Neues Hybridsystem: Die Rallye-WM wird nachhaltiger
Die Rallye-WM soll umweltfreundlicher werden: Was in der Formel 1 bereits seit 2014 fester Bestandteil des Reglements ist, ist ab dieser Saison auch in der Königsklasse des Rallyesports gesetzt.
14.02.2022 • 09:08 Uhr
Autor: Moritz Nolte
Als Sebastien Loeb ins Ziel der Rallye Monte Carlo fährt, hat der Rallye-Altmeister Geschichte geschrieben. Er gewinnt in einem Rallye-Boliden mit einer Innovation, die für viele Beobachter längst überfällig ist: Sein Ford Puma Hybrid Rally 1 ist wie alle anderen Rallye 1-Fahrzeuge erstmals mit einem Hybridsystem ausgestattet.
Neues Reglement treibt Weiterentwicklung nachhaltiger Antriebssysteme voran
Mit dem neuen Regelwerk sorgt der Automobil-Weltverband (FIA) nicht nur für mehr Sicherheit und Chancengleichheit, sondern treibt mit der Rallye-Meisterschaft, die in diesem Jahr zum 50. Mal ausgetragen wird, auch die Weiterentwicklung nachhaltiger Antriebssysteme voran. Eine Schlüsselkomponente ist das neue Hybridsystem von Compact Dynamics, einer Tochtergesellschaft des Automobil- und Industriezulieferers Schaeffler.
Das neue Hybridsystem für die Rallye-Weltmeisterschaft vereint auf kleinstem Bauraum den Motorgenerator, das Steuergerät und eine Batterie mit einer Kapazität von 3,9 kWh. Das System, das insgesamt nur 87 Kilogramm wiegt und von allen Fahrzeugen genutzt wird, ist als Plug-in-Einheit quer in der Mitte der neuen Rally1-Fahrzeuge installiert. Es ist mit dem Antriebsstrang über eine Welle mit dem hinteren Differential verbunden.
Motorsport-Know-how fließt in Serienentwicklung
Das System ist ein Meilenstein in der Hybridtechnologie“, sagt Oliver Blamberger, Geschäftsführer von Compact Dynamics. „Während der Veranstaltungen sind die Fahrzeuge in vorgeschriebenen Bereichen wie dem Service-Park oder den sogenannten Hybrid Electric Vehicle-Zonen (HEV) rein elektrisch unterwegs. Auf den Wertungsprüfungen können die Rallyepiloten neben den rund 286 kW (390 PS) des Verbrennungsmotors durch das Hybridsystem zusätzliche 100 kW als Boost abrufen. Die Antriebsbatterie kann außerdem während der Prüfungen durch Rekuperation der Bremsenergie nachgeladen werden.“
Das im Wettbewerb gewonnene Know-how soll direkt in die Serienentwicklung bei Schaeffler einfließen, zum Beispiel in den Bereichen E-Achse, Hybridgetriebe und E-Motoren für elektrische Antriebssysteme. Als Serien- und Innovationspartner der DTM ist Schaeffler bereits in einer der wichtigsten Tourenwagenserien der Welt am Start und entwickelt ein vollelektrisches Konzeptfahrzeug mit fast 1.200 PS, Torque Vectoring und der Steer-by-Wire-Technologie Space Drive. Von 2014 bis 2021 war Schaeffler in der Elektro-Rennserie FIA Formula E engagiert.
Bilder: Ford, Schaeffler