VW ID3: Vom Sorgenkind zum sportlichen Lifestyler?
Der VW ID.3 war noch nicht auf dem Markt, da sorgte Volkswagens erstes vollelektrisches Großvolumenmodell bereits für konstant schlechte Schlagzeilen. Dennoch starteten die Verkäufe viel versprechend. Und die Zeichen stehen gut, dass aus dem Sorgenkind womöglich ein beliebtes Lifestyle-Auto werden könnte.
15.03.2021 • 12:02 Uhr
Berichte über andauernde schwere Software-Probleme beim ID.3 dürften in der Wolfsburger Konzernzentrale ein kontinuierlicher Pain-in-the-ass gewesen sein. Um es salopp zu formulieren. Meldungen, wonach das Auto kurz vor Marktstart „weit entfernt von der Marktreife“ sei, sendeten ein fatales Signal in die Welt. Dabei sollte der Stromer doch DAS Leuchtturmprojekt bei VW werden.
Zu allem Überfluss machte „auto-motor-und-sport“ in einem frühen Test mit einem seriennahen Testwagen „noch erheblichen Nachbesserungsbedarf“ bei Verarbeitung und Elektronik aus. All das – und der verspätete Markstart - waren sicherlich nicht die allerbeste Werbung für das doch eigentlich ganz schicke neue Elektroauto. Im Dezember 2020 führte der VW ID.3 die Zulassungszahlen mit 7.144 Neuzulassungen an. Doch Recherchen von Greenpeace zufolge soll es dabei in nicht unerheblichem Maße Eigenzulassungen durch den Konzern gegeben haben. Im Januar schrumpften die Zahlen auf nur noch 1.799 Einheiten.
Nun scheinen die Wolfsburger allerdings langsam Grund in die Sache bringen zu können. Ende 2020 gab es das sehnlichst erwartete erste Software-Update, mit dem wichtige Funktionen freigeschaltet werden können. Ein weiteres Software-Update ist für Sommer 2021 angedacht.
Der VW ID.3 polarisiert
Schafft der ID.3 den Turnaround? Gut möglich. Schließlich hat der Kompakte Potenzial. Das fängt bei seiner Fahrdynamik an. Die „ams“ etwa zeigt sich begeistert vom guten Fahrverhalten des Wolfsburgers: „Das gleichermaßen natürliche wie agile Handling des Kompakten zählt zu den Stärken des ID.3. Der Stromer zeichnet sich durch ein perfekt ausbalanciertes Fahrverhalten aus, eine Lenkung mit wohldosierten Haltekräften und hoher Kommunikationsbereitschaft sowie durch eine gute Traktion.“
Beim Design gehen die Meinungen auseinander. Die Süddeutsche Zeitung attestiert dem kompakten Elektroauto eine Optik, so „futuristisch wie ein vergessenes Mayonnaiseglas“. Das Handelsblatt hingegen findet das Design „sowohl erfrischend modern als auch sachlich“. Der VW ID.3 polarisiert. Was immer schon die Basis für eine besonders eingeschworene Fan-Base war.
VW denkt laut über ein ID.3 Cabrio nach
Das Potenzial hat auch die Tuning-Szene erkannt. Die Firma Streetec, bekannt für besonders extreme Tieferlegungen, hat auch für den VW ID.3 neuerdings entsprechende Fahrwerke im Programm. „Die ID.3-Kundschaft ist sehr, sehr technikaffin“, berichtet Geschäftsführer Sven Stutz. „Sie interessiert sich allerdings nicht nur für die Elektro-Materie, sondern will auch etwas für die Optik tun. Zudem geht es nicht Wenigen um eine gewisse Aerodynamik-Optimierung. Ein tiefergelegtes Auto bedeutet schließlich auch einen etwas geringeren Luftwiderstand. Und das sorgt für einen reduzierten Stromverbrauch“.
Auch bei Volkswagen selbst wittern sie Morgenluft – und denken auffallend laut über ein ID.3 Cabrio nach. Bei LinkedIn sammelt VW-Markenchef Ralf Brandstätter Kundenmeinungen ein – und outet sich als Fan: „Ich gebe zu: eine sehr verlockende Idee. Wir sind noch am Überlegen, wie wir dieses attraktive Konzept in die Realität umsetzen können. Für den Fall der Fälle hat unser Designteam bereits erste Ideen skizziert.“
Dass ein Cabrio die Verkaufszahlen in die ungeahnte Höhen schießen lässt, dürfte wenig realistisch sein. Ein elektrisch angetriebenes, kompaktes Cabrio dürfte jedoch eine Marktlücke bedienen – und dem VW ID.3 zu noch mehr Profil verhelfen.
Klar ist: Ein Cabrio wäre zumindest mal eine positive Headline. Und davon könnte der VW ID.3 die ein oder andere vertragen.
Bilder: VW, Streetec
Text: Moritz Nolte