Biogas durch Kompost: Chancen & Potenziale
Aus dem Abfall, den wir tagtäglich im Haushalt in den Biomüll werfen, kann Biogas hergestellt werden, das sich wiederum in grüne Energie umwandeln lässt. Die entsprechenden Biogasanlagen erzeugen momentan schon Ökostrom aus Biogas für rund neun Millionen Haushalte. Im Vergleich zu herkömmlichem Strom werden dadurch jedes Jahr 21 Millionen Tonnen CO2 eingespart. Wie Biogas durch Kompost entsteht und welche Chancen, Potenziale und Probleme damit verbunden sind, beleuchten wir in diesem Artikel.
29.11.2021 • 09:36 Uhr
Der Kreislauf des Biomülls: Von der eigenen Küche zum Biostrom
Wenn du daheim gewissenhaft den Müll trennst, hast du einen Mülleimer für Biomüll, in dem Eierschalen, Obst- und Gemüsereste und Überbleibsel von Fisch oder Fleisch landen. Diese organischen Abfälle kommen in die Biotonne, welche die Müllabfuhr regelmäßig vor der Haustür abholt. Anschließend wird der Biomüll zu einer Bioabfallbehandlungsanlage gebracht, wo er zunächst mal gefiltert wird, um sogenannte Störstoffe zu entfernen. Leider trennt nicht jeder den Müll gewissenhaft und so landen auch massenweise Plastik, Papier oder Metall im Biomüll, von denen dieser zunächst befreit werden muss. Ist dies geschehen, kommt der Biomüll in sogenannte Fermenter, das sind spezielle, luftdichte Behälter, in denen Bio-Gas gewonnen wird. Das Biogas entsteht im Rahmen eines mehrwöchigen Vergärungsprozesses bei Temperaturen von bis zu 50 Grad. In der Folge wird es in einer Gashaube aufgefangen und gelangt über Gasleitungen in ein Blockheizwerk, wo es in einem Verbrennungsmotor verbrannt wird. Bei dieser Verbrennung entsteht Bioenergie.
Ungenutztes Potenzial bei Kompost-Strom
Die Entstehung von Biostrom durch Biomüll ist ein natürlicher Kreislauf und Nachhaltigkeit in Perfektion. Doch laut dem Bundesumweltamt werden nur rund 20 Prozent des bei der Zersetzung des Biomülls entstehenden Biogases tatsächlich für die weitere Verwertung genutzt. Warum ist das so? Das Hauptproblem sind laut Umweltexperten die vielen Störstoffe, die im Biomüll landen. Es kostet die Anlagenbetreiber viel Geld in entsprechende Maschinen zu investieren, die diese Störstoffe filtern. Doch auch die reichen meist nicht aus: In der Regel ist eine händische Nachsortierung erforderlich, um den Biomüll von Fremdstoffen zu befreien und ihn bereit für die Weiterverwertung zu machen. Das zweite Problem ist, dass Entsorgungsdienstleistungen regelmäßig ausgeschrieben werden. Das heißt, die Betreiber der Entsorgungsanlagen müssen sich regelmäßig zunächst den Zuschlag sichern, um in einer bestimmten Gegend tätig sein zu können. Investiert ein Anlagenbetreiber in eine kostspielige Biogasanlage und bekommt er bei künftigen Ausschreibungen dann nicht den Entsorgungszuschlag, kann er die Kosten nicht decken und dicht machen. Dieses Risiko wollen viele Anlagenbetreiber natürlich gar nicht erst eingehen. Und der dritte Grund ist eine zu geringe Einspeisevergütung für aus Kompost gewonnenen Biostrom. Mit anderen Worten: Der Kompost-Strom bringt zu wenig Geld, um die Investitions- und Betriebskosten zu decken und darüber hinaus noch so viel Gewinn abzuwerfen, dass alle Beteiligten davon leben können.
Lösungen für die Probleme
Lösungen für die benannten Probleme können vorrangig nur vom Gesetzgeber kommen. Betreiber von Biogasanlagen benötigen mehr Sicherheiten und Anreize. Biogasanlagen können zwar im Rahmen des Programms zur Förderung erneuerbarer Energien durch die staatliche KfW-Bank über zinsgünstige Darlehen gefördert werden, aber das alleine reicht nicht aus. Obwohl sie einen hohen Nutzen in Sachen Klima- und Umweltschutz und Nachhaltigkeit bringen, werden sie bisher im Vergleich mit anderen erneuerbaren Energien von der Politik stiefmütterlich behandelt. Des Weiteren kann aber auch jeder von uns etwas tun, indem er seinen Müll gewissenhaft trennt. Dann kann aus Biomüll gewonnener Ökostrom hoffentlich bald sein volles Potential entfalten.
Quellen
https://www.wirfuerbio.de/so-wird-aus-deinem-bioabfall-wertvoller-kompost-und-gruene-energie/
https://www.energieverbraucher.de/de/news__1214/
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