Deutschlandticket: Das wünschen sich die Deutschen vom 49-Euro-Ticket
Das Deutschlandticket hat einen guten Start hingelegt. Trotzdem gibt es Probleme, die gelöst werden müssen. Und: Die Deutschen haben zahlreiche Wünsche.
09.08.2023 • 12:19 Uhr
Der Start des Deutschlandtickets ist sehr ordentlich verlaufen. Laut Daten des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) wurden bis Mitte Juni elf Millionen Deutschlandticket-Abos abgeschlossen. 46 Prozent hatten vorher schon Nahverkehrs-Abos und sind auf das günstigere Ticket umgestiegen. Rund acht Prozent sind Neukunden.
Mobilitätsdaten des Mobilfunkanbieters O2 Telefónica haben gezeigt, dass sich das 49 Euro teure Ticket in den ersten beiden Monaten auch bereits auf den Zug- und Straßenverkehr ausgewirkt hat.
Deutschlandticket: Das soll besser werden
Trotzdem ist das Ticket für viele nicht attraktiv genug. In einer Online-Befragung hat der ökologische Verkehrsclub VCD nach den Gründen gefragt. Die Antworten der gut 5.200 Teilnehmer zeigen:
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49 Euro sind für viele zu teuer. Die VCD-Forderung nach einem Sozialticket für maximal 29 Euro wird von 92 Prozent der Teilnehmer unterstützt. Ein Jugendticket für diesen Preis erhält ebenfalls große Zustimmung (90 Prozent).
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Breite Zustimmung findet die Forderung, dass Kinder unter 14 mit Begleitung in Bus und Bahn kostenlos mitfahren (85 Prozent). Zustimmung gibt es auch für diesen Vorschlag: Kostenloser ÖPNV für alle unter 14 (73 Prozent).
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Das Angebot muss flächendeckend ausgebaut werden! Denn bei unzureichendem Angebot auf dem Land, lohnt sich das Ticket nicht.
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Deutschlandticket: Beim Preis gehen die Meinungen auseinander
Auch der Automobil-Club Verkehr hat seine 500.000 Mitglieder kürzlich gefragt, wie sie das Deutschlandticket finden.
Viele sehen im Deutschlandticket einen „Durchbruch" und „Meilenstein", die Einführung sei „überfällig" gewesen. Lob gibt es vor allem für die Vereinfachung beim Ticketkauf. Die unzeitgemäße und komplizierte Tarifgestaltung durch die vielen Verkehrsverbünde in Deutschland gehöre endlich der Vergangenheit an.
Beim Preis dagegen gehen die Meinungen auseinander. Viele ACV Mitglieder freuen sich über die erhebliche Einsparung im Vergleich zu den bisher regional angebotenen Monatstickets. Hier kann der Preisvorteil durchaus 30 Euro und mehr betragen. Andere Stimmen kritisieren das Ticket dagegen als zu teuer, angesichts der Qualität des Öffentlichen Verkehrs.
Ein Wunsch, den viele Befragte äußern, betrifft die Mobilität von Familien. Hier sieht der ACV dringenden Verbesserungsbedarf, denn die Mitnahme von Kindern ab 6 Jahren ist beim Deutschlandticket bislang nicht inkludiert.
Die Ergebnisse der VCD-Befragung wiederum zeigen, dass junge Menschen beim Deutschlandticket kaum berücksichtigt werden. „Damit es für Familien nicht zu teuer wird, sollten Kinder unter 14 Jahren kostenlos mitfahren - egal mit welchem Ticket die Begleitung fährt", fordert Dominik Fette, VCD-Sprecher für klima- und sozialverträgliche Mobilität. „2.352 Euro kostet das Deutschlandticket für vier Personen im Jahr, das ist für viele Familien zu teuer. Außerdem fehlt ein einheitlicher Sozialtarif", so Fette.
Deutschlandticket reicht nicht für den Umstieg
„Das Deutschlandticket ist beliebt, reicht aber nicht aus, um mehr Menschen zum Umstieg zu bewegen", erläutert Alexander Kaas Elias, VCD-Sprecher für Bahn und ÖPNV. „Für ein attraktives Angebot muss mehr investiert werden.“ Zudem müsse das Deutschlandticket auf Dauer finanziert werden - zu erschwinglichen Preisen, so Kaas Elias.
Klar ist leider: Vor allem im ländlichen Raum könne das Deutschlandticket „noch gar nicht greifen, weil dort das Bus- und Bahn-Angebot erst ausgebaut werden muss", weiß VDV-Vizepräsident Werner Overkamp. Laut Pro Bahn fehlt „mehr denn je" Geld für den öffentlichen Verkehr. „Hier sehen wir - abgesehen von warmen Worten am Sonntag - keine Aktivitäten der Politik", sagt Karl-Peter Naumann, Fahrgastverband Pro Bahn.
Deutschlandticket kein Zukunftsmodell?
Die Wünsche der Kunden sind leider nicht die einzigen Probleme. Denn ob es das Deutschlandticket auch künftig geben wird, sei ungewiss, so VDV-Vize Overkamp, „weil die Verkehrsunternehmen und -verbünde nicht wissen, ob seine Finanzierung im nächsten Jahr weitergeht".
Isoliert sei das Deutschlandticket kein Zukunftsmodell, sagt Naumann. „Es wird erst dann dazu, wenn der gesamte öffentliche Verkehr in Stadt und Land deutlich ausgebaut wird und sich die Kosten für das Fahren mit Pkw und Lkw mehr an den realen Kosten orientieren" - also zum Beispiel Umwelt- und Klimakosten des Verkehrs miteinbezogen werden.