Verkauf des Deutschlandtickets: ÖPNV muss ausgebaut werden

Das Deutschland-Ticket wird gut angenommen, die Verkaufszahlen steigen weiter. Allerdings braucht es parallel einen Ausbau des ÖPNV.

22.06.2023 • 09:41 Uhr

Verkauf des Deutschlandtickets: ÖPNV muss ausgebaut werden

Der Verkauf des Deutschlandtickets bleibt weiterhin erfolgreich. Seit dem Start Anfang Mai sind laut dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) inzwischen rund elf Millionen Abos erworben worden.

Auf dem Erfolg soll sich aber nicht ausgeruht werden, stattdessen lautet die Forderung, dass diese Beliebtheit des bundesweit gültigen Tickets genutzt werden solle, um den ÖPNV deutschlandnweit nachhaltig auf ein neues Qualitätsniveau zu heben und die Erwartungen der Fahrgäste zu erfüllen.

Deutschlandticket: Verband schlägt Alarm

„Die Fahrgäste kaufen dieses Ticket nicht nur, weil es günstig ist, sondern auch weil sie es überall in Deutschland nutzen wollen", sagte VDV-Präsident Ingo Wortmann. Angebotsdichte und Qualität des ÖPNV seien bundesweit sehr unterschiedlich. „In den Ballungsräumen brauchen wir bei gutem Angebot dringend zusätzliche Kapazitäten. Und in vielen ländlichen Räumen brauchen wir ebenso dringend insgesamt ein besseres Angebot“, so Wortmann.

Da es bei dem Ausbau des ÖPNV natürlich vor allem um Geld geht, wünschen sich die Verantwortlichen eine verlässliche Zusage der Politik zur weiteren Finanzierung. Wie Wortmann betonte, würden allein für den Ausbau des ÖPNV bis 2030 rund 48 Milliarden Euro anfallen. „Sonst kann die Branche ihren Anteil zur Klimawende nicht leisten“, so Wortmann.

Interessante Zahlen zum Kauf des Abos: Der Preis des Tickets von 49 Euro gehört zu den häufigsten Gründen für den Kauf: 36 Prozent nannten in einer VDV-Umfrage den Preis beziehungsweise das Sparen von Kosten, 41 Prozent die bundesweite Gültigkeit. Für 22 Prozent war der Umweltschutz der ausschlaggebende Grund. 18 Prozent wollen bewusst aufs Autofahren verzichten.

Gründe gegen einen Kauf waren häufig, dass sich das Ticket nicht lohnen beziehungsweise zu selten genutzt würde (41 Prozent) und dass es keinen Bedarf gebe (38 Prozent). „Auf dem Land wird das Ticket kaum genutzt, weil wir dort kein entsprechendes Angebot gibt“, so Wortmann.

Deutschlandticket: Gemischte Bilanz vom Fahrgastverband Pro Bahn

Vom Fahrgastverband Pro Bahn kommt deshalb eine eher gemischte Bilanz. Das D-Ticket habe „nicht zu einer großen Verkehrsverlagerung vom Auto auf die Schiene geführt“, sagte der Ehrenvorsitzende Karl-Peter Naumann. Hauptgrund dafür sei das mangelnde Angebot außerhalb größerer Städte und in ländlichen Gebieten. „Das Streckennetz ist dort oft ungenügend, zudem fahren Bus und Bahnen zu selten und nur in großen Zeitabständen.“ Vor allem frühere Abonnenten und regelmäßige Bahnfahrgäste seien auf das 49-Euro-Ticket umgestiegen und „fahren damit nun meistens günstiger“.Zugreise

Und wer kauft das Abo? Fast die Hälfte der Ticket-Abos (46 Prozent) haben laut VDV Menschen abonniert, die bereits vorher Stammkunden waren. 44 Prozent seien neue Abonnenten, die in der Vergangenheit bereits hin und wieder beziehungsweise regelmäßiger den ÖPNV genutzt haben. Acht Prozent neue Kunden konnten gewonnen werden. „Die Einführung ist geglückt, aber wir werden noch besser werden müssen“, sagte Wortmann.