Überblick

Waldzerstörung: versteckte Posten im CO2-Budget der EU

Die Notwendigkeit sowie mittlerweile glücklicherweise auch die Umsetzung von CO2-Einsparungen ist in aller Munde. Oft wird auf die Vielzahl von deutschen Firmen verwiesen, die strenge Umweltauflagen erfüllen sowie auf ambitionierte Ziele und Förderprogramme der Politik in Richtung CO2-Reduktion. Doch so nobel und überfällig diese Ziele sind: CO2-Emissionen sind nicht nur ein abstraktes Konstrukt, das sich mit Auflagen und weniger Abgas reduzieren lässt.

22.04.2021 • 10:41 Uhr

Waldzerstörung: versteckte Posten im CO2-Budget der EU

Rodung fern der EU

Gerne rühmen wir uns in Deutschland einer nachhaltigen Forstwirtschaft, die Nischen für geschützte Waldgebiete bewahrt und stumpfsinnigen Kahlschlag verhindert. Doch dabei ist der europäische Wunsch nach Anbauflächen, Holz sowie diversen Futter- und Nahrungsmitteln, wie Soja, Kakao, Kaffee und Palmöl, gewaltig. Das Problem: bewaldete Flächen werden regelmäßig abgeholzt. Eine der Triebkräfte für mehr CO2-Emissionen ist die Zerstörung natürlicher Senken. Etwas, was fernab der EU und doch mit ihrem kräftigen Zutun geschieht, jedoch in keinem CO2-Budget eingepreist wird.

EU-Importe sind die zweitgrößte Triebkraft für Waldzerstörung auf der Welt. Nur China importiert noch mehr. 16% der weltweiten Waldzerstörung sind wirtschaftlich durch EU-Importe bedingt, wovon wiederum 80% auf die acht größten Volkswirtschaften entfallen. Und der Spitzenreiter unter diesen ist wiederum Deutschland.

Die Waldzerstörung in Zahlen

Wenig überraschend sind es vor allem Latein- und Südamerika, deren Wälder durch internationale Nachfrage nach Anbauflächen, Holz und Agrarprodukten mit beängstigender Geschwindigkeit verschwinden. Zwischen 2005 und 2017 wurden durchschnittlich 43.700 Hektar Wald allein für deutsche Importe vernichtet. Die berechneten CO2-Emissionen, die alleine durch die Abholzungen für EU-Importe zustande kamen, betrugen 2017 etwa 116 Millionen Tonnen. Eine Größe, die in den entsprechenden CO2-Budgets komplett ignoriert wird, dabei entspricht sie rund einem Viertel dessen, was die gesamte EU Landwirtschaft jährlich emittiert!

Auf einer wissenschaftlichen Ebene und im atmosphärisch-klimatischen Kontext begreifen wir schon längst, wie wichtig es ist, CO2 zu reduzieren. Und auch fangen wir langsam an, unseren Plastik- und Elektronikmüll zu hinterfragen. Doch unmittelbare Umweltzerstörung läuft noch genau so weiter wie eh und je. Wir haben sie nur exportiert. Der WWF ermahnte jüngst die Bundesregierung sowie die EU-Kommission, endlich verbindliche Umwelt- und Sozialstandards in den internationalen Handelsbeziehungen zu verwirklichen.

Quellen

https://www.wwf.de/2021/april/die-waldzerstoerungs-weltrangliste

https://www.bild.de/news/inland/news-inland/klima-waldzerstoerer-europa-krass-welche-rolle-deutschland-spielt-76060424.bild.html

Bild

stock.adobe.com / RICHARD CAREY