Mobilität in Deutschland: Unternehmen spielen eine Schlüsselrolle
Der Verkehrssektor ist für rund 20 Prozent der klimaschädlichen Treibhausgase verantwortlich. Eine Studie zeigt jetzt: Bei der Dekarbonisierung des Verkehrs spielen vor allem Unternehmen eine Schlüsselrolle.
03.09.2023 • 09:08 Uhr
Die Mobilität ist in Deutschland nicht klimaschonend genug. Mehr noch: Der Verkehrssektor ist für rund 20 Prozent der klimaschädlichen Treibhausgase verantwortlich. 98 Prozent davon produziert der motorisierte Straßenverkehr.
Die höchsten Anteile haben dabei Personenkraftwagen (Pkw) sowie leichte und schwere Nutzfahrzeuge (Nfz) mit zuletzt 61 Prozent beziehungsweise 38 Prozent.
Interessant dabei: Im Pkw-Bereich gingen die Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 um fast ein Viertel zurück (-23 Prozent). Bei den Nutzfahrzeugen stiegen die Emissionen im gleichen Zeitraum hingegen an, um rund 45 Prozent.
Klimawandel: Das Ziel des Bundes-Klimaschutzgesetzes
Da das Bundes-Klimaschutzgesetz festlegt, dass die gesamten Treibhausgasemissionen bis 2030 um 65 Prozent und bis 2040 um 88 Prozent sinken müssen (jeweils im Vergleich zum Jahr 1990), muss vor allem im Verkehrssektor viel passieren. Denn im Jahr 2022 emittierte der Verkehrssektor 148 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente. Die Emissionen liegen damit seit Jahren auf einem nahezu konstant hohen Niveau, der relative Anteil des Verkehrs an Deutschlands Gesamtemissionen ist entsprechend sogar ansteigend.
Konkret müssen in den nächsten acht Jahren rund 8 Tonnen CO₂ pro Jahr eingespart werden. Da es in den letzten 32 Jahren 0,5 Tonnen CO₂ pro Jahr waren, die eingespart wurden, müssen es nun somit fast 16-mal so viel sein wie bisher.
Allerdings ist vor allem im privaten Sektor noch viel Luft nach oben, wie eine Studie der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zeigt. Demnach setzen vor allem deutsche Unternehmen in der Ausstattung ihrer Fuhrparks verstärkt auf Elektroautos.
Rund jeder siebte Firmenwagen ist entweder ein E-Auto oder ein Hybrid-Pkw, hat das Klimabarometer der Förderbank ermittelt. Unter privaten Haltern betrage die Quote lediglich 2,3 Prozent, heißt es.
Mobilität: E-Autos bei Nutzfahrzeugen nur mit Nebenrolle
„Bei der Dekarbonisierung des Verkehrs spielen die Unternehmen eine Schlüsselrolle", sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib zu den Ergebnissen der Studie. Während die Entwicklung bei Firmenwagen in die richtige Richtung weise, spielten E-Autos im Bereich der Nutzfahrzeuge bisher „nur eine Nebenrolle".
Was könnten die möglichen Gründe sein? Köhler-Geib nannte hohe Anschaffungskosten und die kaum vorhandene Infrastruktur für Hochleistungs-Ladestationen für den schweren Straßengüterverkehr.
Mehr als zwei Drittel aller neuzugelassenen PKWs in Deutschland werden laut der Studie von gewerblichen Haltern übernommen. Elektro- und Hybridfahrzeuge sind dabei vor allem im Dienstleistungssektor am häufigsten vertreten. In Branchen wie Bau, Verkehr und Lagerwesen liegen die Anteile bisher noch unter dem Durchschnitt von 15 Prozent. Die KfW sieht hier Potenzial zur Verbesserung, insbesondere weil Unternehmen im Transport- und Logistikbereich in der Regel über große Flotten von PKWs und Lastwagen verfügen und diese intensiv nutzen.
Mobilität: Kostenfrage ein entscheidender Faktor
Laut Köhler-Geib von der KfW ist der entscheidende Faktor bei der Wahl zwischen Elektroautos und konventionellen Autos die Kostenfrage.
„Unternehmen ziehen die Anschaffung eines energieeffizienten und klimafreundlichen Fahrzeuges in Betracht, wenn dessen Wirtschaftlichkeit gegenüber anderen Antriebsarten langfristig gegeben ist", sagte die Ökonomin. Von der Politik erwarte sie sich deshalb „entsprechende Anreize" für Unternehmen.