Elektroautos

Ökobilanz-Analyse: E-Autos werden klimafreundlicher

E-Autos und Plug-in-Hybride schneiden im Langzeittest bei der Klimabilanz am besten ab. Ab 90.000 Kilometer Laufleistung sind E-Autos der Kompaktklasse klimafreundlicher als Verbrenner.

15.12.2023 • 10:32 Uhr

Ökobilanz-Analyse: E-Autos werden klimafreundlicher

Die Frage, ab wann das Autofahren umweltfreundlich wird, steht im Zentrum der aktuellen Transformation der deutschen Automobilbranche hin zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Ein interdisziplinäres Expertenteam der VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik hat eine detaillierte Studie zur Ökobilanz verschiedener Fahrzeugantriebe durchgeführt. In dieser Studie wurden Elektroautos, Plug-In-Hybride (Benzin/Diesel) und konventionelle Fahrzeuge (Diesel/Benzin) miteinander verglichen.

Die Studie des VDI konzentrierte sich auf die Umweltauswirkungen verschiedener Antriebskonzepte bei Kompaktklassefahrzeugen, beispielsweise dem VW ID.3, Ford Focus, Toyota Corolla Hybrid und VW Golf.

Ein zentrales Ergebnis war, dass Elektroautos dieser Klasse nach einer Fahrleistung von 90.000 Kilometern klimafreundlicher sind als Fahrzeuge mit herkömmlichen Antrieben. Bei einer Langzeitbetrachtung über 200.000 Kilometer Laufleistung – durchgeführt von den VDI-Ingenieurinnen und Ingenieuren in Kooperation mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) – zeigte sich, dass Elektro- und Hybridfahrzeuge die beste Klimabilanz aufweisen. Sie werden gefolgt von Diesel- und Benzin-PKW, die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden.

„Bekanntlich hängt bei Autos die genaue Ökobilanz von zahlreichen Faktoren ab - dem Produktionsstandort, dem Energiemix bei der Produktion von Fahrzeug und Komponenten sowie dem genutzten Antrieb auf der Straße und der dabei verwendeten Energie. E-Autos und Hybridfahrzeuge starten durch die ressourcenintensive Herstellung der Antriebstechnologie bei ihrer Ökobilanz mit einem ökologischen Rucksack, da die Batterieproduktion heutzutage fast ausschließlich noch in Asien stattfindet. In der Langzeitbetrachtung setzen sich bei der Ökobilanz dann E-Autos und hybridbetriebene Fahrzeuge dauerhaft durch", sagt Dr. Joachim Damasky, Vorsitzender der VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik. „Für die klimafreundlichere Mobilität brauchen wir in Deutschland dringend den Ausbau der Erneuerbaren Energien, den Aufbau einer grünen Batterieproduktion, aber auch nachhaltig erzeugte Kraftstoffe für Bestandsfahrzeuge. Erst die grün produzierte Batterie und ihre Vormaterialien reduziert deren ökologischen Fußabdruck und macht die E-Mobilität wirklich klimafreundlich."

E-Autos und Plug-in-Hybride im Langzeitbetrieb am besten

In der Ökobilanz-Studie der VDI-Ingenieure zeigte sich, dass Elektroautos bei einer angenommenen Laufleistung von 200.000 Kilometern auf der Straße die umweltfreundlichste Option darstellen. Über den gesamten Betrachtungszeitraum – von der Herstellung des Fahrzeugs und des Antriebs bis zum Ende der gefahrenen Kilometer – erzeugen sie 24,2 Tonnen CO₂.

Knapp dahinter positionieren sich die Plug-In-Hybride (zum Beispiel der Toyota Corolla Hybrid) mit etwas höheren CO₂-Emissionen von 24,8 Tonnen. Diesel- und Benzinerfahrzeuge der Kompaktklasse, wie der Ford Focus oder VW Golf, rangieren mit einem deutlichen Abstand auf den Plätzen 3 und 4. Bei 100 Prozent fossilem Kraftstoffbetrieb verursachen sie Treibhausgasemissionen von 33 Tonnen CO₂ (Diesel) bzw. 37 Tonnen CO₂.

Der VDI untersuchte in der Studie auch verschiedene Stromnutzungsszenarien. Ab 90.000 Kilometern Fahrleistung sind Elektroautos der Kompaktklasse, wie der VW ID.3, in Deutschland klimafreundlicher als Fahrzeuge mit konventionellen Kraftstoffen. Wenn Deutschland, wie von der Bundesregierung geplant, zukünftig ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien für den Fahrzeugantrieb nutzen würde, wären E-Autos mit heutigen Standards bereits ab 60.000 gefahrenen Kilometern umweltfreundlicher als Diesel- oder benzinbetriebene Fahrzeuge. Wird ein E-Auto jedoch mit fossil erzeugtem Strom betrieben, verschiebt sich dieser Wert auf 160.000 Kilometer.

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„Wir müssen uns bei der Ökobilanz die Treibhausgasemissionen von Produktion, Laufzeit und Entsorgung anschauen. Erst die grün produzierte Batterie und ihre Vormaterialien macht die E-Mobilität klimafreundlich. Hier hat die Industrie in Zukunft einen großen Hebel für eine klimafreundlichere Mobilität, der heute leider noch nicht genutzt wird. Wir brauchen daher mehr Batterieproduktion Made in Germany, ein besseres Batterierecycling sowie den schnellen Ausbau der erneuerbaren Energien - sowohl in Form von grünem Strom als auch grünen Kraftstoffen. Die Ökobilanzstudie zeigt, dass es zu kurz gedacht ist, nur über den Verbrauch der Fahrzeuge zu reden", sagt VDI-Fahrzeugexperte Joachim Damasky.

Zum Studiendesign: VDI-Ökobilanzstudie 2023

Die Ökobilanzanalyse analysiert den Umwelteinfluss verschiedener Pkw-Antriebskonzepte am Anwendungsfall von 2021 produzierten Kompaktklassefahrzeugen (z. B. VW ID.3, Ford Focus, Toyota Corolla Hybrid, VW Golf). Analysiert wurden die Treibhausgasemissionen, wenn das Auto in Deutschland fährt. Die angenommene Laufleistung je Fahrzeug beträgt 200.000 Kilometer unter Verwendung des Mittelwertansatzes (mittlerer Strommix) und des WLTP-Testverfahren („Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure").