Nach Aus von Audi und BMW: McLaren erwägt Einstieg in die Formel E
McLaren wirft ein Auge auf die Formel E: Mit der Einführung des Gen3-Autos im Jahr 2022 könnten der britische Traditionsrennstall in die Elektro-Rennserie einsteigen.
16.12.2020 • 09:59 Uhr
Abu Dhabi - Gute Nachrichten für die Formel E: Nach den angekündigten Ausstiegen von Audi und BMW hat mit McLaren nun ein Traditionsteam aus der Formel 1 konkretes Interesse an einem Einstieg in die Formel E verkündet. Ab der Saison 2022/23 sei mit der Einführung des Gen3-Autos ein Engagement von McLaren in der Elektro-Rennserie möglich, erklärte McLaren-CEO Zak Brown am Rande des Formel-1-Saisonfinales in Abu Dhabi.
"Bisher waren wir von der Teilnahme an der Formel E ausgeschlossen, denn wir waren der Batterielieferant. Gemäß der FIA-Ausschreibung durften wir nicht als Team antreten", sagt Brown. McLaren Applied Technologies, ein Schwesterunternehmen des Formel-1-Rennstalls, liefert seit 2018 exklusiv die Batterien für die aktuell eingesetzten Gen2-Autos.
Kostendeckel macht Formel E für McLaren attraktiv
Bei der Ausschreibung für die Energiespeicher für die dritte Generation des Formel-E-Autos hatte sich in diesem Jahr aber Williams Advanced Engineering durchgesetzt. Damit wäre auch formal für McLaren der Weg in die Formel E frei.
"Mit der neuen Generation der Autos, die 2022 kommt, und aufgrund der Tatsache, dass wir nicht mehr der exklusive Batterielieferant sind, wird das eine sehr interessante Rennserie", sagt Brown. "Wir schauen uns das immer näher an."
Hinzu kommt: Durch den Ausstieg von Audi und BMW könnten Plätze in der Formel E frei werden. "Bisher waren keine Startplätze verfügbar. Nun hat sich eine Möglichkeit ergeben, daher ist das positiv", sagt Brown. Aktuell ist das Feld der Formel E auf zwölf Teams begrenzt, die in der Saison 2021 alle belegt sind. Allerdings haben sowohl Abt als auch Andretti ihre Absicht bekundet, ohne Werksunterstützung von Audi und BMW weiterzumachen.
Auch die Einführung einer Budget-Obergrenze in der Formel E zur Saison 2022/23 sei laut Brown ein Argument für einen Einstieg in die Serie. "Zu Beginn war die Formel E nicht teuer, aber jetzt explodiert sie. Nun kommt der Kostendeckel wohl noch rechtzeitig, bevor das weiter eskaliert", sagt er.
Ausstieg von Audi und BMW ein Warnsignal
Gleichwohl sieht der McLaren-CEO den zeitgleichen Rückzug von zwei großen Autoherstellern aus der Formel E als eine Art Warnsignal. "Wenn ein Team oder ein Hersteller eine Serie verlässt, muss man sich fragen warum", so Brown.
Im Fall von Audi vermutet er allerdings hauptsächlich strategische Gründe, da der Volkswagen-Konzern durch Porsche weiterhin in der Formel E vertreten ist. "Audi hat angekündigt, dass sie ein Auto für die LMDh bauen wollen. Sie gehören zur selben Familie wie Porsche, und da Porsche dort [in der Formel E] ist, verfolgen sie vielleicht die Strategie, dass Porsche das macht und Audi etwas anderes."
Allerdings ist die Formel E nicht die einzige Serie, auf die McLaren ein Auge geworfen hat. Auch ein Engagement in der Langstrecken-WM (WEC) zieht Brown weiterhin in Betracht. Allerdings nicht auf Kosten des Formel-1-Teams. "Wir behalten beide Serien im Blick, wollen aber sicherstellen, dass es unsere Anstrengungen in der Formel 1 nicht beeinträchtigt", sagt er.
Für einen Einstieg in die Formel E oder WEC müssten die gleichen Kriterien erfüllt sein, die McLaren vor dem Engagement in der IndyCar-Serie als Bedingung formuliert hatte. "Glauben wir, dass wir erfolgreich sein können? Ist es kommerziell und finanziell nachhaltig? Passt es zu unserer Marke? Wenn beide Serien all diese Kriterien erfüllen, ist es einer Frage der zeitlichen Perspektive, ob wir die eine oder die andere machen", so Brown.