African Climate Summit 23: Diese Ziele hat der Afrika-Klimagipfel

Der Klimagipfel in Kenia rückt den Kontinent Afrika und dessen Probleme, aber auch Möglichkeiten, in den Fokus. Dabei ist vor allem Kenia Vorbild in Sachen Energiewende. Ein „Klimachampion“, wie Bundeskanzler Olaf Scholz betont.

06.09.2023 • 08:17 Uhr

African Climate Summit 23: Diese Ziele hat der Afrika-Klimagipfel

In Nairobi wird in dieser Woche ein Stück Klima-Geschichte geschrieben: Denn zum ersten Mal wird ein Klimagipfel durchgeführt, der vorrangig den Fokus auf Afrika legt. Der Kontinent ist stark von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen, er trägt jedoch vergleichsweise wenig zur globalen Emission von klimaschädlichen Treibhausgasen bei.

Deshalb soll die internationale Finanzierung von Klimaschutzprojekten auf dem Kontinent in den Mittelpunkt gerückt werden. Daneben stehen die Erweiterung der erneuerbaren Energien und die Vielfalt der für die Energiewende bedeutsamen Bodenschätze auf der Agenda.

Afrikanische Staats- und Regierungschefs, Vertreter der Vereinten Nationen, internationaler Regierungen, der Privatwirtschaft und von Nichtregierungsorganisationen sowie insbesondere junge Klimaaktivisten treffen sich, um die Themen zu diskutieren. Vanessa Nakate aus Uganda, eine prominente Vertreterin der afrikanischen Fridays for Future-Bewegung, ist ebenfalls anwesend.

Die Botschaft, die von Nairobi ausgesandt werden soll, ist klar: Afrika ist entschlossen, die Herausforderungen auf dem Kontinent, einschließlich der durch den Klimawandel bedingten, eigenständig anzugehen.

Klimawandel: „Wenn die Apokalypse eintritt, wird sie uns alle treffen"

„Lange Zeit haben wir das Thema als Problem betrachtet. Es gibt aber auch immense Chancen", sagte der kenianische Präsident William Ruto am Montag über die Klimakrise. Dabei betonte er, dass es milliardenschwere wirtschaftliche Möglichkeiten gebe, er sprach von neuen Finanzstrukturen, Afrikas riesigem Mineralienreichtum und dem Ideal des gemeinsamen Wohlstands. „Wir sind nicht hier, um Missstände zu katalogisieren", sagte er. Gleichzeitig warnte er aber auch eindringlich: „Wenn die Apokalypse eintritt, wird sie uns alle treffen".

„Dies ist unsere Zeit", sagte Mithika Mwenda von der Panafrikanischen Allianz für Klimagerechtigkeit und betonte, dass die jährliche Klimahilfe für den Kontinent in Höhe von umgerechnet 15 Milliarden Euro nur einen Bruchteil dessen ausmache, was nötig sei, und zudem einen Bruchteil des Budgets einiger umweltverschmutzender Unternehmen.

„Wir müssen die zugesagten 100 Milliarden Dollar unverzüglich bereitstellen", sagte Simon Stiell, Exekutivsekretär des Klimasekretariats der Vereinten Nationen. Im Jahr 2020 wurden mehr als 83 Milliarden Dollar für die Klimafinanzierung für ärmere Länder bereitgestellt, was einem Anstieg von vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Dennoch bleibt dieser Betrag immer noch unterhalb der im Jahr 2009 zugesagten Summe von 100 Milliarden Dollar pro Jahr.

Klimawandel in Afrika deutlich zu spüren

Gleichzeitig ist der Klimawandel in Afrika deutlich zu spüren. Am Horn von Afrika erlebt die Region die schwerste Dürre seit 40 Jahren. In der Sahelzone, die sich vom Westen Senegals bis zum Osten Djiboutis erstreckt, leiden Millionen Menschen unter Nahrungsmittelknappheit. Extremwetterereignisse wie Wirbelstürme und Überschwemmungen treten immer häufiger auf. Tatsächlich hat die NGO Oxfam in einer Studie sieben von zehn identifizierten Klimakrisenherden in Afrika verortet. Dies verdeutlicht die dringende Notwendigkeit von Maßnahmen zur Bewältigung der Klimakrise auf dem Kontinent.

„Wir haben saubere, erneuerbare Energie im Überfluss und müssen diese unbedingt nutzen, um unseren künftigen Wohlstand zu sichern", sagte Mohamed Adow, Gründer von Power Shift Africa. „Aber um sie freizusetzen, braucht Afrika Finanzmittel von Ländern, die durch unser Leid reich geworden sind.“

Der Gipfel sei eine Chance für den Kontinent, „wichtige Lösungen aktiv selbst voranzutreiben“, sagte Kerstin Opfer, Expertin für Energiepolitik und Zivilgesellschaft in Afrika bei der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch, der Nachrichtenagentur dpa. „Wenn afrikanische Länder zeigen können, dass der Ausbau erneuerbarer Energien und gleichzeitiger wirtschaftlicher Fortschritt möglich sind, dann hätte das das Potenzial, andere Länder zum Nachziehen zu motivieren.“

Während des Gipfels werden Podiumsdiskussionen zu verschiedenen Themen stattfinden, darunter die Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen, die Erhöhung der internationalen Klimafinanzierung für den afrikanischen Kontinent, Investitionen in die Natur und die biologische Vielfalt sowie die Entwicklung von integrierten und lebenswerten afrikanischen Städten.

Klimawandel: Kenia als „echter Klimachampion“

Kenia bezieht beeindruckende 93 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Energien und zum Beispiel Einweg-Plastiktüten verboten. Bis 2030 will Kenia seine Energiewende abschließen. Beeindruckend ist, dass bereits heute mehr als drei Viertel der Energie in Kenia aus erneuerbaren Quellen stammt, und in den nächsten sieben Jahren soll dieser Anteil auf 100 Prozent erhöht werden. ruto.jpg

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat Kenia vor einigen Monaten als „echten Klimachampion" bezeichnet, was die Fortschritte des Landes bei der Nutzung erneuerbarer Energien und der Bekämpfung des Klimawandels unterstreicht.

Dennoch sieht sich das Land mit einigen Herausforderungen konfrontiert. Ein Beispiel ist die Abholzung von Bäumen, um Platz für die Schnellstraße zu schaffen, die einige Gipfelteilnehmer für die Anreise vom Flughafen nutzten. In einem Begrüßungsvideo rief Ruto, der auch Vorsitzender des Ausschusses der afrikanischen Regierungen für den Klimawandel ist, zum Umweltschutz und zur verstärkten Anpflanzung von Bäumen auf.

Während Kenia in kleinen Elektroautos wie dem von Ruto zu Veranstaltungen fährt, besteht der Verkehr im Land oft aus schlecht gewarteten Bussen und rauchenden Lieferwagen. Darüber hinaus haben fast 600 Millionen Afrikaner keinen Zugang zu Elektrizität, obwohl das Potenzial für Solarenergie und andere erneuerbare Energien auf dem Kontinent enorm ist. „Wenn ein Land eine Konferenz abhält wie wir, sollten wir mit gutem Beispiel vorangehen", sagte Isaac Kalua, ein lokaler Umweltschützer.