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Toyota Supra HV-R Hybrid: Die vergessene Legende

Der Toyota Supra HV-R Hybrid war 2007 das erste Hybrid-Fahrzeug der Welt, das ein Rennen gewinnen konnte. Heute ist der Rennwagen, der Motorsport-Geschichte schrieb, weitgehend in Vergessenheit geraten.

19.01.2021 • 10:20 Uhr

Toyota Supra HV-R Hybrid: Die vergessene Legende

Der Toyota Supra HV-R Hybrid war 2007 das erste Hybrid-Fahrzeug der Welt, das ein Rennen gewinnen konnte. Heute ist der Rennwagen, der Motorsport-Geschichte schrieb, weitgehend in Vergessenheit geraten. Sehr zu Unrecht, wie unser Autor Moritz Nolte meint.

Als der Toyota Supra HV-R Hybrid im Juli 2007 auf dem Tokachi International Speedway in Japan die Boxengasse verließ, war er seiner Zeit voraus. Weit, sehr weit, um genau zu sein. Nie zuvor hatte jemand einen so fortschrittlichen Hybrid-Rennwagen an den Start gebracht.

Toyota setzte damals bereits konsequent auf den innovativen Hybridantrieb. Der Toyota Prius, das weltweit erste Auto mit Hybridantrieb in Großserie, war zu diesem Zeitpunkt schon seit zehn Jahren auf dem Markt. Die Japaner hatten in Sachen Hybridantrieb also bereits einiges auf dem Kasten – und glaubten fest daran, dass dieses Konzept auch im Motorsport funktionieren würde.
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Gesamtsieg beim 24-Stunden-Rennen von Tokachi

Das tat es tatsächlich. Sogar ziemlich tadellos. Der Toyota Supra HV-R Hybrid holte auf der Rennstrecke im Norden Japans den Gesamtsieg. Und das nicht etwa bei einem Wald-und Wiesen-Rennen, sondern beim damals bekannten und stets gut besetzten 24-Stunden-Rennen von Tokachi. Der Hybrid-Renner absolvierte 616 Runden und damit 19 mehr als der Zweitplatzierte. Ein Riesen-Erfolg.

Nur wenige Monate nach dem Rennen wurde der Antrieb von den Fachmagazinen „Race Engine Technology“ und „Professional Motorsports World“ zum „Race Engine of The Year 2007“ gekürt. Und der Antriebsstrang hatte es tatsächlich in sich. Die Ingenieure kombinierten einen 480 PS starken 4,5-Liter-V8-Benzinmotor mit drei Elektromotoren: An der Hinterachse arbeitete ein 150 kW leistender E-Motor, in den vorderen Radnaben unterstützten links und rechts E-Motoren mit je 10 kW. Auf diese Weise ergab sich eine Systemleistung von 441 kW oder 600 PS.
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600 PS bei 1.080 Kilogramm Gewicht

Der Renner rekuperierte über alle vier Räder: Die beiden Radnabenmotoren vorne und der Heckmotor wurden beim Bremsen im Generatorbetrieb zur Energierückgewinnung eingesetzt. Nicht zuletzt aus Gewichtsgründen verzichteten die Entwicklungspartner Toyota und das Rennteam SARD auf ein schweres Hybridsystem. Zum Einsatz kam stattdessen ein Hochleistungskondensatorsystem, das hohe Stromleistungen schnell aufnehmen, kurzzeitig speichern und sehr schnell wieder abgeben kann. Genau das Richtige für den Rennbetrieb mit seinen schnellen Wechseln aus voller Beschleunigung und hartem Bremsen.

Netter Nebeneffekt: Der Toyota Supra HV-R Hybrid, der auf einem Supra GT basiert, der in der japanischen Super GT Rennserie eingesetzt wurde, bringt lediglich 1.080 Kilogramm auf die Waage. Zum Vergleich: Der 911 GT3 R Hybrid mit elektrischem Schwungradspeicher, den Porsche 2011 beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring einsetzte, wog bei knapp 670 PS 1.300 Kilogramm.
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Heute ist der Toyota Supra HV-R Hybrid fast vergessen

Auch wenn sich heute kaum jemand an den Toyota Supra HV-R Hybrid erinnern kann, geschweige denn an die siegreichen Piloten Katsuyuki Hiranaka, Akira Lida, Tatsuya Kataoka und André Couto. Der Toyota mit den vier Motoren stellte die Weichen für weitere erfolgreiche Hybrid-Rennwagen aus dem Hause Toyota. Und diese hatten längst ganz andere Ambitionen als der Supra HV-R Hybrid. Sie fanden ihr Zuhause in Le Mans. Allen voran der Toyota TS050 Hybrid, der zwischen 2018 und 2020 drei Gesamtsiege bei den 24 Stunden von Le Mans holte.

Bilder: Toyota