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Was macht ein gutes Pedelec aus?

Wer sich überlegt, ein Pedelec zu kaufen, sieht sich (insbesondere als Einsteiger) vielen offenen Fragen ausgesetzt, deren Antworten nicht unbedingt offensichtlich sind. Insbesondere im Zuge der massiven Preisspanne stellt sich schnell die Frage, auf was bei einem guten E-Bike beziehungsweise Pedelec zu achten ist. So können die Preise mittlerweile von rund 500 Euro bis deutlich über 2.000 Euro und mehr gehen. Das impliziert natürlich erhebliche Unterschiede in der Ausstattung. Doch was davon ist qualitativ wesentlich? Und was optional? Diesen und weiteren Fragen gehen wir im folgenden Ratgeber auf den Grund.

16.04.2021 • 11:59 Uhr

Was macht ein gutes Pedelec aus?

Pedelec vs. E-Bike – Was ist der Unterschied?

Häufig werden die Begriffe „Pedelec“ und „E-Bike“ synonym verwendet. Das ist jedoch nur im eingeschränkten Sinne korrekt. Denn bei einem Pedelec handelt es sich um ein elektrisches Fahrrad. Also ein Fahrrad, bei dem ein Motor unterstützend wirkt. Sobald du in die Pedale trittst, schaltet sich der Motor zu und unterstützt deine Bemühungen – bis zu einem gewissen Punkt. Doch abseits einer möglich Schieb- oder Anfahrhilfe (bis 6 km/h) wird der Motor das Pedelec niemals allein aus eigener Kraft antreiben.

Diese Konstellation erklären auch, warum Pedelecs vom Gesetzgeber als Fahrräder eingeordnet werden – zumindest sofern gewisse Leistungsdaten und Geschwindigkeiten nicht motorisiert überschritten werden können. Der Begriff „E-Bike“ ist hingegen ein Oberbegriff, der Elektrofahrräder allgemein beschreibt. Insofern ist es auch nicht zwingend falsch, von einem Pedelec als „E-Bike“ zu sprechen – es ist nur sehr unpräzise. Daher auch die begriffliche Verwirrung, die man durchaus auch in vielen Publikationen zum Thema finden kann.

Bis wann gilt ein Pedelec gesetzlich als Fahrrad?

Bei einem Pedelec unterstützt der Motor die Bemühungen des Radfahrers. Jedoch wird diese Unterstützung sukzessive gedrosselt, je schneller das Pedelec unterwegs ist. Sprich: Je schneller das Pedelec fährt, desto weniger Anteil hat der Motor am Antrieb. Ist eine vordefinierte „Maximalgeschwindigkeit“ erreicht, hat der Motor schließlich gar keinen Anteil mehr an der Kraftübertragung. Technisch gesehen kannst du dann zwar immer noch schneller fahren, bist dann aber de facto auf einem sehr schweren Fahrrad unterwegs.

Wenn du vorhast, ein Pedelec auch wie ein Fahrrad zu nutzen, solltest du darauf achten, dass gewisse Leistungsparameter nicht überschritten werden – denn E-Bike ist eben nicht gleich E-Bike. Was umgangssprachlich als „Elektrofahrrad“ bezeichnet wird, kann in den Augen des Gesetzgebers nämlich durchaus schon als motorisiertes Zweirad-Kraftfahrzeug gelten. Dieser Umstand ruft Dinge wie Führerscheinpflicht, Kennzeichnung und Zulassung auf den Plan. Ganz zu schwiegen davon, dass solche Vehikel auch auf Radwegen nicht mehr geduldet sind. Damit dein künftiges Pedelec auch gesetzlich als Fahrrad gesehen wird, müssen folgende Leitungsparameter eingehalten werden.

  • Der Motor darf keine Nenndauerleistung haben, die 250 Watt überschreitet.
  • Der Motor darf maximal bis 25 km/h unterstützend mitwirken.
  • Voll motorisierte Fahrt (im Sinne einer Anfahr- und Schiebehilfe) ist bis maximal 6 km/h zulässig.

Werden all diese Obergrenzen technisch eingehalten, kannst du davon ausgehen, dass das entsprechende Pedelec auch juristisch als Fahrrad betrachtet wird.

Gibt es auch schnellere Pedelecs?

Es ist wichtig, sich im Klaren über diese gesetzlichen Feinheiten zu sein, da es durchaus auch erheblich schnellere Pedelecs gibt. Diese werden in aller Regel als „S-Pedelecs“ bezeichnet. Jedoch kannst du dich auf diese Bezeichnungen nur bedingt verlassen, da sie nicht rechtlich definiert sind, sondern eher etwas mit Marketing zu tun haben. Selbst was dir als normales Pedelec verkauft wird, kann in den Augen des Gesetzgebers bereits als motorisiertes Zweirad gelten, wenn die oben genannten Leistungsparameter damit überschritten werden können.

Und manche Pedelecs sind in der Tat deutlich schneller. So gibt es Pedelecs mit Motoren, die bis zu 45 km/h unterstützen – fast doppelt so viel, wie für eine Einordnung als Fahrrad zulässig ist. Da kann man schon nachvollziehen, warum der Gesetzgeber solche Fahrzeuge eher wie elektrische Mofas einordnet. Auch die Nenndauerleistung von vielen Pedelec-Motoren kann mitunter deutlich höher liegen als die Obergrenze von 250 Watt.

Welche technischen Ausstattungsmerkmale sind beim Pedelec wichtig?

So groß wie die Preisspanne, so erheblich können auch die Abweichungen in Puncto Ausstattung bei einem Pedelec sein. Das heißt jedoch mitnichten, dass du zwingend 2.000 Euro oder mehr auf den Tisch legen musst, um ein qualitativ robustes Pedelec zu bekommen. So gibt es durchaus auch vergleichsweise günstige Pedelecs, bei denen zumindest die essenziellen Attribute stimmen.

Wichtig ist in jedem Fall eine gute Bremse. Am besten sind hydraulische Bremsen. Ob diese ihre Bremswirkung mit Bremsklötzen/Felgenbremsen oder mit Bremsscheiben umsetzen, ist dabei nicht so wichtig. Scheibenbremsen haben den kleinen Vorteil, dass sie etwas feiner dosierbar sind, sie kosten in aller Regel aber auch mehr. Ebenfalls wichtig ist die Rahmenkonstruktion: Pedelecs wiegen deutlich mehr als konventionelle Fahrräder, sodass ein stabiler, langlebiger Rahmen ein Muss ist. Insofern ist der Wert einer guten Federung nicht zu unterschätzen. Diese erhöht nicht nur den Komfort, sondern entlastest auch den Rahmen und erleichtert Fahrten in etwas holprigem Gelände.

Zu guter Letzt ist auch die Art des Motors zu beachten – und zwar hinsichtlich seiner Position. Mittelmotoren bieten den Vorteil, dass sie die Gewichtsverteilung nicht wirklich beeinflussen, da sie ohnehin unterhalb des Fahrers montiert sind, kosten aber auch am meisten. Hinterradmotoren bringen die Leistung direkt aufs Antriebsrad und geben somit einen spürbaren Schub, können aber bei einer zu rasanten Fahrweise naturgemäß nach hinten ausbrechen. Vorderradmotoren sind am günstigsten, erfordern jedoch eine gewisse Eingewöhnung, da sie natürlich die Lenkung mit ihrem Gewicht beeinflussen. Dafür sind sie aber auch flexibel, da sie sich mit jeder Getriebeart realisieren lassen.

Mögliche Einsparpotenziale beim Kauf eines Pedelecs

Du musst dich jedoch nicht zwingend auf Pedelecs mit Frontmotoren beschränken, wenn du etwas weniger ausgeben willst. Es gibt auch andere technische Optionen, dessen Nutzung zwar angenehm sein kann, jedoch vollkommen optional ist. Der Preis kann deswegen auch durchaus in die Höhe getrieben werden. So setzen manche Pedelecs beispielsweise auf einen Antriebsriemen anstelle einer Kette. Dieser ist im Betrieb zwar leiser und muss auch nicht geschmiert werden – jedoch sind das kleine Annehmlichkeiten, für die du preislich auch mehr drauflegst. Auch eine Nabenschaltung ist zwar schick, aber längst nicht unbedingt erforderlich.

Überhaupt liegen in Puncto Gangschaltung die größten Einsparpotenziale vor. Denn nicht wenige Pedelecs, gerade die, die über 2.000 Euro kosten, tragen in diesem Bereich viel zu dick auf. So manches Pedelec protzt diesbezüglich mit Extras, die eines Rennrads würdig wären. Doch bei allem Enthusiasmus: 28 Gänge machen bei einem Pedelec etwa so viel Sinn wie 15 Grafikkarten in einem Office PC. Technisch gesehen würde bei einem Pedelec mit motorisierter Anfahrhilfe sogar ein einziger Gang ausreichen, um eine gute Alltagstauglichkeit zu gewährleisten. Einzig und allein wenn du viel mit hügeligen Streckenprofilen zu tun hast, dürfen es gerne ein paar Gänge mehr sein – und selbst dann sollte der mittlere bis höhere einstellige Bereich ganz locker ausreichen.

400 Wattstunden reichen für Alltagstauglichkeit

Ein weiterer, nicht unerheblicher Kostenfaktor ist der Akku. Dessen Kapazität und wie er baulich in das Pedelec implementiert ist, wirken ebenfalls preistreibend bzw. preissenkend. Hier kannst du das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Denn Akkus, die „unsichtbar“ im Rahmen verbaut sind, sind zwar optisch unauffällig, aber auch umständlich, da sich der Akku nur mit Mehraufwand ausbauen lässt. Stattdessen solltest du modulare Akkus bevorzugen, die sichtbar am Rahmen angebracht sind, jedoch mit wenigen Handgriffen abgenommen werden können. Diese sind nicht nur günstiger, du kannst sie auch flexibel zu Hause laden. Es braucht also keine zusätzliche Stromleitung zu deinem Fahrradschuppen. Auch hast du als möglicher Power User dann den Vorteil, einen Reserve-Akku mit dir führen zu können, den du in Windeseile tauschen kannst, wenn es notwendig sein sollte.

Als Nennleistung reichen 400 Wattstunden für eine gute Alltagstauglichkeit voll und ganz aus. Und wenn du über einen Reserve-Akku verfügst, gilt dies umso mehr. Für Vielfahrer kann auch ein Antrieb mit Energierückgewinnung spannend sein. Dieser nutzt Bremsvorgänge, um die dabei entstehende Wärme energetisch dem Motor zur Verfügung zu stellen, wodurch indirekt die Akkulaufzeit erhöht wird. Das macht jedoch eher langfristig einen Unterschied und nur dann wirklich Sinn, wenn auch Streckenprofile mit viel Stop and Go oder mit vielen „Talfahrten“ vorliegen. Baulich gesehen ist eine solche Energierückgewinnung natürlich nur mit Motoren möglich, die am Vorderrad oder Hinterrad angebracht sind. Mittelmotoren steht sie hingegen nicht zur Verfügung.

Vorteile beim Kauf im Fachhandel

Wenn du dir ein E-Bike oder ein Pedelec anschaffen willst, lohnt sich der Weg in den Fachhandel. Dort mag das Preisniveau zwar höher liegen, aber gemessen daran, dass du dort auch meist eine recht gute Qualität erhältst und günstige Pedelecs ohnehin um die 1.000 Euro kosten können, solltest du nicht an der falschen Ecke sparen. Denn im Fachhandel erhältst du unter anderem eine umfassende Beratung und in aller Regel eine viel genauere Produktbeschreibung. Vor allem kannst du dort auch eine Probefahrt machen. Im Falle eines Online-Shop-Besuchs fällt diese Möglichkeit ohnehin flach.

Doch ein individueller E-Bike Test mit kurzer Probefahrt sollte gerade bei einer solchen Anschaffung möglich sein und auch wahrgenommen werden. Da du es hier mit deutlich mehr Gewicht als bei einem konventionellen Fahrrad zu tun hast, kann das Fahrverhalten von einem Pedelec zum nächsten erheblich abweichen, da doch recht deutliche Unterschiede in der Konzeption möglich sind. Und gerade als Pedelec „Fahranfänger“ bist du gut beraten, nicht die Katze im Sack zu kaufen – der Gang zum Fachhändler ist also dringend zu empfehlen!

Quellen

https://www.n-tv.de/auto/Was-braucht-ein-gutes-Pedelec-article20444977.html

https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/zweirad/fahrrad-ebike-pedelec/vorschriften-verhalten/pedelec-ebike/

https://e-bike-test.org/e-bike/ebike-kaufberatung/energieruckgewinnung-rekuperation-ebikes/

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