungs- und Branchenvertretern wurde festgelegt, ab 2024 pro Jahr 500.000 neu installierte Wärmepumpen einzubauen. Ab Januar 2024 gilt auch, dass möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden soll. „Das macht deutlich, dass wir hierfür auch schnell mehr Wärmepumpen brauchen und genau das gehen wir jetzt gemeinsam an“, hatte Wirtschaftsminister Robert Habeck nach dem Gipfel betont.

Wärmepumpe: Für ein Ein- oder Zweifamilienhaus „im Moment DIE überragende Lösung“

Tatsächlich ist die Wärmepumpe für ein Ein- oder Zweifamilienhaus „im Moment DIE überragende Lösung“, sagte Energieexperte Reinhard Loch, Leiter des Bereichs Energieeffizenz bei der Verbraucherzentrale NRW, bei "utopia".

Ein Problem gibt es aber bei den ehrgeizigen Umsetzungszielen: „Nicht jedes bestehende Gebäude ist geeignet für eine Wärmepumpe“, so Loch. Zum einen gibt es technische Hürden, denn eine Wärmepumpe „braucht bestimmte Rahmenbedingungen im Heizsystem, damit sie effektiv und sparsam läuft“, so Loch: „Das sind eine niedrige Vorlauftemperatur, etwas größere Heizkörper und ideal ist eine Fußbodenheizung. Und man braucht natürlich auch einen Ort, wo der Wärmetauscher stehen kann.“

Zwei weitere Punkte merkt der Experte an: Zum einen sind das die Kosten, die Luftwärmepumpe ist in der Regel etwas teuer als eine Gas- oder Ölheizung. Aber du erhältst bei einer Installation Unterstützung, betont der Experte: „Aktuell werden elektrische Wärmepumpen mit etwa 35 Prozent gefördert, aber Herr Habeck möchte das noch erhöhen, es ist also durchaus möglich, dass sie demnächst mit 50 Prozent gefördert werden.“

Wärmepumpe: Diese Probleme gibt es

Doch wenn man sich eine Wärmepumpe leisten kann, muss diese aber auch erst einmal eingebaut werden. Fehlende Handwerker und die seit der Corona-Krise bekannten Lieferengpässe sorgen für Verzögerungen, die Wartezeiten für Teile für die Wärmepumpe betragen laut Loch zurzeit etwa sechs Monate.

Wie steht es denn dann um die Zukunftsaussichten? Welche Ziele sind in den kommenden Jahren überhaupt realistisch, wie wird Deutschland in ein paar Jahren heizen? Loch verweist auf Studien, die „sagen, dass wir etwa zwischen 60 und 80 Prozent Wärmepumpen haben werden, um die 10 Prozent Biomasse, also zum Beispiel Pellet- oder Hackschnitzelheizungen, und in der Größenordnung von 20 Prozent Fernwärme. Und die muss dann erneuerbar werden“.heizung.jpg

Als Energieexperte weiß Loch allerdings, wie du als Mieter Energie sparen kannst. Da reichen schon kleine Verhaltensänderungen oder Investitionen.

Energiekosten: Was man als Mieter tun kann

„Da gehören bei der Sonnenenergie zum Beispiel Stecker-Solaranlagen dazu, das können ja auch viele Mieter am Balkon oder auf der Terrasse nutzen“, sagt Loch. Im Sommer hast du zudem einen großen Einfluss auf den Warmwasserverbrauch. „Den können wir zum Beispiel durch besonders sparsame Duschköpfe senken und man kann kürzer duschen, also bewusster. Da kann man ungefähr die Hälfte einsparen“, sagt Loch.

Im Winter könne man die Temperatur der Heizung anpassen, bestätigt Loch eine Aussage Habecks. Er „sagt ja auch, 10 bis 15 Prozent kann jeder einsparen und das stimmt. Eben auch indem wir die Temperatur etwas heruntersetzen. Das geht auch mit elektrischen Thermostatventilen, dass wir einfach die Raumtemperatur so anpassen, dass wir weniger Energie verbrauchen. Da gibt es die Faustformel, dass ein Grad weniger Raumtemperatur rund sechs Prozent Energie einspart. Wenn das alle machen, ist das schon was.“

Quelle: https://utopia.de/ratgeber/interview-waermepumpe-loesung-heizen-ohne-gas/

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