Umweltpreis an „zwei außergewöhnliche Frauen“ im Kampf gegen den Klimawandel

Klimaforscherin Prof. Dr. Friederike Otto und Holzbau-Pionierin Dipl.-Ing. Dagmar Fritz-Kramer haben den diesjährigen Deutschen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) erhalten.

29.10.2023 • 16:33 Uhr

Umweltpreis an „zwei außergewöhnliche Frauen“ im Kampf gegen den Klimawandel

In seiner Festakt-Rede nannte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Friederike Otto und Dagmar Fritz-Kramer „zwei außergewöhnliche Frauen", die beide auf jeweils unverwechselbare Weise „mit Engagement und Überzeugung" die Folgen des Klimawandels bekämpfen. Fritz-Kramer zeichne „jener gute Eigensinn" aus, „der im besten Sinn der Wissenschaft durch Ausprobieren und Erfahrung immer noch klüger macht".

Klimawissenschaftlerin Otto wiederum wirke wie eine „Klima-Profilerin" auf der Suche nach der Rolle des Klimawandels bei Extremwetter wie Stürme, Überflutungen, Hitze oder Dürren, sagte Steinmeier in Anspielung auf die in True-Crime-Serien nach Zusammenhängen und Tathergängen forschenden Ermittler.

Umweltpreis: Wegweisende Forschungsarbeiten für die Zuordnungswissenschaft

Die Klimawissenschaftlerin Friederike Otto, die am Imperial College London tätig ist, hat durch ihre herausragende Forschung in der Zuordnungswissenschaft Bekanntheit erlangt. Diese Disziplin untersucht die Verbindung zwischen Klimawandel und Wetterereignissen, wie etwa ob es einen Zusammenhang zwischen Klimaveränderungen und Extremwetterphänomenen wie Hitzewellen, Dürren, Überflutungen und Starkregen gibt.

2015 war Otto Mitbegründerin der Initiative World-Weather-Attribution (WWA) und hat das Verfahren der Attribution von extremen Wetterereignissen zum menschengemachten Klimawandel maßgeblich mitentwickelt..

Ihr Ansatz konzentriert sich auf drei Faktoren: die schnelle Verbreitung wissenschaftlich fundierter Erkenntnisse über mögliche Zusammenhänge zwischen globalem Klimawandel und regionalem Extremwetter,, die Untersuchung lokaler Auswirkungen des globalen Klimawandels und schließlich Empfehlungen für effektive Anpassungsstrategien.

Umweltpreis: Baustoff Holz als hervorragender Klimaschützer

Dagmar Fritz-Kramer leitet das Allgäuer Familienunternehmen Bau-Fritz GmbH & Co. KG, das bereits in der vierten Generation besteht. Baufritz hat seinen Schwerpunkt auf den Fertigholzbau, einschließlich der Erstellung von Häusern, Wohnungen und Renovierungsarbeiten, gelegt. Holz, als Baustoff, ist besonders vorteilhaft für den Klimaschutz, da es erhebliche Mengen Kohlenstoff bindet und so die Entstehung von umweltschädlichem CO2 verhindert.

Um das Ziel Deutschlands, bis 2045 klimaneutral zu sein, zu erreichen, spielt der Bausektor eine zentrale Rolle. Der Sektor verantwortet in Deutschland rund 40 Prozent der jährlichen Treibhausgasemissionen von etwa 746 Millionen Tonnen.

Fritz-Kramer habe mit ihrem Betrieb nicht nur ökologisch-nachhaltige sowie ästhetisch attraktive vorgefertigte Häuser und Bausysteme entwickelt, sondern biete auch Recycling an. Steinmeier: „Kreislaufwirtschaft pur, sozusagen." Holz sei ein wunderbarer Rohstoff, so Steinmeier. „Als Sohn eines Tischlers" dürfe er das sagen.

Friederike Otto habe sich mit dem WWA-Team durch Echtzeit-Informationen über Zusammenhänge von Klimawandel und Extremwetter große Verdienste erworben. Sie helfe, „den häufig in die Welt gesetzten Fake News über aktuelle Wetterphänomene überprüfbare wissenschaftliche Fakten entgegenzusetzen", so das Staatsoberhaupt. Und: Ottos Arbeit erlaube Voraussagen, an welchen Orten aufgrund des Klimawandels Extremwetter drohe – und ermögliche dadurch Präventions- und Vorbeugungsmaßnahmen, „die Menschenleben retten können", sagte Steinmeier.

Die Gratulation für den „hoch angesehenen" Preis sei zugleich „eine erneute Mahnung und Aufforderung an uns alle", so Steinmeier in seiner Rede. „Wir müssen uns, unsere Gewohnheiten und unsere Lebensweise noch in vielem ändern, um der großen Herausforderung des Klimawandels gerecht zu werden", sagte er.

Klimawandel: Kampf muss weiter ganz oben auf der politischen Prioritätenliste bleiben

Steinmeiers Forderung: „Der Kampf gegen den Klimawandel darf nicht von seinem Platz ganz oben auf der politischen Prioritätenliste verdrängt werden" - auch wenn nun „neue Bedrängnisse im Osten Europas oder im Nahen Osten" hinzugekommen seien. In den kommenden Jahren werde zwar „eine enorme Kraftanstrengung" erforderlich sein. „Aber die gute Nachricht ist: Wir haben es selber in der Hand - wir alle, jede und jeder Einzelne in unserem Alltag", sagte das Staatsoberhaupt.

Nach den Worten des Bundespräsidenten stehen „die Länder der Welt" auf der in Dubai bald beginnenden 28. Weltklimakonferenz „in der Pflicht, mit ambitionierten Maßnahmen alles Menschenmögliche zu unternehmen, um der menschlichen Zivilisation inklusive Flora und Fauna im besten Sinn des Wortes Luft zum Atmen zu verschaffen."