Elektrisch in den Urlaub: Das solltest du beachten
Urlaub mit dem E-Auto geplant? Der ACV Automobil-Club Verkehr gibt wichtige Tipps für die sorgfältige Planung und Durchführung der elektromobilen Reise.
02.04.2024 • 07:58 Uhr
Das Autoreise-Phänomen ist ungebrochen populär: Mehr als die Hälfte der deutschen Urlaubsreisenden steuert das Ferienglück weiterhin mit dem eigenen Gefährt an, wobei jeder Zweite mindestens einmal jährlich den Grenzübertritt wagt. Im Zeichen der Zeit surft zudem eine wachsende Zahl auf der elektrischen Welle ins Ausland. Der ACV Automobil-Club Verkehr gibt wichtige Tipps für die sorgfältige Planung und Durchführung der elektromobilen Reise und beleuchtet, welche Stolpersteine dabei im Weg liegen könnten.
Vorsicht bei der Ladeinfrastruktur: Trotz eines stetigen Wachstums klafft in Europa noch immer eine Lücke in der Abdeckung. Ein Blick auf die Zahlen zu Beginn des Jahres 2024 offenbart, dass mehr als die Hälfte aller öffentlichen Ladepunkte in Europa auf nur drei Länder verteilt ist – Deutschland führt mit 120.000 Punkten, dicht gefolgt von Frankreich mit 119.000 und den Niederlanden an der Spitze mit 144.000. Ein Indiz dafür, dass bei Reisen mit dem Elektroauto ins europäische Ausland die Lademöglichkeiten wohlüberlegt sein wollen.
ACV Geschäftsführer Holger Küster: „Viele Autofahrerinnen und Autofahrer scheuen auch deshalb den Umstieg auf das Elektroauto, weil das Aufladen der Fahrzeuge in beliebten Urlaubsländern durch fehlende Infrastruktur erschwert wird. Im Hinblick auf die angestrebte Verkehrswende und den Hochlauf der Elektromobilität muss sich das schnell ändern. Mit dem Elektroauto zu verreisen, muss auch über die Landesgrenzen hinaus komfortabel und problemlos möglich sein."
In der Welt der Autoreisen hat der ACV mit seiner Tourenberatung für Mitglieder 2023 eine klare Tendenz festgestellt: Das Sehnsuchtsziel Nr. 1 für Deutschlands Grenzüberquerer ist Italien. Mit seinen 41.000 öffentlichen Ladestationen scheint das Land auf den ersten Blick gut gerüstet für den elektromobilen Reisenden. Doch der Teufel steckt im Detail – oder besser gesagt, in der geografischen Verteilung. Während der Norden Italiens eine dichte Ladeinfrastruktur aufweist, offenbart der Süden weitläufige elektrische Wüsten, die den Stromdurst der modernen Reisenden kaum stillen können.
Noch abenteuerlicher wird die Reise, wenn Kroatien auf dem Reiseplan steht – ein weiteres Juwel unter den Top 5 Destinationen, die bei der ACV Tourenberatung hoch im Kurs stehen. Elektrisch Reisende müssen hier Nerven wie Drahtseile beweisen, denn das Land verfügt über gerade einmal 1.000 öffentliche Ladepunkte. Das macht die Fahrt ins südosteuropäische Paradies fast zu einer Expedition, bei der jede Etappe sorgfältig geplant sein will.
Elektrisch in den Urlaub: Die Planung
Der Urlaub mit dem E-Auto bedarf aus diesem Grund aktuell noch einer guten Planung. Der ACV rät, folgende Punkte zu beachten:
- E-Autofahrerinnen und E-Autofahrer sollten sich schon im Vorfeld auf der Route passende Ladestationen - möglichst Schnelllader - heraussuchen.
- Am Zielort sollte eine gute Ladeinfrastruktur gegeben sein. Im Idealfall befinden sich Lademöglichkeiten direkt am Hotel oder an der Ferienwohnung.
- „Lade-Apps" zeigen nicht nur verfügbare Stationen, sondern auch aktuelle Preise an. Auch die ACV App informiert über Ladestationen in der Nähe - inklusive Ladeleistung, Öffnungszeiten und Steckertypen.
- Bei der Fahrzeugreichweite empfiehlt es sich, nicht nur auf die WLTP-Angabe zu vertrauen, sondern auch die eigenen Alltagserfahrungen zu berücksichtigen. Zuladung, Aufbauten wie Dachbox und Fahrradträger, Topografie und Wetterbedingungen können die Reichweite zusätzlich beeinflussen.
Elektrisch in den Urlaub: Bezahlen und Ladevorgang
Ab dem Frühjahr 2024 schaltet Europa einen Gang höher auf der Überholspur zur Elektromobilität: Ab dem 13. April tritt eine neue EU-Verordnung in Kraft, die AFIR (Alternative Fuel Infrastructure Regulation) genannt wird. Diese richtet sich an die Betreiber öffentlich zugänglicher Ladesäulen und bringt eine bedeutende Neuerung mit sich. Für alle neu installierten öffentlichen Ladepunkte mit einer Leistung von über 50 kW wird die Möglichkeit des Ad-hoc-Bezahlens mittels Debit- und Kreditkarten zur Pflicht. Damit zielt die EU auf eine nutzerfreundlichere Gestaltung der Ladeinfrastruktur ab, um das spontane Laden ohne vorherige Vertragsbindung oder spezielle Ladekarten zu vereinfachen.
ACV Geschäftsführer Holger Küster: «Eine Vereinheitlichung der Bezahlvorgänge an Ladestationen ist ein dringend notwendiger Schritt. Das Aufladen von Elektroautos muss flächendeckend und jederzeit mit gängigen Zahlungsmitteln möglich sein. Die Preise an den Ladesäulen müssen zudem transparent und vergleichbar sein." Aktuell werden die Kosten nämlich nicht immer pro Kilowatt Ladeleistung angezeigt. Bei einigen Anbietern erfolgt die Abrechnung pro Lademinute. Nach einer bestimmten Zeit wird zudem meistens eine Blockiergebühr erhoben.
Elektrisch in den Urlaub: Fahren und Reichweite
Wie bei den traditionellen Verbrennungsmotoren spielt auch bei Elektroautos der Fahrstil eine entscheidende Rolle für die Reichweite. Wer es schafft, das Strompedal sanft zu behandeln und das Tempo im Bereich zwischen 90 und 100 km/h hält, kann sich über maximale Distanzen freuen. Cleveres Fahren, das frühzeitiges Loslassen des Gaspedals und das Ausnutzen der Bremsenergierückgewinnung (Rekuperation) miteinschließt, zahlt sich ebenfalls aus.
Die meisten Stromer bringen einen Eco-Modus mit, der als wahrer Kilometersparer fungiert. Indem er die Leistung des Antriebs drosselt und auch die Klimatisierung sowie Heizung auf Sparflamme setzt, wird der Energiehunger des Autos auf ein Minimum reduziert.
Und dann wäre da noch die geschickte Strategie, den Innenraum vorab zu temperieren, während das Fahrzeug noch an der Ladesäule hängt. Diese Vorklimatisierung sorgt dafür, dass beim Start bereits eine angenehme Temperatur herrscht, ohne dass die Reichweite darunter leidet. Denn während der Fahrt muss weniger Energie für die Temperaturhaltung aufgebracht werden, was den Strom aus der Batterie schont und so für mehr Kilometer sorgt.
Elektrisch in den Urlaub: Pannenhilfe
Wenn das Elektroauto aufgrund einer Panne einmal liegen bleibt, sollte man es nicht auf eigene Faust abschleppen. „Wenn sich beim Abschleppvorgang eines E-Autos die Räder ohne aktive Fahrzeugelektronik drehen, kann durch die entstehenden Induktionsspannungen unkontrolliert Strom erzeugt werden. Dieser könnte den Antrieb des Fahrzeugs massiv schädigen," erklärt ACV Sprecher Philipp Mathey. Ein liegengebliebenes Elektroauto ist also immer ein Fall für den Pannendienst. Dementsprechend empfiehlt sich für Fahrerinnen und Fahrer von Elektroautos die Mitgliedschaft in einem Automobilclub wie dem ACV.
Die häufigste Pannenursache beim Elektroauto ist übrigens nicht der große Hochvoltakku, sondern die kleine 12-Volt-Batterie, die die Bordsysteme versorgt und bei längeren Standzeiten zur Selbstentladung neigt. Wenn ein Elektroauto nicht mehr startet, kann es grundsätzlich wie ein Verbrenner überbrückt werden - dabei sollten aber unbedingt die Hinweise in der Bedienungsanleitung beachtet werden.