Elektroautos
Studie

Elektroautos: Der Zugang muss erleichtert werden

Ein neuer Bericht des International Council on Clean Transportation (ICCT), unterstützt von der Stiftung Mercator, untersucht die Entwicklung des Marktes für Elektroautos unter Berücksichtigung sozialer Aspekte und bietet politische Handlungsempfehlungen.

15.12.2023 • 13:38 Uhr

Elektroautos: Der Zugang muss erleichtert werden

Elektrofahrzeuge (EVs) erlangen zunehmend Popularität und machen mittlerweile 18 Prozent der Neuzulassungen aus, was auf eine steigende Akzeptanz in verschiedenen gesellschaftlichen Schichten hindeutet. Früher wurden Elektroautos hauptsächlich von finanziell gut gestellten Pionieren gekauft.

Um die Klimaziele im Verkehrsbereich zu erreichen, ist es laut dem ICCT-Bericht entscheidend, auch Menschen mit geringerem Einkommen den Zugang zu Elektrofahrzeugen zu erleichtern. Dieser Bericht konzentriert sich insbesondere auf die sozialen Herausforderungen und Chancen, die sich auf dem deutschen Markt für Elektrofahrzeuge ergeben.

„Unsere Analysen zeigen, dass die Umstellung auf batterieelektrische Autos in Deutschland mehr und mehr gesellschaftliche Akzeptanz erfährt. Allerdings bestehen mit Blick auf die Teilhabe sämtlicher gesellschaftlicher Gruppen noch erhebliche Hürden, die die Marktdurchdringung behindern. So ist zum Beispiel die Ladeinfrastruktur geografisch nicht gleichmäßig verteilt, und die hohen Anfangsinvestitionen bremsen die Marktteilnahme von Menschen mit geringerem Einkommen", sagt Dr. Peter Mock, Geschäftsführer des ICCT in Europa.

„Nur wenn alle gesellschaftlichen Gruppen an der Elektromobilität teilhaben können, wird die Antriebswende gelingen", erklärt Dr. Lars Grotewold, Leiter des Bereichs Klimaschutz der Stiftung Mercator. „Kosten und Chancen müssen sozial wie geografisch gerecht verteilt werden." Ansonsten drohten breite Bevölkerungsgruppen beim Hochlauf der Elektromobilität systematisch abgehängt zu werden. Die Emissionen des Verkehrs ließen sich dann nicht so schnell wie erforderlich verringern. Zugleich würde der notwendige gesellschaftliche Rückhalt für diesen wichtigen Umbau schwinden. "Der von der Stiftung Mercator geförderte Monitor zur Elektromobilität und sozialer Teilhabe soll daher Lösungen aufzeigen, wie möglichst viele Menschen Zugänge zu elektrifizierten Fahrzeugen, einer leistungsfähigen Ladeinfrastuktur und Informationen über Förder- und Unterstützungsprogramme bekommen können - und zwar unabhängig von Einkommen oder Wohnort."

Hier sind die zentralen Erkenntnisse des ICCT-Monitors zur Elektroautoentwicklung:

Zwischen Januar und Oktober 2023 erreichten Elektroautos einen Marktanteil von 18 Prozent an den Neuzulassungen, was auf eine zunehmende Marktakzeptanz der Verbraucher hinweist.

Die Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen verteilen sich regional unterschiedlich. Im Jahr 2022 waren die fünf Regionen mit den höchsten Anteilen an Elektroautos in den Neuzulassungen vor allem im Norden, Westen und Süden Deutschlands zu finden.

Von Januar 2021 bis Dezember 2022 hat sich die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge fast verdoppelt. Die Anzahl der Standardladepunkte stieg von 36.000 auf 70.000, die der Schnellladepunkte von 7.000 auf fast 15.000. Allerdings konzentrieren sich diese vorwiegend auf urbane Gebiete und sind regional ungleich verteilt.

Ein weißer VW ID.3 steht an einer Ladesäule.

Im Vergleich zwischen gewerblichen und privaten Autokäufen fällt auf, dass gewerbliche Käufer, die zwei Drittel der Pkw-Neuzulassungen ausmachen, sich 2022 nur bei 14 Prozent der Neuwagen für ein Elektroauto entschieden, während es bei privaten Käufern fast 25 Prozent waren.

Beim Vergleich der Gesamtkosten zwischen zwei vergleichbaren Elektro- und Benzinmodellen im Kompakt- und Kleinwagensegment über vier Jahre, zeigt sich im Kompaktwagensegment ein klarer Vorteil von 12.300 Euro für das Elektroauto unter Einbeziehung der Kaufprämien von Staat und Herstellern; im Kleinwagensegment liegt der Vorteil bei 1.100 Euro.

Elektroautos: Gebrauchtwagenmarkt entscheidend

„Für wirtschaftlich schwächere Gruppen ist der Gebrauchtwagenmarkt entscheidend, dessen Entwicklung unmittelbar vom heutigen Neuwagenmarkt abhängt. Da gewerbliche Akteure zwei Drittel der Neuwagen zulassen, sich aber im Vergleich zu Privatpersonen deutlich seltener für batterieelektrische Autos entscheiden, existiert hier ein Hebel: Wenn wir bei den gewerblichen Neuzulassungen einen höheren Elektroanteil erreichen, können wir die Marktdurchdringung im Neu- und mittelbar auch im Gebrauchtwagenmarkt beschleunigen. Damit können sich auch gesellschaftliche Gruppen, für die ein Neuwagenkauf aus wirtschaftlichen Gründen nicht in Frage kommt, schneller am Übergang von Verbrenner- zu Elektroautos beteiligen", sagt Dr. Sandra Wappelhorst, leitende Forscherin des ICCT Europa und Hauptautorin des Berichts.

Der Monitor ist Teil eines von der Stiftung Mercator geförderten ICCT-Projekts zum Thema Elektromobilität und soziale Teilhabe und eröffnet eine neue Reihe jährlicher Monitore zu verschiedenen Aspekten des Themas. Ziel ist es, bestehende Wissenslücken zu schließen, indem soziale, geografische und finanzielle Hürden untersucht werden, die einen schnelleren Umstieg von Verbrenner- auf Elektroautos behindern.