Elektroautos

Steht die Marke Seat vor dem Aus? - Chance für Cupra

Medienberichte rechnen mit einem Ende der Marke Seat – zugunsten der eigenen Submarke Cupra. Die soll künftig ausschließlich E-Autos herstellen.

19.03.2021 • 13:08 Uhr

Steht die Marke Seat vor dem Aus? - Chance für Cupra

Die Dichte der Krawattenträger war enorm an diesem bewölkten Tag in Martorell, ein paar Kilometer außerhalb von Barcelona. Spaniens König Felipe VI gab sich im Seat-Werk die Ehre, der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez ebenfalls. Seat feierte schließlich 70. Geburtstag. Da ließen es sich auch Dr. Herbert Diess, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, und Wayne Griffiths, Vorstandsvorsitzender Seat und CEO der Seat-Tochter Cupra, blicken.

Den Tagesordnungspunkt „Feierlichkeiten“ dürften die Herrschaften aus Politik und Wirtschaft schnell abgehakt haben. Im Mittelpunkt des Treffens standen ganz andere Themen. Vor dem Hintergrund der Transformation der Automobilindustrie und weil die spanische Wirtschaft von Covid-19 hart getroffen wurde, ging es vor allem um wirtschaftliche und strategische Zukunftspläne.

Neues Ökosystem für Elektromobilität

Die Vertreter des Volkswagen-Konzerns und der spanischen Regierung vereinbarten ein ambitioniertes Projekt, mit dem Ziel ein neues Ökosystem für Elektromobilität in Spanien zu schaffen. Sowohl Volkswagen als auch das spanische Tochterunternehmen seien bereit, „gemeinsam am Wandel der industriellen Infrastruktur und des Ökosystems für Elektromobilität zu arbeiten und die wirtschaftliche Genesung des Landes zu beschleunigen“, so eine offizielle Mitteilung.

Spanien solle sich „zum Elektromobilitätszentrum Europas wandeln“. Die Voraussetzung sei, „dass Spanien die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen anregt und eine öffentliche Ladeinfrastruktur entwickelt“. Ein ziemlich eindeutiger Wink mit dem Zaunpfahl, dass sich VW mitsamt seiner Tochterunternehmen staatliche Unterstützung erhofft. In Richtung der Europäischen Union betonte Diess: „Wir hoffen, dass die EU-Kommission den politischen Willen hat, dieses Vorzeigeprojekt von historischer Bedeutung für Spanien Realität werden zu lassen“.

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Cupra soll „DIE jugendliche und vollelektrische Automarke werden“

Offiziell ist: In Martorell sollen in Zukunft kleine Elektrofahrzeuge und Batteriemodule produziert werden. Eine besondere Rolle dürfte dabei die Marke Cupra spielen, unter deren Dach seit 2018 alle besonders sportlichen Seat-Modelle vermarktet werden. Nach dem Treffen präzisierte Herbert Diess bei LinkedIn.com: „Cupra wird DIE jugendliche und vollelektrische Automarke werden - weltweit aktiv, geboren in Spanien.“

Aufmerksame Leser merkten an, dass die Marke Cupra dabei gleich vier Mal erwähnt wurde, die Marke Seat nicht ein einziges Mal. Beobachter werten das als Hinweis darauf, dass die neue Strategie das Ende der Marke Seat bedeuten könnte. Das Portal Business Insider meldete bereits, VW wolle die Marke Seat auslaufen lassen – löschte den Artikel jedoch wieder.

Die Marke Cupra, vor wenigen Jahren als besonders sportliche Premium-Submarke gegründet, dürfte nun eine Neuausrichtung erfahren. Der vermeintliche Schlingerkurs zwischen Sportlichkeit und Nachhaltigkeit könnte sich für die Spanier aber auszahlen: Nachdem Cupra in den letzten drei Jahren aufwändig als sportliche Marke positioniert wurde, könnte die 100-prozentige Elektrifizierung durchaus eine sinnvolle Ergänzung des Markenkerns darstellen. Und ganz nebenbei eine Marktnische mit riesigem Potenzial besetzen. Eine sportliche E-Marke im Volumensegment fehlt in Europa schließlich noch. Und dass Sportwagen und E-Mobilität doch ganz gut zusammenpassen können, beweist Tesla bereits seit vielen Jahren.

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Bilder: Seat/Cupra

Text: Moritz Nolte