PFAS: Regularien bei Ewigkeits-Chemikalien sollen verschärft werden

Eine Recherche von WDR, NDR und der Süddeutschen Zeitung hat sogenannte „Per- und polyfluorierte Alkyl-Substanzen“, kurz PFAS, in die Schlagzeilen gebracht. Welche Regularien gibt es bei den Ewigkeits-Chemikalien?

16.03.2023 • 14:06 Uhr

PFAS: Regularien bei Ewigkeits-Chemikalien sollen verschärft werden

Wir haben im ersten Teil unserer Mini-Serie den Begriff PFAS erklärt, also die Hintergründe zu den „Per- und polyfluorierte Alkyl-Substanzen“, den Ewigkeits-Chemikalien. Was ist PFAS überhaupt?

Im zweiten Teil ging es um die Gefahr, die von den Chemikalien ausgeht. Denn die ist real, wie wir hier aufzeigen. Stellt sich automatisch die Frage: Welche Regularien gibt es bereits?

Im Rahmen des Zulassungs- und Bewertungsprozesses der EU (REACH) sind bislang lediglich einzelne Substanzen reguliert worden, da bei ihnen negative Auswirkungen nachgewiesen wurden. Das ist allerdings alles andere als umfassend. Deutschland, Dänemark, Norwegen, die Niederlande und Schweden wollen ein umfassendes Verbot von PFAS erreichen.

PFAS: Große Gefahren ohne Regulierungen

Schätzungen zufolge würden ohne Regulierungen oder Verbote in den nächsten 30 Jahren rund 4,4 Millionen Tonnen PFAS in die Umwelt gelangen.

Wie die Tagesschau berichtet, wurde bei einer Untersuchung des Umweltbundesamts im vergangenen Jahr PFAS in zu hohen Mengen im Blut von Kindern und Jugendlichen gefunden. Bei bis zu einem Viertel der Jugendlichen sei die Konzentration im Körper so hoch gewesen, dass "gesundheitliche Wirkungen nicht mehr mit ausreichender Sicherheit ausgeschlossen werden können", hieß es.

Klar ist: Ein Verbot hätte große Konsequenzen für Hersteller vieler Produkte in der EU. Deshalb soll es Übergangsfristen von 18 Monaten bis zu zwölf Jahren geben, je nachdem, wie schnell alternative Stoffe verfügbar sind.

PFAS: Verbot frühestens 2025 möglich

Der Vorschlag der fünf EU-Staaten soll im März von der EU-Chemikalienagentur (ECHA) geprüft werden. Die 27 Mitgliedsstaaten würden letztendlich entscheiden, ob ein Verbot kommt. Frühestens wäre das 2025 möglich.

Die in Deutschland bereits bestehende Umweltbelastung ist ebenfalls ein Problem. Laut aktueller Recherchen von WDR, NDR und der Süddeutschen Zeitung lässt sich das Jahrhundertgift PFAS an mehr als 1500 Orten in Deutschland nachweisen.

Die Beseitigung und Sanierung der mit PFAS belasteten Böden und Grundwasser gestaltet sich schwierig, sagt das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) auf seiner Webseite.

„Herkömmliche Sanierungsverfahren funktionieren bei den PFAS schlecht. Die Sanierung ist aufgrund der besonderen Eigenschaften der PFAS kompliziert und aufwändig, um einen nennenswerten Sanierungseffekt zu erhalten“, heißt es da. Das mache die Sanierung sehr kostspielig. Denn eine vollständige Beseitigung sei nur in hochtemperierten Sonderabfallverbrennungsanlagen möglich: „Diese Anlagen sowie Deponien, die die kontaminierten Mengen aufnehmen könnten, stehen in der benötigten Kapazität nicht zur Verfügung.“umwelt.jpg

PFAS: ProSieben-Reportage zeigt Hintergründe und Gefahren

Welche Firmen die Chemikalien nutzen, gibt es ebensowenig wie eine Meldepflicht. „Wir dürfen definitiv nicht länger zusehen, wie diese Substanzen flächendeckend in die Umwelt gelangen", erklärt Deutschlands Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) in der Reportage „ProSieben THEMA. Giftig. Unzerstörbar. Thilo Mischke auf den Spuren tödlicher Chemikalien“.

Die Reportage verpasst? Hier könnt Ihr sie Euch noch einmal anschauen.