So sieht die Stadt der Zukunft aus
Wie leben wir in 30 Jahren – in übervollen Metropolen oder CO2-neutralen Ökostädten? Wir zeigen dir, wie die Stadt der Zukunft aussehen könnte.
12.12.2020 • 16:34 Uhr
Stadt der Zukunft – wie leben wir im Jahr 2050?
Übervolle Metropolen, die in Verkehrschaos und Abgasen ersticken – sind das die Städte der Zukunft? Nicht, wenn es nach der Fraunhofer Gesellschaft geht. Mit dem Projekt „Morgenstadt“ wollen die WissenschaftlerInnen einen Gegenentwurf zu diesem Horrorszenario bieten. Doch wie soll es aussehen, unser Leben in der Zukunft?
Die „Morgenstadt“
Saubere Luft, Elektroautos, die geräuschlos durch die Straßen gleiten, Dachgärten, die Menschen mit Radieschen und Tomaten versorgen – schon bis 2050 soll das laut der Fraunhofer Gesellschaft unsere Realität sein. Die Städte der Zukunft sollen komplett CO2-neutral sein, weder Autos noch Fabriken sollen das klimaschädliche Gas ausstoßen. Mit nachhaltiger Energie versorgt werden sie über Solarpanels und Windturbinen – so beschreibt es zumindest Klaus Sedlbauer, Vorsitzender der Fraunhofer-Allianz Bau. Dieser ist verantwortlich für das Projekt „Morgenstadt“, das mit modernster Technik und cleveren Ideen das städtische Leben revolutionieren soll.
So wohnen wir in der Stadt der Zukunft
Eine Lösung für zunehmenden Platzmangel und steigende Mieten sollen in der Morgenstadt sogenannte Tiny Houses bieten: Oftmals mobile, kleine Wohneinheiten, die trotz geringer Grundfläche alles bieten, was es zum bequemen Leben braucht und zu günstigen Preisen vermietet werden könnten. Dabei sei es denkbar, diese rund um Gemeinschaftsräume aufzustellen, um den BewohnerInnen einen privaten Wohnbereich zu ermöglichen, ohne dass diese sich eingeengt fühlen.
Neben Innovationen wie schalldämmenden Baustoffen und Spezial-Fenstern gegen Depressionen sollen die Häuser der Morgenstadt außerdem gleichzeitig kleine Kraftwerke werden, die dank Wärmepumpen, Photovoltaikanlagen und Dämmung mehr Energie erzeugen, als sie verbrauchen. Mit dieser sollen sie die Elektroautos laden, die die klassischen Verbrenner ersetzen werden.
Energie aus Abwasser
Auch die Frage nach dem Umgang mit Ressourcen steht im Zentrum der zukünftigen Städteplanung. Wie kann eine Versorgung mit grüner Energie und sauberem Trinkwasser gewährleistet und gleichzeitig die Umwelt geschont werden? Radecki sieht das größte Potenzial in einer intelligenten Systemvernetzung.
Zu diesem Zweck wurde das technische System Deus 21 entwickelt. Von diesem erhoffen sich die Fraunhofer Institute, Wasser sparen und gleichzeitig aus Abwasser Energie gewinnen zu können. In der Morgenstadt könnte so beispielsweise Regenwasser auf den Häuserdächern aufgefangen und zum alltäglichen Gebrauch (z.B. Duschen und Waschen) aufbereitet werden. Toilettenspülungen können durch Unterdrucksysteme ähnlich denen in Flugzeugen wassersparender werden.
Außerdem kann aus den Abwässern der Wohnhäuser Biogas erzeugt werden, das zur Energiegewinnung genutzt werden kann. Dieser Ansatz wurde in Knittlingen in Baden-Württemberg bereits erfolgreich getestet.
Carsharing statt Privatautos
Was es in der Stadt der Zukunft hingegen kaum noch geben soll: Privatautos. Denn für diese sei schlicht und ergreifend kein Platz, so Radecki. Stattdessen sollen Autos durch Carsharing via App ausgeliehen und mit anderen NutzerInnen geteilt werden. Um den Verkehr flüssig zu halten, soll dabei größtenteils auf autonomes Fahren gesetzt werden, bei dem die Autos von einem intelligenten System gelenkt werden und selbstständig fahren.
Durch weniger Autos in der Innenstadt entstehe außerdem mehr Platz für Grünflächen, die helfen sollen, Hitzestaus in der heißen Jahreszeit zu vermeiden. Radecki erklärt: “Parks und Grünanlagen verbessern das Klima, denn sie kühlen die Luft herunter.“
Wie realistisch ist die „Morgenstadt“?
Doch wie wollen wir die überfüllten Betonwüsten von heute in topmoderne, saubere Städte von morgen verwandeln? Radecki gibt zu, dass dazu größere Investitionen nötig seien, besonders in den Großstädten Südamerikas oder Asiens.
Dass das Prinzip „Morgenstadt“ zumindest im Ansatz funktionieren kann, zeigen die skandinavischen Länder, die mit Städten wie Malmö, Kopenhagen, Eindhoven oder Amsterdam als Vorreiter in Sachen smarte Städteplanung gelten. Laut Radecki braucht es für die Stadt der Zukunft vor allem eins: politische Entscheidungen.
Quellen:
https://www.haz.de/Nachrichten/Panorama/Uebersicht/So-leben-wir-in-der-Stadt-der-Zukunft
https://www.merkur.de/wirtschaft/morgenstadt-leben-jahr-2050-2699645.html
https://www.galileo.tv/life/smart-city-so-lebst-du-in-der-stadt-der-zukunft/