Lexikon zur Elektromobilität: M wie Motorsport

Das Thema Elektromobilität wird in Deutschland immer wichtiger. GoinGreen erklärt Euch wichtige Bereiche in einem E-Lexikon. Diesmal: M wie Motorsport.

29.04.2022 • 09:43 Uhr

Lexikon zur Elektromobilität: M wie Motorsport

München - Elektromobilität erlebt nicht nur auf den Straßen einen Wandel, sondern auch im Motorsport. Dort stellen Hersteller ihre Expertise im direkten Wettbewerb unter Beweis und können wichtige Erfahrungen für die weitere Entwicklung sammeln.


GoinGreen erklärt Euch wichtige Bereiche in einem E-Lexikon. Diesmal: M wie Motorsport. Dabei stellen wir Euch vor allem die beiden Rennserien Formel E und Extreme E näher vor.


Extreme E: (live auf ProSieben MAXX und ran.de)

Auto: Der Bolide der Extreme E hört auf den Namen "Odyssey 21" und ist ein SUV, also ein Geländewagen, der zu den extremen Bedingungen, unter denen die Rennserie fährt, passt. Das Basis-Fahrzeug wiegt 1.650 Kilogramm, ist 4,40 Meter lang, 2,30 Meter breit und 1,86 hoch. Das Auto wird von "Spark Racing Technology" aufgebaut, technische Entwicklungen sind stark eingegrenzt. Ein weiterer Vorteil eines Einheitsautos sind die Kosten, die im Rahmen gehalten werden können.

Batterie: Die Batterien werden von "Williams Advanced Engineering" hergestellt. Sie sind für extreme Umgebungen, Bedingungen und Gelände ausgelegt, wiegen 400 Kilogramm und werden mit einem auf die Extreme E zugeschnittenen Generator auf Basis von Wasserstoff aufgeladen.

Beschleunigung: Die "Odyssey 21" schafft es in 4,5 Sekunden von null auf 100 km/h.

Chassis: Es stammt wie in der Formel E von Spark Racing Technologies. Die Teams können an ausgewählten Teilen der Karosserie entwickeln. So sind zum Beispiel Modifikationen an der Motorhaube, der Front-, Seiten- und Heckverkleidung möglich, um die Optik der Autos näher an die Straßenversion heranzuführen.

Format: Die Extreme E will Motorsport-Fans mit einem innovativen Sportformat anlocken, einer Mischung aus Star Wars Pod Racing und Dakar Rallye. So werden alle Rennen der Extreme E, die sogenannten X-Prix, über zwei Runden und somit knapp 16 Kilometer Distanz gefahren. Fahrer und Fahrerin eines jeden Teams tauschen nach einer von zwei Runden den Platz am Steuer. Beim sogenannten "Hyperdrive" wird zusätzliche Leistung freigeschaltet, indem man an der ersten Sprungschanze möglichst weit springt. Grundsätzlich gibt es über zwei Tage Qualifikationsläufe, Halbfinals und ein Finale.

Höchstgeschwindigkeit: In Aktion erreicht das Auto Geschwindigkeiten von bis zu 200 km/h.

Klimaschutz: Fünf Rennen stehen für 2021 im Kalender: in einer Wüste (Al-'Ula, Saudi-Arabien), an der Ozeanküste (Retba-See, Senegal) und in der Arktis (Kangerlussuaq, Grönland). Für den Urwald (Santarem, Brasilien) und das Gebirge (Patagonien, Argentinien) werden wegen der Coronakrise aktuell Ersatzorte gesucht. An allen Orten soll auf die Umweltzerstörung und ihre katastrophalen Folgen aufmerksam gemacht werden. In Saudi-Arabien bildet sich immer mehr lebensfeindliche Wüste, im Senegal steigt der Meeresspiegel, in der Arktis schmelzen die Eiskappen. Zum einen reist die Extreme E per Schiff und nicht per Flugzeug. Und zum anderen soll ein Ausgleich geschaffen werden, und das durch konkrete Aktionen wie zum Beispiel durch das Pflanzen von Bäumen.

Leistung: Angetrieben wird der Extreme-E-Bolide von zwei Elektromotoren, er kommt auf eine Spitzenleistung von 400 Kilowatt beziehungsweise 544 PS.

Teilnehmer: Zehn Teams gehen an den Start, darunter die deutschen Teams Abt und Rosberg des früheren Formel-1-Weltmeisters Nico Rosberg. Ebenfalls am Start mit einem Team: Lewis Hamilton und Jenson Button. Besonderheit: Ein Pilot und eine Pilotin wechseln sich im Cockpit ab. So sind zum Beispiel DTM-Legende Mattias Ekström oder die Rallye-Legenden Carlos Sainz und Sebastien Loeb dabei. Für die deutschen Teams fahren zudem Jutta Kleinschmidt (Abt) und Molly Taylor (Rosberg).


Formel E: (live auf ProSieben und auf ran.de)

Auto: Das Rennauto in der Formel E wiegt rund 900 Kilogramm und ist ein sogenannter Monoposto und ähnelt einem Auto aus der Formel 1. Es ist 5,16 Meter lang, 1,77 Meter breit und 1,05 Meter hoch. Zum Vergleich: Ein aktuelles Formel-1-Auto wiegt mindestens 728 Kilogramm, ist zwei Meter breit und 0,96 Meter hoch.

Beschleunigung: Die sogenannten "Gen2"-Autos der Formel E beschleunigen von 0 auf 100 km/h in 2,8 Sekunden.

Batterie: Sie ist ein Einheitsbauteil, entwickelt und gebaut von McLaren Applied Technologies, Sony und Lucid Motors. Das Aggregat speichert insgesamt 54 kWh Energie und wiegt ungefähr 385 Kilogramm.

Chassis: In der Formel E kommt ein Einheitschassis von Spark zum Einsatz.

Format: In der Formel E ist der Ablauf eines Rennwochenendes kompakt, aber relativ klassisch gehalten. Neben zwei freien Trainings und einem Qualifying gibt es noch den Kampf um die Super-Pole und das 45-minütige Rennen. Bei der Zeitenjagd wird wie gehabt die Startaufstellung ermittelt. In der Regel sind Formel-E-Events Ein-Tages-Veranstaltungen.

Höchstgeschwindigkeit: Formel-E-Autos der Gen2-Ära können bis zu 240 km/h schnell werden.

Klimaschutz: Auch die Formel E hat sich den Klimaschutz auf die Fahnen geschrieben. "Nachhaltigkeit ist fest in unserer DNA verankert. Aus diesem Grund strebt die ABB FIA Formula E World Championship danach, Technologien von der Rennstrecke auf die Straße zu holen und zum Einsatz gegen den Klimawandel zu inspirieren", heißt es auf der Webseite. Das Nachhaltigkeitsprogramm besteht aus den drei Säulen "Veranstaltungen", "Städte" und "Luft". Die Nachhaltigkeitsstrategie leitet das Handeln sowie die Maßnahmen, die durch die Serie ergriffen werden, um sicherzustellen, dass die Veranstaltungen tatsächlich so nachhaltig wie möglich sind.

Leistung: In den Rennen stehen maximal 270 PS (200 kW) zur Verfügung, im Qualifying-Modus gibt es bis zu 335 PS (250 kW).

Teilnehmer: Zwölf Teams sind in der Saison 2021 mit insgesamt 24 Autos am Start, darunter die vier deutschen Hersteller Audi, BMW, Mercedes und Porsche. Auch bei den Fahrern gibt es ein deutsches Quartett: Pascal Wehrlein und Andre Lotterer fahren für Porsche, Rene Rast für Audi und Maximilian Günther für BMW.


Weitere Elektro-Rennserien

Die Formel E hat ihre erste Saison ab September 2014 ausgetragen, ist also noch relativ jung und ein Pionier des elektrischen Motorsports. Die Extreme E zieht seit April 2021 nach, und neben den Serien gibt es noch weitere, die kurz vor dem Start stehen oder in Planung sind.

So soll im Sommer 2021 die Pure ETCR loslegen, die erste rein elektrische Tourenwagenserie. Vier Hersteller sind dabei: Cupra, Alfa Romeo, Hyundai und MG. Gefahren werden soll in Vallelunga (Italien), Zolder (Belgien), Aragon (Spanien), Kopenhagen (Dänemark) und in Inje in Südkorea.

In Planung ist die DTM Electric. Beim letztjährigen Saisonfinale wurde der von Schaeffler entwickelte Prototyp vorgestellt. Der Bolide leistet mit 880 kW knapp 1.200 PS, und damit nahezu doppelt so viel wie die letztjährigen DTM-Fahrzeuge (über 450 kW). Die Beschleunigung von 0 bis 100 km/h erfolgt in 2,4 Sekunden und ist damit circa 0,4 Sekunden schneller als die des BMW M4 DTM. 2021 sind an zwei Rennwochenenden Power Runs geplant, der Startschuss als Rahmenserie ist für 2023 vorgesehen.

Auch für 2023 geplant: Die Hyraze-League, ein neuer Motorsport-Wettbewerb mit Wasserstoff-Rennfahrzeugen. Unter der Federführung von HWA sind zudem der ADAC, der DMSB, die DEKRA und Schaeffler an Bord. Die Rennen werden mit 800 PS starken Autos ausgetragen.

Ebenfalls in Planung: SuperCharge, eine Rennserie, die Rennen mit 500 kW (670 PS) starken Elektro-Autos auf Crossover-Basis (SUV-Unterklasse) auf speziell präparierten Stadtkursen austragen will. Acht Rennen sind vorgesehen, drei davon in Europa. Losgehen soll es 2022.


Bildquelle: imago images/Motorsport Images