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Greenwashing-Skandale – so gaukeln uns große Unternehmen Nachhaltigkeit vor

In Zeiten, in denen das Thema Nachhaltigkeit immer mehr Menschen am Herzen liegt, lohnt es sich für Unternehmen, sich um ein „grüneres“ Image zu bemühen. Statt sich ernsthaft mit handfesten Umweltschutzmaßnahmen auseinander zu setzen, greifen viele Konzerne jedoch lieber zu leeren Versprechen und pseudo-nachhaltigen PR-Aktionen.

19.01.2022 • 10:06 Uhr

Greenwashing-Skandale – so gaukeln uns große Unternehmen Nachhaltigkeit vor

Was ist Greenwashing?

“Greenwashing“ (dt. Grünwaschen) bezeichnet die gezielte Verbreitung von Desinformationen, die den Akteuren ein Image ökologischer Verantwortung verschaffen soll. Dabei geht es dem Unternehmen nicht immer direkt um die Steigerung der Umsätze. Oft sollen Entscheidungsträger wie Journalisten, Politiker und kritische Verbraucher durch die „Greenwash-Kampagnen“ vom jeweiligen Konzern überzeugt werden.

Um potenziellen Partnern und Verbrauchern ein positiv verzerrtes Bild zu vermitteln, ohne explizit zu lügen (und sich so eventuell sogar strafbar zu machen) setzen Unternehmen auf verschiedene Strategien: Werbekampagnen, die Gründung von Scheininitiativen oder Alibi-Zusammenarbeiten mit Umweltorganisationen sind besonders beliebt. Der öffentliche Auftritt ist häufig gespickt mit Öko-Begriffen wie „100% natürlich“, „aus umweltschonendem/ kontrolliertem Anbau“ oder „aus alternativer Haltung“, die nichts über die tatsächliche Ökobilanz eines Produktes aussagen.

Dieselgate – Abgasskandal bei Volkswagen

Hübsch formulierte Nachhaltigkeitsversprechen kommen einigen Unternehmenschefs heutzutage locker von den Lippen. Doch spätestens nach dem Dieselgate“, dem VW-Abgasskandal, ist klar: allzu oft handelt es sich dabei vor allem um Betrug am Verbraucher.

Nicht ohne Grund wird das Phänomen der bewussten Täuschung von Konsumenten durch pseudo-nachhaltiges Marketing zuerst dem Wolfsburger Autohersteller zugeordnet: 2008 stellten Volkswagen-Entwickler eine Mogel-Software her, die Emissionswerte von Dieselmotoren manipulierte, um diese umweltfreundlicher erscheinen zu lassen. In mehr als 11 Millionen Motoren wurde das Manipulationsprogramm verbaut – bis der Betrug aufflog. Der Skandal schlug weltweit riesige Wellen – so große, dass Greenwashing heute noch gelegentlich als „Volkswagening“ bezeichnet wird.

Umso turbulenter liest sich deshalb auch der Nachhaltigkeitsbericht des VW-Konzerns. Dieser verspricht „verantwortliches Handeln", das „seit jeher Teil der Unternehmenskultur" gewesen sei.

Apple wirbt mit „umweltfreundlichem“ iPhone 12

2020 bewarb das US-amerikanische Unternehmen Apple das neue iPhone 12 mit dem Versprechen, dieses sei „so nachhaltig wie nie zuvor“. Der Grund: während das Smartphone bisher stets mit Ladekabel und Kopfhörern geliefert wurde, seien diese Produkte nun nicht mehr im Lieferumfang enthalten. Auf diesem Wege könne Müll vermieden, CO2 bei der Produktion gespart und Kunden dazu angeregt werden, bereits vorhandene Geräte länger zu nutzen. Da kleinere Verpackungen nötig sind, werde außerdem der Transport nachhaltiger.

Der Zweck der Strategie, die möglicherweise tatsächlich einen nachhaltigen Effekt hat, ist jedoch ein anderer. Zwar reduziert Apple den Lieferumfang für das neue iPhone – nicht jedoch den Preis. Gleichzeitig spart das Unternehmen durch die kleineren Verpackungen ordentlich an Transportkosten. Das Öko-Argument dient also im Wesentlichen der Vergrößerung der Gewinnspanne des Unternehmens. Für Kunden und Kundinnen, die doch neue Kopfhörer oder ein Ladegerat benötigen „sind diese separat erhältlich“, wie der Hersteller beim Kauf des neuen Smartphones vorsorglich dazuschreibt.

Amazon spendet fürs Klima und zerstört weiter den Planeten

Die schlechte Umweltbilanz des Amazon-Konzerns ist kein Geheimnis: nicht nur, dass das Unternehmen täglich Millionen Bestellungen um die ganze Welt transportiert und so Unmengen an CO2 erzeugt. Der Online-Versandhändler unterstützt außerdem die umweltschädliche Gas- und Öl-Industrie und ist dafür bekannt, retournierte Ware lieber wegzuschmeißen, anstatt sie neu zu verpacken. Doch wozu die alles andere als nachhaltigen Strukturen des Konzerns angehen, wenn man das Unternehmensimage auch mit einer einfachen Geldspende grüner gestalten kann. Im Februar 2020 kündigte Amazon-Gründer Jeff Bezos an, zehn Milliarden Dollar seines Privatvermögens für den Kampf gegen die Klimakrise spenden zu wollen. Als erste Einzelperson, deren Nettovermögen die 200-Milliarden-Dollar-Marke knackte, kann der zweitreichste Mensch der Welt diesen Betrag allerdings als Werbeausgabe verbuchen.

Quellen

https://umweltmission.de/wissen/greenwashing/

https://neuezeit.at/greenwashing-beispiele/

https://www.zeit.de/kultur/2015-10/vw-skandal-volkswagening-marketing-kiyaks-deutschstunde?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.bing.com%2F

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