Überblick

Nachhaltiges Bauen

Wer mit dem Traum vom Eigenheim spielt, kommt um das Thema nachhaltiges Bauen heute nicht mehr herum. Bereits die Gesetzesvorgaben zwingen Bauherren, Aspekte des nachhaltigen Bauens zu beachten. Darüber hinaus wird das ökologische Bauen attraktiv gefördert und bringt viele Vorteile mit sich. Doch was genau versteht man eigentlich unter dem Begriff „nachhaltiges Bauen“, was gibt es dabei zu beachten und welche Förderungen können in Anspruch genommen werden? Wir beleuchten das Thema genauer.

11.05.2022 • 07:17 Uhr

Nachhaltiges Bauen

Definition: Was ist nachhaltiges Bauen?

Ganz allgemein bedeutet Nachhaltigkeit sensibel und vorausschauend mit den Ressourcen der Natur umzugehen. Neben ökologischen gehören aber auch ökonomische und soziale Aspekte zur Nachhaltigkeit. In Bezug auf das Bauen bedeutet das, soweit es geht umweltfreundliche Baumaterialien einzusetzen, welche die Natur nicht oder nur minimal beeinträchtigen. Das ist der ökologische Faktor. Der ökonomische Faktor sieht ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis für das Gebäude über seine komplette Nutzungsdauer hinweg vor. Das bedeutet, die zunächst höheren Ausgaben zahlen sich für Bauherren im Laufe der Zeit aus. Schließlich beinhaltet der soziale Aspekt einen hohen Wohnkomfort, der sich u.a. durch lichtdurchflutete Räume, eine solide Wärmedämmung und eine gute Raumakustik bemerkbar macht. Erst wenn alle drei Aspekte zusammenspielen, kann man von nachhaltigem Bauen sprechen. Wichtig beim nachhaltigen Bauen ist auch noch, dass dabei immer der gesamte Lebenszyklus eines Bauwerks beachtet wird – von der Planung und Erbauung über die Nutzung bis hin zum Rückbau. Vereinfacht ausgedrückt tangiert das nachhaltige Bauen also alle Aspekte, die mit der Errichtung des Eigenheims zu tun haben. Dazu gehören u.a. die Auswahl der Baumaterialien und des Grundstücks, die Architektur, die Energie- und Wasserversorgung, die Instandhaltung und der Rückbau nach 50 bis 100 Jahren.

Welche Faktoren spielen beim Bau eines nachhaltigen Eigenheims eine Rolle?

Planung und Architektur

Ein nachhaltiges Gebäude wird für eine möglichst lange Nutzungsdauer konzipiert und schon bei der Planung wird an Umweltverträglichkeit und Energieeffizienz gedacht. Dazu gehört, möglichst platzsparend zu bauen, um nicht unnötig wichtige Lebensräume für die Flora und Fauna zu zerstören. Außerdem ist bei einer kompakten Bauweise der Heizwärmebedarf niedriger. Des Weiteren ist eine flexible Bauweise wichtig, die leicht Anpassungen zulässt, wenn sich die Lebensumstände oder Wünsche der Bauherren im Laufe der Zeit ändern. Das bedeutet, dass zum Beispiel problemlos angebaut werden kann, wenn Kinder dazukommen, oder dass altersgerechte Umbauten jederzeit möglich sind. Bedacht wird bei der Planung und Gestaltung u.a. auch, dass das Dach und die größten Fenster nach Süden ausgerichtet sind, um die Sonnenkraft optimal zu nutzen und die Voraussetzungen für den Einsatz einer Solaranlage zu schaffen.

Nachhaltige Baustoffe

Beim nachhaltigen Bauen werden umweltfreundliche Rohstoffe wie Lehm, Natursteine oder Holz eingesetzt, die hochwertig, recycelbar, nachwachsend und idealerweise regional sind. Die Herkunft ist deswegen bedeutend, weil durch kurze Transportwege Energie gespart werden kann. Je geringer der Energieaufwand der Bauteile schon bei der Herstellung ist, desto mehr entsprechen sie den Prinzipien des nachhaltigen Bauens. Im Sinne der Ökonomie muss hier gesagt werden, dass nachhaltige, hochqualitative Baustoffe erst einmal nicht die günstigste Lösung sind. Sie rechnen sich jedoch, wenn man den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes betrachtet. Zudem sind die bei einem nachhaltigen Gebäude eingesetzten Baustoffe nicht gesundheitsschädlich, was für manche herkömmliche Baustoffe nicht gilt. Oft geht von diesen Substanzen, zu denen Schwermetalle und Kohlenwasserstoffe gehören, erst nach Jahren eine Gesundheitsgefahr aus, die zunächst einmal gar nicht erkannt wird. Es lohnt sich also, nicht nur zum Wohl der Umwelt, sondern auch zum Wohl der Hausbewohner auf nachhaltige Baustoffe zu setzen.

Dämmung und Energiebedarf

Beim nachhaltigen Bauen wird sehr viel Wert auf eine gute Wärmedämmung gelegt, weil durch sie der Energiebedarf des Gebäudes gemindert werden kann. Häufig kommen Wärmedämmverbundsysteme zum Einsatz – idealerweise mit einem ökologischen Dämmstoff wie Steinwolle oder Kork. Die Wärmedämmung sorgt dafür, dass die Heizwärme im Winter nicht so schnell aus den Räumen entweicht. Angenehmer Nebeneffekt ist, dass die Hitze im Sommer nicht so leicht ins Haus dringt. Die Energie, die das Gebäude benötigt, entstammt beim nachhaltigen Bauen aus regenerativen Quellen wie Solarenergie, Geothermie oder Biomasse. Das trägt zum Umwelt- und Klimaschutz bei, denn dadurch werden keine fossilen Ressourcen wie Kohle und Gas verbraucht, die immer knapper werden und hohe Emissionen verursachen. Des Weiteren ist Wassereffizienz ein wichtiges Thema beim nachhaltigen Bauen. Durch die richtige Planung, etwa mit wassersparenden Armaturen und Geräten, lässt sich die Wassereffizienz deutlich steigern. Ein typischer Neubau, der die Prinzipien des nachhaltigen Bauens beachtet, besitzt zudem eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, welche die Sonnenstrahlen in Strom umwandelt, und eine Wärmepumpe, die aus Umweltwärme Heizenergie macht. Zusätzlich kann eine thermische Solaranlage die Wassererwärmung unterstützen.

Abfallvermeidung

Bauabfälle und Baureststoffe machen hierzulande ganze 80 Prozent des gesamten Abfallaufkommens aus. Beim nachhaltigen Bauen wird schon bei der Planung darauf geachtet, dass möglichst wenige Bauabfälle entstehen. Bei der Errichtung selbst kommen Konzepte für Mülltrennung und umweltverträgliche Entsorgung zum Einsatz. Besonderes Augenmerk wird auch auf die Fähigkeit zum Rückbau gelegt, d.h. dass die Baustoffe nach der Nutzung des Gebäudes in den Energie- und Wertstoffkreislauf zurückgeführt werden können. Dazu gehört auch die Wiederverwendung von Bauteilen und Baustoffen wie zum Beispiel Wände, Decken und Tragkonstruktionen.

Nutzerfreundlichkeit, Komfort und Sicherheit

Auch optimale, angenehme Wohnbedingungen sind ein wichtiger Aspekt des nachhaltigen Bauens. Dazu gehören u.a. behagliche Raumtemperaturen, eine gute Raumluftqualität, eine ansprechende Beleuchtung und eine angenehme Raumakustik. Durch verschiedene bauliche und technische Maßnahmen können alle diese Faktoren optimiert werden. Die Ansprüche der Menschen an ein Ambiente zum Wohlfühlen sind jedoch unterschiedlich, deswegen ist es wichtig, dass jeder Bewohner Temperatur, Beleuchtung, Belüftung etc. schnell und einfach nach seinen Bedürfnissen regulieren kann. Hier und bei den Sicherheitsaspekten, die natürlich ebenfalls wichtig sind, damit man sich in seinem Zuhause wohlfühlt, spielt smarte Haustechnik eine wichtige Rolle. Das nachhaltige Haus der Zukunft ist smart! Die Möglichkeiten in diesem Sektor sind weitreichend und ständig kommen neue Erfindungen hinzu. Welche smarte Technik ein Gebäude dann konkret enthält, hängt also natürlich von den Vorstellungen und Wünschen des Bauherren ab.

Garten

Im Idealfall ist auch ein naturnaher Garten Bestandteil eines nachhaltigen Hauses. Gartenwege und Terrassen sollten mit wasserdurchlässigen Wegen ausgestattet werden, damit das Regenwasser versickern kann, was für die Grundwasserneubildung bedeutsam ist und das Überschwemmungsrisiko senkt. Wer ein Gartenhäuschen im Garten stehen haben will, sollte darauf achten, dass dieses am besten die FSC-Zertifizierung aufweist. Diese bestätigt, dass das Holz aus nachhaltigem und regionalem Anbau stammt. Ansonsten ist ein nachhaltiger Garten ein Garten, in dem sich Flora und Fauna natürlich entfalten können und auf chemische Pflanzenschutzmittel und andere schädliche Substanzen verzichtet wird.

Welche Förderungen für nachhaltige Bauprojekte gibt es?

KFW-Bank

Die staatliche KFW-Bank unterstützt alle, die den Traum vom Eigenheim realisieren wollen mit attraktiven Krediten und Förderungen. Bei energieeffizienten Neubauten kann so ein Kredit von bis zu 150.000 Euro mit günstigen Zinsen und einem Tilgungszuschuss, der nicht zurückgezahlt werden muss, in Anspruch genommen werden. Auch für energieeffiziente Sanierungen, die Anschaffung einer Photovoltaikanlage, altersgerechte Umbauten und weitere Baumaßnahmen hält die KFW-Bank Förderprogramme bereit. Manche der Förderungen lassen sich auch miteinander kombinieren. Um die Förderungen zu erhalten, muss meist ein Energieberater mit in das Bauvorhaben einbezogen werden.

BAFA

Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) unterstützt alle, die energiesparende Sanierungen an Gebäuden vornehmen mit attraktiven Förderungen. Förderbar sind nach der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) alle Maßnahmen, die ein Gebäude energieeffizienter machen. Dazu können Einzelmaßnahmen an der Gebäudehülle, aber auch eine moderne Anlagentechnik und der Einbau einer energiesparenden Heizung gehören. Darüber hinaus wird auch die Hinzuziehung eines Energieexperten bezuschusst.

Weitere mögliche Fördergelder für Bauherren

Wohn-Riester, Arbeitnehmersparzulagen und die Wohnungsbauprämie sind weitere Förderungen, die allerdings nicht nur für nachhaltige Bauvorhaben gelten. Darüber hinaus gibt es nicht nur staatliche Förderungen für Häuslebauer, sondern auch von den Bundesländern oder Kommunen gestartete Programme. Über die Förderbank des Bundes kannst du schnell und einfach herausfinden, welche Bauförderungen in deinem Bundesland angeboten werden. Nutze dazu einfach die Suchfunktion und entsprechende Filter. Über kommunale Förderprogramme kannst du dich bei deiner Gemeinde informieren. Interessant in diesem Zusammenhang sind auch noch die Baufinanzierungsangebote einiger Nachhaltigkeitsbanken wie der Ethikbank oder der Umweltbank. Wer auf nachhaltiges Bauen setzt, bekommt hier besonders günstige Zinsen.

Mit welchen Siegeln sind nachhaltige Baumaterialien gekennzeichnet?

Mithilfe von Öko-Siegeln können Bauherren schnell und einfach feststellen, wie nachhaltig Baumaterialien, Gebäudeteile und ganze Häuser sind. Wichtige Siegel beim Bauen sind das vom Bundesbauministerium konzipierte BNK-System, das die Nachhaltigkeit von Ein- und Mehrfamilienhäusern angibt, sowie das QDF-Zeichen, das vom Bundesverband Deutscher Fertigbau stammt und die Nachhaltigkeit und Qualität von Fertighäusern dokumentiert. Der Blaue Engel ist wohl das bekannteste Öko-Siegel hierzulande und er findet sich auch auf vielen Produkten im Bausektor wieder. Das Zeichen steht für eine hohe Umweltqualität. Ein Qualitätszeichen ist auch das Umweltsiegel Natureplus, das sich auf mehr als 600 europäischen Bauprodukten befindet, die ökologisch, nachhaltig und wohngesund sind. Strenge Nachhaltigkeitskriterien müssen auch Bauprodukte erfüllen, die das Öko-Label Cradle to Cradle Certified nutzen. Wer Zweifel hat, ob bestimmte Bauprodukte gesundheitlich unbedenklich sind, sollte im Bauverzeichnis des Sentinel Haus Instituts nachschauen. Dort sind Produkte aufgelistet, die hinsichtlich der Wohngesundheit höchste Ansprüche erfüllen.

Quellen

https://smartvatten.com/de/wassereffizienz/

https://nachhaltiges-bauen.de/baustoffe/Bauabfälle

https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Neubau/Kauf-einer-neuen-Immobilie/

https://www.bafa.de/DE/Energie/Effiziente_Gebaeude/Sanierung_Wohngebaeude/sanierung_wohngebaeude_node.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Nachhaltiges_Bauen

https://www.mein-eigenheim.de/bauplanung/nachhaltig-bauen.html

https://www.biallo.de/baufinanzierung/ratgeber/nachhaltiges-bauen/#nachhaltiges-bauen-welche-förderungen-gibt-es-bei-der-baufinanzierung

https://www.deutschland-machts-effizient.de/KAENEF/Redaktion/DE/FAQ/FAQ-Uebersicht/BEG/faq-bundesfoerderung-fuer-effiziente-gebaeude.html?cms_artId=3057730

https://www.cleanenergy-project.de/gesellschaft/green-lifestyle/nachhaltig-und-umweltfreundlich-bauen-auch-im-garten/

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