Klimaschutz ist der effektivste Gesundheitsschutz

Das Robert Koch-Institut (RKI) hat vor möglichen Folgen des Klimawandels in den kommenden Jahrzehnten in Deutschland gewarnt. Die klare Ansage: „Wir stehen vor einer wirklich großen Herausforderung, auch für unser Gesundheitssystem.“

28.06.2023 • 08:13 Uhr

Klimaschutz ist der effektivste Gesundheitsschutz

Die Aussichten sind keine schönen. Denn die möglichen Folgen des Klimawandels in den kommenden Jahrzehnten in Deutschland sind heftig, wie das Robert Koch-Institut (RKI) in einem jüngst veröffentlichten Sachstandsbericht betonte.

Dazu gehören Hitzetote, neue Infektionskrankheiten oder aber eine erhöhte Allergiebelastung. Möglich sind durch die globale Erwärmung auch mehr Antibiotikaresistenzen, Lungenerkrankungen als Folge steigender Feinstaubbelastung und Hautkrebs durch erhöhte UV-Strahlung.

Klimaschutz: Interdisziplinäre Zusammenarbeit erforderlich

„Wir stehen vor einer wirklich großen Herausforderung, auch für unser Gesundheitssystem", sagt Mitautorin Elke Hertig.
Hertig, Inhaberin der Professur Regionaler Klimawandel und Gesundheit an der Universität Augsburg, mahnt dabei eine interdisziplinäre Zusammenarbeit an: „Die wissenschaftliche Evidenz ist klar, und wir müssen jetzt ins Handeln kommen. Das wird nur gehen, wenn wir sektorübergreifend zusammenarbeiten."

Wie das RKI mitteilt, verursachten Hitzewellen allein im vergangenen Jahr etwa 4.500 Todesfälle in Deutschland. Je nachdem, wie der Klimawandel fortschreitet, könnte es zum Ende des Jahrhunderts bis zu vier oder sogar sechs Hitzewellen pro Jahr geben. Momentan sind es in Deutschland zwei bis drei Hitzewellen.

Ebenfalls besorgniserregend: Es könnten neue klimasensitive Krankheitserreger ins Land kommen. „Man muss das Thema der klimasensitiven Infektionserreger stärker im Fokus haben. Das betrifft die gesamte Gesellschaft. Das betrifft jeden Bürger und jede Bürgerin, das betrifft die Ärzteschaft, das betrifft aber insbesondere auch zuständige Behörden und Institute, die entsprechende Maßnahmen ergreifen können“, sagte Prof. Klaus Stark, Leiter des Fachgebiets Gastroenterologische Infektionen, Zoonosen und tropische Infektionen am RKI.

In dem RKI-Bericht wird zudem vor einem Anstieg bakterieller Resistenzen und der Vermehrung von Vibrionen im Wasser gewarnt. Wenn sie über Wunden in die Haut eindringen, kann das bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem zu schweren Infektionen führen. Außerdem können sich Mücken oder Zecken, die Viren übertragen können, stärker verbreiten und dadurch neue Arten heimisch werden. Ein Beispiel ist die Asiatische Tigermücke, die Krankheiten wie das Dengue-Virus, das Chikungunya-Virus und das Zika-Virus übertragen kann.tigermuecke.jpg

Klimawandel: Die Bevölkerung muss sich schützen

Insgesamt wird in dem Bericht, dem ersten von drei Teilen, die im „Journal of Health Monitoring" publiziert werden, betont, dass die Bevölkerung auf den Klimawandel reagieren und sich schützen muss, beispielsweise durch Impfungen. Außerdem wird einmal mehr gewarnt, dass der Kampf gegen die globale Erwärmung weiter fortgeführt werden muss, um die Folgen zu begrenzen. Ein Fazit lautet deshalb: „Der Klimawandel gewinnt auch in Deutschland für die Gesundheit der Menschen zunehmend an Bedeutung. Prognosen sagen signifikante gesundheitliche Risiken voraus." Deshalb betont Hartig: „Klimaschutz ist der effektivste Gesundheitsschutz“.

Quelle: https://www.rki.de/DE/Content/Service/Presse/Pressemitteilungen/2023/06_2023.html