Emissionshandel 2022: Einnahmen toppen bisheriges Rekordergebnis

Deutschland konnte 2022 über 13 Milliarden Euro mit dem Verkauf von Kohlendioxid-Verschmutzungsrechten einnehmen. Eine Rekordsumme, die in den Kampf gegen den Klimawandel gesteckt wird.

05.01.2023 • 11:56 Uhr

Emissionshandel 2022: Einnahmen toppen bisheriges Rekordergebnis

Der Emissionshandel hat Deutschland 2022 eine Rekordsumme eingebracht. Durch den Verkauf von Kohlendioxid-Verschmutzungsrechten in Europa nahm Deutschland über 6,8 Milliarden Euro ein, die Erlöse aus dem nationalen Emissionshandelssystem für Wärme und Verkehr betrugen rund 6,4 Milliarden Euro. Beides zusammen ergab Gesamteinnahmen für den Bund, die mit über 13 Milliarden Euro knapp oberhalb der Rekordwerte aus dem Vorjahr (12,5 Milliarden Euro in 2021) lagen. Das teilte das Umweltbundesamt (UBA) mit.

Zur Erklärung: Der Europäische Emissionshandel (EU-ETS) umfasst die Treibhausgasemissionen aus Kraftwerken, großen Industrieanlagen und des innereuropäischen Luftverkehrs.

Klimawandel: Die Menge der verfügbaren Emissionsberechtigungen wird jährlich gesenkt

Die gute Nachricht dabei: Die Menge der verfügbaren Emissionsberechtigungen wird jährlich gesenkt, um die Emissionen auf dem Weg zur Treibhausgasneutralität schrittweise immer stärker zu begrenzen. 2022 wurden deutlich weniger Emissionsberechtigungen als im Vorjahr versteigert (rund 85 Millionen statt 101 Millionen). Gleichzeitig stieg der Preis der Emissionsberechtigungen mit 80,32 Euro deutlich an (2021: 52,50 Euro).

Die Einnahmen fließen vollständig in den ⁠Klima⁠- und Transformationsfonds (KTF). Daraus werden aktuell Programme wie die Bundesförderung im Gebäudebereich, die Weiterentwicklung der Elektromobilität inklusive des Ausbaus der Ladeinfrastruktur, der Aufbau der Wasserstoffindustrie oder die Förderung der Energieeffizienz gefördert.

Auch die Abschaffung der EEG-Umlage wird aus dem KTF finanziert, das hat im vergangenen Jahr zu einer Entlastung bei den Stromkosten beigetragen.

Klimawandel: Jede emittierte Tonne CO₂ wird mit einem Preisschild versehen

„Die CO₂-Bepreisung über den Emissionshandel ist ein entscheidender Hebel, um die Klimaziele zu erreichen. Jede emittierte Tonne CO₂ wird mit einem Preisschild versehen und setzt damit maßgebliche Impulse für den klimaschonenden Umbau unserer Gesellschaft“, sagte Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamts (⁠UBA⁠).

Entscheidend sei, dass die Einnahmen aus der CO₂-Bepreisung für eine aktive sozial- und wirtschaftspolitische Flankierung der gesamtgesellschaftlichen Transformationsprozesse genutzt werden könnten, so Messner: „Ambitionierter ⁠Klimaschutz⁠, Sozialverträglichkeit und wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit stehen in keinem Widerspruch zueinander, sondern werden durch den Emissionshandel in Einklang gebracht.“flughafen.jpg

„Die starken Preissteigerungen sind maßgeblich auf den im vergangenen Jahr intensivierten europäischen Reformprozess zur Anhebung des Ambitionsniveaus im EU-ETS für den Zeitraum bis 2030 zurückzuführen. Die Marktteilnehmer haben erkannt, dass die politischen Rahmenbedingungen auf mehr Klimaschutz ausgerichtet werden. Das setzt die erforderlichen ökonomischen Anreize für Investitionen in klimaschonende Technologien und Produktionsweisen. Die Preisentwicklung des vergangenen Jahres kann damit auch als Vertrauensbekenntnis der Marktakteure in die Reformfähigkeit der europäischen Klimapolitik gewertet werden“, unterstreicht Jürgen Landgrebe, Leiter des Fachbereichs „Klimaschutz, Energie, Deutsche Emissionshandelsstelle“ im Umweltbundesamt.

Klimawandel: Weniger nationale Verkäufe

2021 startete in Deutschland neben dem Europäischen Emissionshandel zudem das nationale Emissionshandelssystem (nEHS) für Wärme und Verkehr. Das Ziel: Der klimaschädliche CO₂-Ausstoß in diesen Bereichen soll stärker sinken. Das Ergebnis 2022: Insgesamt wurden deutlich weniger Zertifikate als im Vorjahr veräußert, was trotz gestiegener Festpreise zu geringeren Einnahmen führte.

Der spürbare Rückgang bei den verkauften Zertifikaten im nEHS sei aber leider nicht auf sinkende Emissionen im Verkehrs- und Gebäudebereich zurückzuführen, sagte Landgrebe. Ursächlich sei der Beschluss des Gesetzgebers, die ursprünglich für 2023 vorgesehene CO₂-Preissteigerung auf 35 Euro um ein Jahr zu verschieben. „Damit kosten Zertifikate in den Jahren 2022 und 2023 einheitlich 30 Euro. Einige Unternehmen haben den Erwerb ihrer Zertifikate daher nach 2023 verschoben. Die 2022er Emissionen können nämlich auch mit Zertifikaten des Jahres 2023 abgegolten werden“, erläutert Landgrebe.